28.11.2017
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (1)
Die Bestrebungen, gemeinsame Institutionen für die Staaten Europas zu schaffen, haben mich bereits vor geraumer Zeit interessiert. Ich beabsichtige meine Eindrücke hierüber nunmehr zu vertiefen. Von frühen europäischen Unionsbewegungen hatte ich wiederholt gehört. Ziel dieser Bewegungen sei es gewesen, die Vereinigten Staaten von Europa durch freiwilligen Zusammenschluss der europäischen Völker unter einer gemeinsamen Verfassung mit gemeinsamen politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Institutionen zu errichten. Bei meinen Recherchen stieß ich auf die nach dem Ersten Weltkrieg ins Leben gerufene Paneuropa-Bewegung. Gegründet sei diese Bewegung von Richard Graf Coudenhove-Kalergi, der zugleich ihr Generalsekretär gewesen sei. Er sei am 16.11.1894 geboren und am 27.07.1972 gestorben. 1934 sei er aus Österreich emigriert und habe 1940 in New York einen Ruf als Professor erhalten. Auf Initiative von Coudenhove-Kalergi sei eine Reihe von europäischen Netzwerken für europäische Verständigung entstanden. Er habe eine europäische Monroe-Doktrin nach dem Motto „Europa den Europäern“ gefordert. 1933 sei die Paneuropa-Bewegung übrigens von den Nationalsozialisten in Deutschland verboten worden. 1947 sei auf Anregung Coudehovens die Europäische Parlamentarische Union gegründet. Diese Einrichtung habe es sich zum Ziel gesetzt, die Parlamentarier der europäischen Staaten zusammenzuführen. Als eine weitere Organisation, die sich der europäischen Idee verpflichtet erklärt habe, wird die Europäische Föderalistische Union mit ihren einzelnen europäischen Gliederungen genannt, zu denen auch die deutsche Europa-Union gehört. Sodann ist noch die Rede von der Unabhängigen Liga für europäische Zusammenarbeit. Im Zusammenhang mit der besagten Liga wird der belgische Politiker christlich-sozialer Ausrichtung Paul van Zeeland (11.11.1893 – 22.09.1973 als deren Mitbegründer erwähnt. Die Unabhängige Liga für Europäische Zusammenarbeit sei 1947 gegründet worden.
Meine Erhebungen führten mich auf die Website „voltairenet.org/article 188097.html.“ Dort wurde ein Beitrag mit dem Titel „Die Geheime Geschichte der Europäischen Union“ von einem gewissen Thierry Meyssan veröffentlicht. In diesem Beitrag wird den Geheimdiensten der USA und Großbritanniens eine gewichtige Rolle bei der Gründung und Förderung von Organisationen zugeschrieben, die Ziele für die Zusammenführung europäischer Staaten verfolgten. So habe der britische Geheimdienst unter Mitwirkung van Zeelands die Independant League for European Corporation (ILEC) gegründet. Sie habe eine europäische Freihandelszone und eine gemeinsame Währung fördern sollen.
19.11.2017
Anmerkungen zur Stadt Hattingen (1)
In meiner Jugend habe ich im Ruhrgebiet vier Jahre und vier Monate verbracht. Diese Jahre betrachte ich als eine prägende Zeit mit vielfältigen Eindrücken. Gewohnt habe ich damals in Bochum. Zu meinen bevorzugten Ausflugszielen zählte das Ruhrtal. Das nahe an der Stadt Bochum gelegene Ruhrtal stellte für mich eine unerwartete Idylle dar. Ich war überrascht, so nah an der Großstadt eine von der Industrie weitgehend verschonte Naturlandschaft vorzufinden. Getrübt wurde dieser Eindruck jedoch, wenn man sich auf Hattingen zubewegte. Dort geriet nämlich die Henrichshütte ins Blickfeld des Wanderers. Diese mir als gewaltig erschienene Industrieanlage brachte mir ins Bewusstsein, dass weite Teile dieser einst ländlich geprägten Region durch die Industrialisierung ein völlig neues Gesicht erhalten hatten. Ich erinnere mich,dass Rauchwolken beträchtlichen Ausmaßes von den Anlagen der Henrichshütte aufstiegen. Zur damaligen Zeit spielte bekanntlich der Umweltschutz in Deutschland eine sehr untergeordnete Rolle. Ich habe seinerzeit Hattingen wiederholt aufgesucht. Ein Besuch dieser Stadt fand auch anlässlich eines Schulausflugs statt, bei dem die Burg Blankenstein besichtigt wurde. Was Hattingen anbetrifft, so erinnere ich mich vor allem an Fachwerkhäuser und enge Gassen. In späteren Jahren habe ich in einem vom Verlag Bertelsmann im Jahr 1975 herausgegebenen Lexikon nachgeschlagen, um mehr über Hattingen zu erfahren. Dort fand ich folgenden Eintrag: „Hattingen an der Ruhr, westfälische Stadt (Ennepe-Ruhr-Kreis), südlich von Bochum, 60.000 Einwohner); Druckereien, Eisen-und Maschinenindustrie. In der Nähe Isenberg mit der Ruine (seit 1226) der Isenburg“. In der heutigen Zeit kann ich auf das Internet zurückgreifen und auf diesem Weg ausführlichere Informationen erhalten. So erfuhr ich einiges über die Geschichte dieser Ortschaft. Ich wurde darüber unterrichtet, dass bereits 2000 Jahre vor Christi Geburt in der Jungsteinzeit unter anderem in Holthausen, Welper und an der Westseite der Isenburg durch archäologische Funde frühe Siedlungen belegt sind. In den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende hätten an der mittleren Ruhr Germanen vom Stamm der Hattuarier gelebt. Ein bestimmter Siedlungsplatz dieses Stammes hätte die Bezeichnung Hatneghen erhalten, worunter ein fester Platz verstanden worden sei. Durch das Vordringen der Sachsen im 800 Jahrhundert wäre die besagte Region Bestandteil des sächsischen Gaus Hatterun geworden. Nach der Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen sei aus der alten Hattuarierfeste ein fränkischer Reichshof mit 20 Unterhöfen geworden, die im ganzen Hattinger Land verstreut gewesen wären. Durch diesen Hofverband hätten die fränkischen Herrschaftsansprüche an strategisch bedeutender Stelle gesichert und gefestigt werden sollen. Im Jahr 1005 habe der spätere Kaiser Heinrich II den Reichshof Hattingen und die dazugehörige Kirche der neugegründeten Benediktinerabtei Deutz bei Köln geschenkt. Eine sich auf das Stadtarchiv der Stadt Hattingen stützende Quelle besagt, dass sich die urkundliche Ersterwähnung Hattingens in der Bestätigung dieser Schenkung durch den Erzbischof Heribert von Köln in den Jahren 1019/1020 nachweisen lässt. In einer anderen Quelle wird hingegen dargelegt, dass Hattingen erstmalig 990 als Reichshof „Hatneggen“ urkundlich erwähnt wurde. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts sei auf dem Isenberg durch den Kölner Erzbischof Adolf mit Hilfe seines Bruders Albrecht von Altena eine Burg errichtet worden. Als einschneidendes Ereignis in jener Zeit wird geschildert, dass 1225 der Kölner Erzbischof Engelbert vom Burggrafen Friedrich vom Isenberg ermordet wurde. Diese Tat habe zu einer Umstrukturierung des Herrschaftswesens im Raum Hattingen geführt. Burggraf Friedrich sei in Köln hingerichtet und die Isenburg zerstört worden. Zu neuen Landesherren im Raum Hattingen hätten sich die Grafen von der Mark aufgeschwungen. Diese hätten mit Burg Blankenstein eine eigene Burganlage errichtet. Grundherr des betreffenden Gebiets sei jedoch das Kloster Deutz und mithin auch der Erzbischof von Köln gewesen. Zwischen Vertretern des Geschlechts der Grafen von der Mark und dem Erzbischof von Köln sei es zu einer „Fehde“ genannten Auseinandersetzung gekommen. Im Verlauf dieser um 1250 auch kriegerisch geführten Auseinandersetzung sei Hattingen von Soldaten des Blankensteiner Drosten Bernd Bitter zweimal niedergebrannt worden. Die Siedlung Hof von Hattingen hätte sich in diesem Konflikt zum Grafen von der Mark als Schirmherrn bekannt. Diese Entscheidung habe zu vom Erzbischof von Köln ausgehenden kriegerischen Handlungen geführt. Seine „Reisigen“ hätten am 02.04.1263 die Siedlung Hof Hattingen „eingeäschert“.
Dieser Beitrag (Hattingen) soll in weiteren Folgen ergänzt werden.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (2)
Mit der Idee, gemeinsame Institutionen für europäische Länder zu schaffen, wird vor allem der französische Staatsmann Robert Schuman in Verbindung gebracht. In diesem Zusammenhang wird besonders auf eine von Schuman am 09.05.1950 gehaltene Rede hingewiesen. In dieser Rede habe er vorgeschlagen, dass bestimmte Länder Europas Kohle und Stahl gemeinsam verwalten sollten. In den von mir hinzugezogenen Quellen wird von einem Schuman-Plan gesprochen. Robert Schuman sei zu diesem Zeitpunkt Außenminister Frankreichs gewesen. Ich las in einem Beitrag, dass der sogenannte Schuman-Plan auf ein Projekt des Generalkommissars für den französischen Wirtschaftsplan Jean Monnet zurückgehen soll. Dieses Projekt habe die Auflösung der Ruhrbehörde vorgesehen. Die westdeutsche Schwerindustrie sei seit April 1949 durch die internationale Ruhrbehörde kontrolliert worden. Die Ruhrbehörde habe die Kohle-und Stahlerzeugung des Ruhrgebiets unter Frankreich, Großbritannien, den USA und den Beneluxländern aufgeteilt.
Am 18.04.1951 sei in Paris der Vertrag zur Schaffung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl, die auch als Montanunion bezeichnet wird, geschlossen worden. Vertragspartner seien Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande gewesen. In der Sitzung des Deutschen Bundestages vom 10.01.1952 sei dem Beitritt der BRD zur Montanunion zugestimmt und der besagte Vertrag angenommen worden. 232 Abgeordnete der CDU/CSU, der FDP und der DP hätten dem Vorhaben zugestimmt, 148 Abgeordnete der SPD und der KPD hätten es abgelehnt. Der Vorsitzende der SPD, Kurt Schumacher, habe die Montanunion als zu klerikal, zu konservativ, zu kapitalistisch und zu kartellistisch bezeichnet. Er habe in ihr ein Votum für ein Klein-Europa gesehen. Mit diesem Vertrag sei die Kontrolle der Alliierten über das Ruhrgebiet aufgehoben worden.
Der Vertrag zur Schaffung der Europäischen Gemeinschaft für Eisen und Stahl sei am 10.08.1952 in Kraft getreten. Die Montanunion habe das Ziel verfolgt, die Erzeugung von Kohle und Stahl auszuweiten und durch Steigerung der Produktivität der Montanindustrie zur Hebung des Lebensstandards in den Mitgliedsstaaten beizutragen. Zu diesem Zweck hätte der Vertrag die Mitgliedsstaaten verpflichtet, auf mengenmäßige Beschränkungen des Warenverkehrs, auf die Erhebung von Zöllen und auf die Diskriminierung von Erzeugern und Verbrauchern von Kohle und Stahl zu verzichten. Außerdem habe der Vertrag den Mitgliedsstaaten die Freizügigkeit der Bergleute und Metallfacharbeiter zur Auflage gemacht. Am 10.02.1953 sei der Gemeinsame Markt der Montanstaaten für Kohle Eisen und Schrott errichtet worden. Dieser Markt habe sich mit Wirkung vom 01.05.1953 auch auf Stahl erstreckt. Als einen wesentlichen Aspekt des besagten Vertrages wird die Übertragung von Hoheitsrechten der Einzelstaaten über die Kohle-und Stahlindustrie auf die Montanunion angesehen. Diese sei hierdurch in die Lage versetzt worden, Investitionshilfen zu gewähren, Ausgleichszahlungen zu bewilligen, Erzeugungsbeschränkungen und Preise festzusetzen sowie Beschränkungen des Wettbewerbs abzubauen.
Für die Montanunion seien eigene Institutionen geschaffen worden. Nach meinen Erhebungen sei hierbei der Hohen Behörde eine besondere Bedeutung zugekommen. Die Hohe Behörde sei mit der Durchführung des Vertrags betraut worden. Sie habe mithin die Funktion eines Exekutivorgans gehabt. Standort der Hohen Behörde sei Luxemburg gewesen. Sie habe aus 9 Mitgliedern bestanden, die von den Regierungen der Montanstaaten auf sechs Jahre ernannt worden seien. Jene Mitglieder seien nicht an Weisungen gebunden gewesen. Der Hohen Behörde habe ein Beratender Ausschuss zur Seite gestanden. In ihm seien Unternehmer, Verbraucher und Arbeitnehmer vertreten gewesen. Bei einem weiteren Organ habe es sich um den Ministerrat gehandelt. Im Ministerrat seien die Regierungen der Vertragsstaaten durch je einen Minister vertreten gewesen. Dem Ministerrat sei aufgegeben worden, dafür zu sorgen, dass die Tätigkeit der Hohen Behörde mit der Wirtschaftspolitik in den Mitgliedsstaaten übereinstimmt. In einer anderen Quelle wird dargelegt, dass der Ministerrat die Entscheidungen der Hohen Behörde mit der Wirtschaftspolitik in den einzelnen Ländern koordinieren sollte. Diese Aufgabenbeschreibung halte ich für aussagekräftiger. Für die Montanunion sei eine Parlamentarische Versammlung ins Leben gerufen worden, die auch als Gemeinsame Versammlung bezeichnet wird. Dieses Gremium habe aus 78 Mitgliedern bestanden, die aus den nationalen Parlamenten gewählt worden seien. Laut Wikipedia beschränkten sich die Möglichkeiten der Gemeinsamen Versammlung auf die Debatte des Rechenschaftsberichts, den die Hohe Behörde jährlich abliefern musste. Im Rahmen dieser Aussprache hätte die Gemeinsame Versammlung allerdings das Recht gehabt, die Hohe Behörde der EGKS mit einem Misstrauensvotum durch eine Zweidrittelmehrheit zum Rücktritt zu zwingen. Die Gemeinsame Versammlung habe in Straßburg getagt.
Als weiteres Organ der Zusammenarbeit der Montanunion-Staaten sei der Europäische Gerichtshof errichtet worden. Dieser habe bei Streitigkeiten unter den Mitgliedsstaaten angerufen werden können. Er sei für Klagen gegen Entscheidungen der Hohen Behörde zuständig gewesen. Sitz des Europäischen Gerichtshofs sei Luxemburg gewesen.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (1)
Ich bekenne, dass ich vor geraumer Zeit die Schriften Erich Maria Remarques gern gelesen habe. Ich habe seinen Stil als schlicht und sein schriftstellerisches Anliegen weitgehend als unprätentiös in Erinnerung. Ich habe mich allerdings früher auch nicht intensiv mit der Person und dem Werk dieses Autoren auseinandergesetzt. Als erstes Werk Remarques habe ich in den frühen sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts „Im Westen nichts Neues“ gelesen. Ich kann mich noch entsinnen, dass ich von diesem Roman durchaus beeindruckt war. Da dieser Roman im Schaffen des Autors nach meiner Wahrnehmung einen besonderen Rang einnimmt, habe ich vor, ihn noch einmal zu lesen. In meiner Bibliothek befinden sich nur wenige Produktionen Remarques. Es sind dieses außer „Im Westen nichts Neues“ die Romane „Die Nacht von Lissabon“ und „Zeit zu leben und Zeit zu sterben“ sowie „Schatten im Paradies“. Die Verlage Fischer, Kiepenheuer&Witsch und Rowohlt gaben um das Jahr 2000 unter dem Titel „Große Autoren zum Greifen nah“ 50 einmalige Sonderausgaben im kleinen Format heraus. Hierunter befinden sich auch Erzählungen und andere Texte Remarques aus den Jahren 1930/1931, denen der Titel „Der Feind“ beigegeben wurde. Dieses Bändchen enthält auch ein Interview, das von dem seinerzeit oft ins Blickfeld einer interessierten Öffentlichkeit gerückten Autor Axel Eggebrecht geführt wurde. Ich beabsichtige ebenfalls, mich erneut mit diesem Interview zu beschäftigen.
Neben meinen Studien von im Internet zum Thema Erich Maria Remarque veröffentlichen Texten habe ich auch auf die von mir erworbenen Literaturlexika zurückgegriffen. Im Band „Wilpert – Lexikon der Weltliteratur“ fand ich einige aus meiner Sicht bemerkenswerte Kommentierungen vor. Dort heißt es unter anderem:“Äußerst erfolgreicher aber auch umstrittener antifaschistischer und antimilitaristischer Romancier mit unmittelbar zeitbezogenen, gesellschaftskritischen Themen im spannenden Kolportagestil. Wurde 1929 durch seinen realistischen Kriegsroman „Im Westen nichts Neues“ ,einer nüchternen Darstellung des 1. Weltkriegs und des Grauens des sinnlosen Völkermordens, schlagartig weltberühmt. - Auch in den späteren, oft tragisch gestimmten Werken gewandter, packender Schilderer lebensnaher, schicksalsgeprägter Gestalten und spannend – effektvoller Ereignisse“. Im einstigen Standardwerk „ Kindlers Neues Literaturlexikon“ stieß ich in der Stellungnahme zu „Im Westen nichts Neues“ auf folgende Passage: „Die mörderischen Kämpfe, der Stellungskrieg, die Materialschlachten, die Gasangriffe, die nächtlichen Patrouillen durch zerschossene Wälder, das hundertfache Sterben ringsumher kehren mit fast stereotyper Gleichförmigkeit wieder und ähneln den vergleichbaren Schilderungen in vielen andern Kriegsbüchern: kaum reflektiert, in einer einfachen Report – Sprache, nur bisweilen von melancholischem Pathos gefärbt und ohne jeden Ton von Hoffnung“. In der „Illustrierten Geschichte der Deutschen Literatur“ wurden die in Remarques reiferen Jahren entstandenen Werke mit dem folgenden Urteil bedacht: „In den späteren Romanen und Filmtexten wurde Remarque zum Boulevardautor“.
02.01.2018
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (2)
In diesem Beitrag beginne ich damit, einige Begebenheiten aus dem Leben Erich Maria Remarques zu schildern. Der Protagonist meines Beitrags wurde am 22.06.1898 als Sohn der Eheleute Anna Maria Remark, geb. Stallknecht und Peter Remark in Osnabrück geboren. Sein amtlicher Name war Erich Paul Remark. Sein Vater ging dem Beruf des Buchbinders nach. Erich Paul war das zweite von vier Kindern der Eheleute Remark. Seine Vorfahren väterlicherseits waren einst aus Frankreich nach Deutschland migriert. Sie trugen den Namen Remacle. Die ersten Lebensjahre Erich Pauls waren durch häufige Umzüge der Familie Remark innerhalb Osnabrücks geprägt. Von 1904 bis 1912 besuchte er die Johannisvolksschule in Osnabrück. Im Jahr 1912 begann er seine Ausbildung zum Volksschullehrer. Hierzu musste er sich zunächst einer so genannten katholischen Präparandie unterziehen. Hierbei handelte es sich um eine dreiklassige Vorstufe zum katholischen Lehrerbildungsseminar für Volksschullehrer. Nach Beendigung dieser vorbereitenden Ausbildung trat er am 02. 07.2015 in das Katholische Königliche Schullehrer-Seminar zu Osnabrück ein. In dieser Zeit verkehrte Erich Paul Remark in einem Osnabrücker Künstlerkreis. Es bestand eine enge Freundschaft mit dem bildenden Künstler Fritz Vordemberge. Im Juni 2016 wurde Remarks Schrift „Von den Freuden und Mühen der Jugendwehr“ veröffentlicht. Auf den 21.11.2016 fällt seine Einberufung zur Armee. Er war zunächst Ersatz-Rekrut beim Ersatz-Bataillon im Infanterie-Regiment 781. Die militärische Ausbildung fand in der Caprivi-Kaserne in Osnabrück und in Celle statt. Am 16.06.2917 wurde er an die Westfront verlegt. Bereits am 31.07.2017 wurde er verwundet. Es wird berichtet, dass er von mehreren Granatsplittern an Arm und Bein getroffen wurde und einen Halsdurchschuss erlitten hat. Er wurde in verschiedenen Lazaretten stationär behandelt. Im August 2017 wurde er in das in Duisburg gelegene St. Vinzenz-Hospital verlegt. Während seiner dortigen stationären Behandlung starb am 09.09.2017 seine Mutter. Aus diesem Krankenhaus wurde er am 31.10.1918 entlassen. Am 15.11.1918 wurde Erich Paul Remark der Orden EK 1 verliehen. Im Januar 1919 konnte er seine Ausbildung zum katholischen Volksschullehrer fortsetzen. Am 05.01.1919 wurde er aus der Armee entlassen. Er verzichtete auf Orden und Ehrenzeichen. Wikipedia berichtet von einem Tagebucheintrag Remarks vom 24.08.1918. In diesem Eintrag habe er für die Zeit nach Ende des Krieges einen Kampf gegen die drohende Militarisierung der Jugend, gegen den Militarismus in jeder Form seiner Auswüchse gefordert. Am 25.06.1919 bestand Remark die Lehramtsprüfung.
Anmerkungen zur Stadt Hattingen (2)
In meinem Beitrag vom 19.12.2017 über die Stadt Hattingen habe ich mich über die Geschichte dieses Gemeinwesens bis zum Jahr 1263 eingelassen. Ich setze nunmehr meine Ausführungen zur Historie Hattingens fort. Als bedeutsamen Schritt für die Entwicklung des frühen Hattingens wird in den von mir hinzugezogenen Quellen der Umstand geschildert, dass die Grafen von der Mark der Gemeinde Einzelprivilegien gewährt haben. Nach diesen Quellen ist es jedoch nicht zur einmaligen Verleihung des Stadtrechts gekommen. Die „Stadtwerdung“ habe sich vielmehr schrittweise in einem Zeitraum von hundert Jahren vollzogen. Als wichtig wird außerdem hervorgehoben, dass Graf Engelbert am 17.05.1350 Hattingen die Freiheitsrechte verliehen hat. Es sei aber bereits zur gleichen Zeit in dem Ort Markt abgehalten worden. Durch die Aktivitäten der Bürgermeister und der Ratsherren sei damals bereits eine frühe Form der Selbstverwaltung festzustellen gewesen. Als besonders markantes Ereignis wird der Befestigungsvertrag vom 2.07.1396 dargestellt. Dieser Vertrag sei zwischen Graf Dietrich von der Mark und Bürgermeister nebst Rat sowie dem Schultheißen des Hofes von Hattingen abgeschlossen worden. Historiker hätten konstatiert, dass Hattingen mit Abschluss des Befestigungsvertrags Stadt geworden ist. Die Stadt sei anschließend mit weiteren Privilegien bedacht worden. Hierbei habe es sich unter anderem um die Erhebung von Wegegeld, Weinzins sowie Kornakzise (Steuer von Umsatz und Verbrauch), um Zollfreiheit und die Erlaubnis, Wochen-und Jahrmärkte abzuhalten, gehandelt. Ich wurde ebenfalls darüber unterrichtet, dass Bürgermeister und Rat ab 1486 eigene Gesetze und Statuten erlassen konnten. Hierdurch sei ein hoher Stand der Selbstverwaltung erreicht worden. Ich las, dass auch im ländlichen Bereich um Hattingen eine Entwicklung hin zu selbstverwalteten Gebietskörperschaften stattfand. Die dort zerstreut liegenden Höfe hätten sich nämlich etwa zur gleichen Zeit zu Bauernschaften zusammengeschlossen, aus denen sich die späteren Gemeinden entwickelt hätten. Die unterhalb der Burg Blankenstein entstandene Siedlung, die ebenfalls Blankenstein genannt worden sei, habe 1355 ebenfalls Freiheitsrechte erhalten. Diese Siedlung sei, wie auch Hattingen, durch zwei Bürgermeister und Ratsherren verwaltet worden.
Von einer ersten wirtschaftlichen Blüte Hattingens ist bereits im frühen 15. Jahrhundert die Rede. Zurückgeführt wird dieses darauf, dass die Stadt Hattingen durch die Gründung von Gilden im Jahre 1412 zum wichtigsten Handelszentrum im Westen der Grafschaft Mark geworden sei. Vor allem die Tuchmacher hätten überregionale Bedeutung erlangt. Es sei jedoch bald zu einem Rückschlag in der wirtschaftlichen Entwicklung Hattingens gekommen. Anlässlich eines Bruderstreits der Grafen Adolf und Gerhard von der Mark sei die Stadt völlig eingeäschert worden. Den Einwohnern Hattingens sei es jedoch gelungen, sich nach einer gewissen Zeit von diesem Schicksalsschlag zu erholen und erneut zu prosperieren. Seit 1554 hätten Hattingen und auch Blankenstein sogar der Hanse angehört. Ab etwa 1580 sei die Reformation auch in die Region Hattingen gekommen. Die zum damaligen Zeitpunkt noch bestehenden Abhängigkeiten zum Kloster Deutz hätten die Hinwendung der Menschen zum evangelischen Glauben nicht verhindern können. Jene Abhängigkeiten seien jedoch nach und nach abgebaut worden. Lediglich in Blankenstein und Niederwenigern seien weiterhin katholische Gemeinden zu verzeichnen gewesen. Die Anfang des 17. Jahrhunderts entstandenen religiösen Strukturen seien bis heute weitgehend erhalten geblieben.
Die im 17. und 18. Jahrhundert aufgetretenen Verwerfungen hätten die Menschen der Region Hattingen schwer getroffen. Hierbei habe es sich um Pest und Krieg gehandelt. Die besagten Übel hätten den Wohlstand beendet. Die Region hätte sich nur langsam von den Folgen des Dreißigjährigen Kriegs erholt. Neben der Textilindustrie hätte der Bergbau eine immer größere Bedeutung erlangt. Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung des Raums Hattingen sei gewesen, dass die Ruhr seit 1780 schiffbar war. Dieser Fluss habe nunmehr die Funktion eines Massentransportwegs gehabt und die Verbindung zu bedeutenden Wirtschaftszentren herstellen können.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (3)
Bei meinen Recherchen über die Vorgängerorganisationen der Europäischen Union fiel mir auf, dass wiederholt die Bedeutung der Konferenz von Messina der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl aus dem Jahr 1955 für die Entwicklung der Zusammenarbeit europäischer Staaten betont wurde. Zunächst stieß ich auf folgenden Satz: „Auf der Konferenz von Messina 1955 einigten sich die sechs EGKS-Staaten darauf, ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit zu erweitern“. Auch war vom Mythos von Messina beziehungsweise vom Geist von Messina die Rede. Der Geist von Messina werde erwähnt, wenn es darum geht, schwierige Momente in den Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union zu überwinden. Die Lage war seinerzeit dadurch angespannt, dass die geplante Europäische Verteidigungsgemeinschaft am Widerstand des französischen Parlaments gescheitert war.
An der Konferenz von Messina haben die nachstehend aufgeführten Politiker teilgenommen: Paul Henri Spaak für Belgien, Walter Hallstein für die Bundesrepublik Deutschland, Antoine Pinay für Frankreich, Gaetano Martino für Italien, Joseph Blech für Luxemburg und Jan Willem Beyen für die Niederlande. Walter Hallstein war damals übrigens Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Als Konferenzziel wurde formuliert, Europa seinen Platz in der Welt zu sichern und seinen Einfluss und seine Wirkung nach außen zu erneuern. Als ebenso wichtiges Ziel wurde angestrebt, den Lebensstandard der Bevölkerung ständig zu verbessern.
Beeindruckt hat mich das Schlusskommunique der besagten Konferenz. In ihm sind nach meiner Einschätzung sehr weitsichtige Gedanken geäußert worden, deren Umsetzung in der gegenwärtigen Weltlage für die Bevölkerung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union von großem Nutzen wäre. In jenem Text bekräftigen die sechs Teilnehmerstaaten ihren Willen, „einen neuen Abschnitt auf dem Weg zum Aufbau Europas in Angriff zu nehmen“. Dieses sollte zunächst auf wirtschaftlichem Gebiet geschehen. Sie seien der Ansicht gewesen, dass auf dem Wege zur Schaffung eines geeinten Europas weitergegangen werden müsse durch Entwicklung gemeinsamer Institutionen, durch fortschreitende Verschmelzung der National wirtschaften, durch Errichtung eines gemeinsamen Marktes und durch fortschreitende Harmonisierung ihrer Sozialpolitik. Sie erklärten schließlich, dass die Errichtung eines gemeinsamen europäischen Marktes ohne Zölle und ohne mengenmäßige Beschränkung das Ziel ihres Handelns auf wirtschaftlichem Gebiet ist. Dieser Markt kann jedoch nach Auffassung des erwähnten Gremiums nur schrittweise verwirklicht werden. Seine Durchführung erfordere die Bearbeitung folgender Fragen: Verfahren und Zeitmaß des schrittweisen Abbaus der Hindernisse im Wirtschaftsverkehr zwischen den Teilnehmerländern sowie geeignete Maßnahmen für die schrittweise Vereinheitlichung des Zollsystems gegenüber dritten Ländern. Außerdem seien erforderlich Maßnahmen zur Harmonisierung der allgemeinen Politik der Teilnehmerländer auf finanziellem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet, die Annahme geeigneter Methoden, die eine ausreichende Koordinierung der Währungspolitik der Mitgliedsstaaten sicherstellen, um die Errichtung und die Entwicklung eines gemeinsamen Marktes zu ermöglichen, ein System von Schutzklauseln, Schaffung eines Anpassungsfonds und Klärung seiner Arbeitsweise, schrittweise Herstellung der Freizügigkeit der Arbeitskräfte, Ausarbeitung von Regeln zur Sicherung des freien Wettbewerbs innerhalb des gemeinsamen Marktes, insbesondere zur Ausschaltung jeder Art nationaler Diskriminierung, Ausgestaltung der Institutionen, die für die Errichtung und Durchführung des gemeinsamen Marktes geeignet sind.
In der Konferenz von Messina wurde auch beschlossen, einen Studienausschuss unter der Leitung von Paul Henri Spaak einzusetzen, der mit der Prüfung der weiteren Wirtschaftsintegration und der Nutzung der Atomenergie betraut wurde.
16.01.2018
Anmerkungen zur Stadt Hattingen (3)
Eine besondere wirtschaftliche Entwicklung für die gesamte Region versprach die Entdeckung des Hattinger Spateisenflözes. Durch dieses Ereignis hielt die Schwerindustrie Einzug in den Raum Hattingen. Gegenüber den mit diesem Industriezweig verbundenen Möglichkeiten verlor die hier einst vorherrschende Textilindustrie weitgehend an Bedeutung. 1853 erwarb Graf Heinrich zu Stolberg Werningerode vom Rittergut Welper 76 Morgen Land zur Errichtung eines Hüttenwerks. Die neue Industrieanlage erhielt den Namen Henrichshütte. Über einen Zeitraum von 130 Jahren prägte die Henrichshütte die Wirtschafts- und Sozialstruktur Hattingens und der gesamten Region. Einen rasanten Aufschwung nahm auch die benachbarte Siedlung Welper. Gefördert wurde die positive Entwicklung der Region dadurch, dass Hattingen 1869 einen Bahnanschluss erhielt. Mit dem Wirtschaftswachstum ging ein Wachstum der Bevölkerung einher. Dieses führte wiederum zu einer intensiven Bautätigkeit. Diese Bautätigkeit fand vor allem außerhalb der Stadtmauern statt. In der neu geschaffenen Bahnhofstraße entwickelte sich ein beachtliches Dienstleistungs- und Verwaltungszentrum. Hier wurde das Verwaltungsgebäude der Kreisverwaltung Hattingen und der Amtsverwaltung Hattingen- Land errichtet. Hinzukamen die Gebäude für das Amtsgericht und das Postamt sowie die Häuser etlicher Banken. Auch eine neue katholische Kirche mit dem Namen St. Peter und Paul konnte gebaut werden. Seit 1872 wurde außerdem mit dem Bau einer Synagoge für die jüdische Gemeinde begonnen. In das Jahr 1910 fällt der Bau des Neuen Rathauses. In dieser Zeit ist auch der weitere beträchtliche Ausbau der Stadt zu verzeichnen. In den von mir hinzugezogenen Quellen wird nicht darauf eingegangen, wie sich der Erste Weltkrieg auf die Entwicklung der Stadt Hattingen ausgewirkt hat. Ich nehme an, dass besonders die dortige Schwerindustrie extrem in die Kriegswirtschaft einbezogen wurde.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs brachen bekanntlich schwere Zeiten über das Ruhrgebiet herein, die mit dem Begriff „Ruhrkampf“ verbunden sind. 1922/23 besetzten französisch- belgische Truppen das Ruhrgebiet, um die Reparationsforderungen des Versailler Vertrages durchzusetzen. Die besagten Truppen zogen auch in Hattingen ein. Die Reichsregierung unter Kanzler Cuno rief seinerzeit zum passiven Widerstand auf, dem die Bevölkerung des Ruhrgebiets Folge leistete. Durch den passiven Widerstand brach die Kohleförderung fast völlig ein. Für die Aufrechterhaltung des Widerstandes hatte die Reichsregierung beträchtliche Finanzmittel zur Verfügung zu stellen. Hierzu war diese jedoch bald nicht mehr in der Lage. Am 26.09. 1923 wurde der Widerstand daher abgebrochen. Auf der Londoner Konferenz wurde im August 1924 die Räumung des Ruhrgebiets beschlossen. Diese wurde jedoch erst im August 1925 vollzogen. Als Folge des „Ruhrkampfes“ kam es auch in Hattingen zu einer schweren wirtschaftlichen Krise, die mit einer hohen Arbeitslosigkeit verbunden war. Außerdem hatte die Bevölkerung die Inflation zu überstehen. Diese Misslichkeiten führten in gewissen Kreisen der Bevölkerung zu einer politischen Radikalisierung. Hattingen war sowohl Hochburg der NSDAP als auch der KPD. Die Gegnerschaft dieser Parteien artete in blutige Straßenkämpfe aus.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (3)
Aus dem Werdegang des Autors Remarque schließe ich, dass seine Tätigkeit als Lehrer nicht gerade ein Neigungsberuf für ihn war. Seine erste Stelle als Volksschullehrer trat er am 01.08.2019 an. Dienstort war Lohne. Dieser Ort liegt nach den heutigen Gegebenheiten in der Grafschaft Bentheim. Sein Wirken in dieser Gemeinde dauerte nur bis zum 31.03.1920 an. Am 04.05.1920 wechselte er an eine in Klein Berßen gelegene Schule. Dieser Ort liegt heute im Kreis Emsland. Er blieb dort bis zum 31.07.1920. Remarques nächster Dienstort war Nahe, das seit 1972 zu Osnabrück gehört. Er trat seinen Dienst am 20.08.1920 an. Er stellte jedoch schon bald einen Antrag auf Beurlaubung aus dem Schuldienst. Diesem Antrag wurde stattgegeben. Seine Lehrertätigkeit war am 20.11.1920 beendet.
Im April 1918 wurde ein Text Remarques mit dem Titel „Ich und Du“ im Blatt „Die Schönheit“ veröffentlicht. Bei Wikipedia ist zu lesen, dass es sich bei diesem Blatt um ein Publikationsorgan der ganz besonderen Art gehandelt hat. „Die Schönheit“ sei unter anderem für Rassenverjüngung, Rassenhygiene sowie ein verjüngtes Geschlecht edler Rassenmenschen aus arischem Geblüt mit arischen Instinkten eingetreten. Das besagte Blatt soll zu dem in Dresden tätigen „Verlag der Schönheit“ gehört haben. In eben jenem Verlag wurde 1920 Remarques Künstlerroman „Die Traumbude“ publiziert. Es wird berichtet, dass dieser Roman ein Misserfolg gewesen ist.
Nach einer Website der Universität bestritt Remarque nach seiner Entlassung aus dem Schuldienst seinen Lebensunterhalt durch Gelegenheitsjobs in Osnabrück. Er sei als Kaufmännischer Angestellter, Buchhalter, Grabsteinverkäufer, Klavierlehrer und Organist tätig gewesen. Ab März 1921 arbeitete Remarque als Theaterkritiker für das Osnabrücker Tageblatt und die Osnabrücker Landeszeitung. Ins Jahr 1921 fallen auch seine ersten Beiträge für die Werkszeitung „Echo- Continental“ des Reifenherstellers Continental. Der 10.03.1921 wird als Datum des ersten Belegs für die veränderte Schreibweise Remarque des Namens des Autors genannt. Im Juni 1921 habe Remarque einen verzweifelten Brief an Stefan Zweig über die schriftstellerische Zukunft gesandt. Am 29.04.1922 erfolgte die Ummeldung nach Hannover. Dort wurde er als Werbetexter und Redakteur bei „Echo- Continental“ angestellt. Durch Wikipedia wurde ich darüber unterrichtet, dass Remarque neben Werbetexten für die Continental Gummiwerke mehrere Folgen für die Reihe „Die Contibuben“ des Presseorgans „Echo- Continental“ geschrieben hat. Er habe 1923 eine Fahrt mit dem Faltboot innerhalb Patagoniens unternommen und hierüber im Magazin „Kanu- Sport“ geschrieben. In einer anderen Quelle wird angeführt, dass Remarque als Redakteur einer Werkszeitschrift, bei der es sich offensichtlich um „Echo- Continental“ gehandelt hat, die Schweiz, Jugoslawien, die Türkei, Italien, England und Belgien bereist hat. Für einen Durchschnittsbürger der damaligen Zeit war er mithin in jungen Jahren bereits recht weit herumgekommen. Einer Website der Universität Osnabrück entnahm ich, dass Remarque bei „Echo- Continental ab Juni 1923 die Funktion eines für den „gesamten Inhalt“ verantwortlichen Redakteurs innehatte.
30.01.2018
Anmerkungen zur Stadt Hattingen (4)
Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten waren auch etliche Bürger Hattingens extremen Verfolgungen ausgesetzt. Von den Machthabern als Regimegegner eingestufte Personen wurden verhaftet, manche gefoltert oder auch getötet. In der Reichspogromnacht des Jahres 1938 wurde die Synagoge niedergebrannt. Geschäfte und Wohnungen jüdischer Mitbürger wurden geplündert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Raum Hattingen viele Menschen als Zwangsarbeiter missbraucht. Es ist die Rede von 10.000 Personen, bei denen es sich um Kriegsgefangene und verschleppte Zivilisten gehandelt hat. Diese haben in nahezu 100 Lagern gelebt. Die meisten in Hattingen lebenden Juden wurden 1943 in Vernichtungslager gebracht. In der Nacht vom 16. auf den 17. Mai erfolgte ein Angriff der britischen Luftwaffe auf die Möhne Talsperre. Die bei diesem Angriff angerichteten Zerstörungen setzten immense Wassermassen frei. Hierdurch entstanden im von der Möhne durchflossenen Gebiet und im Ruhrtal gewaltige Schäden. Besonders betroffen war Neheim. Dort fließt die Möhne in die Ruhr. Auf die Flutwelle zurückzuführende Schäden waren bis Essen- Steele festzustellen. Bei Wikipedia ist zu lesen, dass die Kraft der Flut erst bei Hattingen deutlich abnahm. Dort sei ein Helfer gestorben, als er ein Opfer der Wassermassen helfen wollte. 289 Bürger Hattingens hätten Schäden an ihren Häusern hinnehmen müssen. Mit dem besagten Angriff hatten die Briten das Ziel verfolgt, die Rüstungsproduktion im Ruhrgebiet entscheidend zu behindern. Dieses Ziel wurde jedoch verfehlt. Anhaltspunkte dafür, dass die durch den Luftangriff ausgelöste Flutwelle die Stahlproduktion der Henrichshütte stark beeinträchtigt hat, fand ich nicht. Beträchtliche Schäden im Raum Hattingen entstanden jedoch durch zwei Luftangriffe der Alliierten im März 1945. Hierbei wurde die Altstadt Hattingens zerbombt. Erhebliche Schäden waren auch in Welper und Blankenstein zu verzeichnen. Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs sind 10.000 Männer aus Hattingen, Blankenstein und Hattingen- Land gefallen.
Am 16.04.1945 wurde Hattingen durch amerikanische Truppen von der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten befreit. Nach der Überquerung des Rheins durch amerikanische Truppen fand auch im Ruhrgebiet kaum noch von Deutschen ausgehender Widerstand statt. Schon bald nach Beendigung der Kriegshandlungen wurde in Hattingen mit dem Wiederaufbau begonnen. Zunächst drohte jedoch seitens der Besatzungsmacht die Demontage der Henrichshütte. Dieses konnte aber abgewendet werden. Nach Kriegsende kam es bekanntlich zu einer Fluchtbewegung Deutscher großen Ausmaßes, die vor allem auf Vertreibungen zurückzuführen ist. Hattingen nahm ebenfalls eine große Anzahl von Flüchtlingen auf. So wurde 1962 bei fast 10.000 Personen ein Flüchtlingsstatus festgestellt. Dieser Personenkreis hatte einen Anteil von 30 Prozent an der Bevölkerung Hattingens.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (4)
Eine besondere Bedeutung für die politische Entwicklung Europas wird den am 25.03.1957 abgeschlossenen Römischen Verträgen, die mit Wirkung vom 01.01.1968 in Kraft traten, beigemessen. Dieses trifft in erster Linie auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zu. Von untergeordneter Bedeutung ist demgegenüber der Vertrag zur Gründung der Europäischen Atomgemeinschaft. Bei meinen Recherchen stieß ich auf folgende Stellungnahme des mir unbekannten Historikers Klinkhammer: „Die Grundidee war, über einen wirtschaftlichen Zusammenschluss Frieden und Wohlstand zu schaffen. Und diese Kombination, einerseits Handelserleichterungen zu schaffen und damit Wohlstand zu bringen und gleichzeitig Sicherungen gegen einen eventuellen künftigen Krieg einzubauen, war sehr attraktiv“. Ich bediene mich zuweilen eines Werkes der Verlagsgruppe Bertelsmann aus den 1970er Jahren mit der Bezeichnung „Das moderne Lexikon“. Dort fand ich im Zusammenhang mit den Römischen Verträgen diesen Eintrag: “Aufgabe der EWG ist es, durch die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und die schrittweise Annäherung der Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten eine harmonische Entwicklung des Wirtschaftslebens innerhalb der Gemeinschaft, eine erhöhte Stabilität, eine beschleunigte Hebung des Lebensstandards und engere Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern. Um einen freien Warenverkehr für sämtliche Erzeugnisse der beteiligten Staaten zu ermöglichen, wurde ein stufenweiser Abbau der Zölle vorgenommen, gleichzeitig wurden die mengenmäßigen Beschränkungen der Ein- und Ausfuhren aufgehoben“. Eine andere Passage dieses Eintrags lautet wie folgt: „Weitere Ziele sind die Beseitigung der Hindernisse für den freien Personen-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten und die Einführung einer gemeinsamen Agrar-, Verkehrs- und Wettbewerbspolitik“.
Diese Darstellung ist aus meiner Sicht eine durchaus brauchbare Zusammenfassung, die jedoch eine intensive Beschäftigung mit dem Vertragstext nicht erübrigt. In der Hoffnung, eine gewisse Vertrautheit mit diesem Text erreichen zu können, habe ich ihn sogar handschriftlich abgeschrieben. Hierbei hat mich die sprachliche Abfassung des Textes schon beeindruckt. Im Gegensatz zu manchen heutigen Gesetzestexten ist diese nach meiner Einschätzung durchaus gelungen. Als Partner des die Gründung der EWG betreffenden Vertrages werden die Staatsoberhäupter der beteiligten Länder genannt. Es sind dieses Seine Majestät der König der Belgier, Der Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Der Präsident der Französischen Republik, Der Präsident der Italienischen Republik, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Luxemburg, Ihre Majestät die Königin der Niederlande. Als verhandelnde Personen wurden die Regierungschefs vom jeweiligen Staatsoberhaupt bevollmächtigt. Für die Bundesrepublik Deutschland wurden mit den entsprechenden Vollmachten ausgestattet Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer und Prof. Dr. Walter Hallstein, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes. Als besonders feierlich empfinde ich die Präambel des Vertragswerks. Dort wird erklärt, dass die Vertragspartner in dem festen Willen, die Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluss der europäischen Völker zu schaffen, entschlossen durch gemeinsames Handeln den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt ihrer Länder zu sichern, indem sie die Europa trennenden Schranken beseitigen, in dem Vorsatz, die stetige Besserung der Lebens- und Beschäftigungsbedingungen ihrer Völker als wesentliches Ziel anzustreben, in der Erkenntnis, dass zur Beseitigung der bestehenden Hindernisse ein einverständliches Vorgehen erforderlich ist, um eine beständige Wirtschaftsausweitung, einen ausgewogenen Handelsverkehr und einen redlichen Wettbewerb zu gewährleisten, in dem Bestreben ihre Volkswirtschaften zu einigen und deren harmonische Entwicklung zu fördern, indem sie den Abstand zwischen einzelnen Gebieten und den Rückstand weniger begünstigter Gebiete verringern, in dem Wunsch durch eine gemeinsame Handelspolitik zu fortschreitender Beseitigung der Beschränkungen im zwischenstaatlichen Wirtschaftsverkehr beizutragen, in der Absicht die Verbundenheit Europas mit den überseeischen Ländern zu bekräftigen, und in dem Wunsch, entsprechend den Grundsätzen der Satzung der Vereinten Nationen, den Wohlstand der überseeischen Länder zu fördern, entschlossen durch diesen Zusammenschluss ihrer Wirtschaftskräfte Frieden und Freiheit zu wahren und zu festigen, und mit der Aufforderung an die anderen Völker Europas, die sich zu dem gleichen Ziel bekennen, sich diesen Bestrebungen anzuschließen, beschlossen haben, eine Europäische Gemeinschaft zu gründen.
Im Artikel 1 des besagten Vertrags ist dann festgehalten, dass durch diesen Vertrag die Hohen Vertragsparteien untereinander eine Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gründen.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (4)
Bei meinen recht mühsamen Erhebungen über die frühen Jahre Remarques stieß ich auf den Hinweis, dass der Autor 1923 an einem Roman mit dem Titel Gam gearbeitet hat. Die Arbeiten an diesem sollen sich bis ins Jahr 1924 erstreckt haben. Auf einer Website las ich über diesen Roman, dass die junge Protagonistin Gam auf ihrem Weg durch vier Kontinente mit verschiedenen Männertypen konfrontiert wird, die jeweils unterschiedliche Lebensphilosophien repräsentieren. Auf ihrem Selbstfindungstrip habe sie schließlich die Einheit von Mensch und Natur erreicht. Anhaltspunkte dafür, dass dieser Schrift Erfolg beschieden war, fand ich nicht. Im Februar 1924 wurde ein Essay Remarques mit diesem Titel publiziert: „Über das Mixen kostbarer Schnäpse“. Im Mai jenes Jahres schrieb der Autor ein Vorwort zum Ausstellungskatalog der konstruktivistischen hannoveraner Gruppe K, der unter anderem Hans Nitschke und Friedrich Vordemberge- Gildewart angehörten. Ende 1924 erfolgte der Umzug nach Berlin. Laut Wikipedia wurden während Remarques Zeit in Hannover 100 kurze Prosatexte dieses Autors in diversen Tages- und Wochenzeitungen veröffentlicht.
Seit 1924 verwendete der Autor übrigens für seinen Namen nur noch die Schreibweise Remarque statt Remark. Er trat am 01.01.1925 eine Stelle als Redaktionsmitglied der zum Scherl Verlag gehörenden Zeitschrift „Sport im Bild“ an. Der Scherl Verlag war wiederum Bestandteil des Hugenberg- Konzerns. Die Führungsspitze dieses Konzerns war für ihre erzkonservative und deutschnationale Haltung bekannt. Es wird berichtet, dass die Führung des Hugenberg- Konzerns sogar die NSDAP großzügig finanziell unterstützt hat. Am 14.10.1925 heiratete Remarque Ilse Jutta Zambona, geschiedene Winkelhoff. Diese am 25.08.1901 geborene Dame wurde übrigens in ihren Kreisen Jeanne genannt. Für merkwürdig halte ich den Umstand, dass Remarque 1926 den Adelstitel „Freiherr von Buchwald“ für angeblich 500 Reichsmark mittels Adoption durch den verarmten Adeligen Hugo von Buchwald gekauft hat. Am 01.02.1917 trat Remarque gemeinsam mit seiner Ehefrau aus der Katholischen Kirche aus. Im Herbst und Winter des Jahres 1917 arbeitete Remarque am Roman „Im Westen nichts Neues“. Mit dem 25.11. 1927 begann der Vorabdruck des Fortsetzungsromans „Station am Horizont“ in der Zeitschrift „Sport im Bild“. Nach meinen Recherchen spielt dieser Roman im Rennfahrermilieu. Diese Arbeit erschien zuletzt am 17.02.1928 in der besagten Zeitschrift.
Den Roman „Im Westen nichts Neues“ hatte Remarque zunächst dem S. Fischer Verlag zur Veröffentlichung vorgelegt. Im März 1928 erhielt er jedoch von diesem Verlag eine Ablehnung. Daraufhin wandte sich der Autor an den Ullstein Verlag. Dort wurde sein Werk angenommen. Am 03.08.2018 wurde Remarque bei „Sport im Bild“ als „für den redaktionellen Inhalt verantwortlicher Redakteur“ eingesetzt. Mit der Ausgabe der Vossischen Zeitung vom 10.11.2018 begann der Vorabdruck von „Im Westen nichts Neues“ in diesem Blatt. Bereits am 15.11.1928 wurde Remarque vom Scherl Verlag fristlos gekündigt. Neben Sportartikeln hatte der Autor während seiner Zeit in Berlin auch Artikel auf dem Gebiet der Mode geschrieben. Außerdem hatte er Ernst Jüngers Roman „In Stahlgewittern“ wohlwollend rezensiert. Remarque war folglich in jener Zeit vielseitig publizistisch tätig.
06.02.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (5)
In Zeiten, in denen Protektionismus, neoliberales Denken und Handeln sowie nationalistischer Egoismus weltweit mehr und mehr an Boden gewinnen, ist die Rückbesinnung auf die im Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft formulierten Grundsätze besonders vonnöten. Die im Artikel 2 dieses Vertrages festgehaltene Programmatik ist nach meiner Auffassung auch noch heute von ausschlaggebender Bedeutung für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben unterschiedlicher Völker. Artikel 2 lautet wie folgt: „Aufgabe der Gemeinschaft ist es, durch die Errichtung eines Gemeinsamen Marktes und die schrittweise Annäherung der Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten eine harmonische Entwicklung des Wirtschaftslebens innerhalb der Gemeinschaft, eine beständige und ausgewogene Wirtschaftsausweitung, eine größere Stabilität, eine beschleunigte Hebung der Lebenshaltung und engere Beziehungen zwischen den Staaten zu fördern, die in dieser Gemeinschaft zusammengeschlossen sind. In dem ausführlichen und straff gegliederten Artikel 3 sind dann die Aktivitäten aufgeführt, die sich die Gemeinschaft auferlegt hat. Zunächst sollten die Zölle und mengenmäßigen Beschränkungen bei der Ein- und Ausfuhr von Waren sowie aller sonstigen Maßnahmen gleicher Wirkung zwischen den Mitgliedsstaaten abgeschafft werden. Auch sollte ein gemeinsamer Zolltarif und eine gemeinsame Handelspolitik gegenüber dritten Ländern eingeführt werden. Die Vertragsparteien hatten es sich zum Ziel gesetzt, die Hindernisse für den freien Personen,- Dienstleistungs- und Kapitalverkehr zwischen den Mitgliedsstaaten zu beseitigen. Weitere Ziele waren eine gemeinsame Politik auf den Gebieten der Landwirtschaft und des Verkehrs. Die Gemeinschaft wollte ebenfalls ein System einführen, das den Wettbewerb innerhalb des Binnenmarkts vor Verfälschungen schützt. Man wollte Verfahren anwenden, welche die Koordinierung der Wirtschaftspolitik der Mitgliedsstaaten und die Behebung von Störungen im Gleichgewicht ihrer Zahlungsbilanzen ermöglichen. Außerdem hatten es sich die Vertragsparteien zur Aufgabe gemacht, die innerstaatlichen Rechtsvorschriften anzugleichen, soweit dieses für das Funktionieren des Gemeinsamen Marktes erforderlich ist. Es sollte zwei spezielle Institutionen geschaffen werden. Hierbei handelte es erstens um einen Europäischen Sozialfonds zur Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten der Arbeitnehmer. Zweitens war eine Europäische Investitionsbank zu errichten, um durch Erschließung neuer Hilfsquellen die wirtschaftliche Ausweitung in der Gemeinschaft zu erleichtern. Der Gemeinschaft sollte ferner die Assoziierung der Überseeischen Länder und Hoheitsgebiete obliegen, um den Handelsverkehr zu steigern und die wirtschaftliche und soziale Entwicklung durch gemeinsame Bemühungen zu fördern.
Im Artikel 4 ist aufgeführt, welche Organe die der Gemeinschaft zugewiesenen Aufgaben wahrzunehmen haben. Genannt werden eine Versammlung, ein Rat, eine Kommission und ein Gerichtshof. In diesem Artikel wird zugleich erwähnt, dass jedes Organ nach Maßgabe der ihm im besagten Vertrag zugewiesenen Befugnisse handelt. Nach Absatz 2 des Artikels 4 werden der Rat und die Kommission von einem Wirtschafts- und Sozialausschuss sowie einem Ausschuss der Regionen mit beratender Aufgabe unterstützt. Artikel 5 hat den folgenden Wortlaut: „Die Mitgliedsstaaten treffen alle geeigneten Maßnahmen allgemeiner und besonderer Art zur Erfüllung der Verpflichtungen, die sich aus diesem Vertrag oder aus Handlungen der Organe der Gemeinschaft ergeben. Sie erleichtern dieser die Erfüllung ihrer Aufgaben. Sie unterlassen alle Maßnahmen, welche die Verwirklichung der Ziele dieses Vertrags gefährden könnten“. Absatz 1 des Artikels 6 hat zum Inhalt, dass die Mitgliedsstaaten in enger Zusammenarbeit mit den Organen ihre Wirtschaftspolitik koordinieren, soweit dieses zur Erreichung der Ziele dieses Vertrags erforderlich ist“. Nach Absatz 2 dieses Artikels achten die Organe der Gemeinschaft darauf, die innere und äußere finanzielle Stabilität der Mitgliedsstaaten nicht zu gefährden.
Auf die Artikel 7 und 8 des Vertrages gehe ich in meinem nächsten Beitrag ein.
Anmerkungen zur Stadt Hattingen (5)
Beim Wiederaufbau Hattingens entstanden neue Wohnviertel in der Südstadt und im Rauendahl. Die Henrichshütte nahm besonders während des deutschen Wirtschaftswunders einen rasanten Aufschwung. In jener Zeit arbeiteten dort 10.000 Personen. Die Bedeutung dieser Industrieanlage zeigt sich darin, dass der Flusslauf der Ruhr zur Errichtung einer Sinteranlage verlegt wurde. Das Verb „sintern“ wird im Werk „Das moderne Lexikon“ des Verlags Bertelsmann in der Weise erklärt, dass beim Sintern Stoffe (Metallpulver und keramische Stoffe) durch Erhitzen zusammengebacken werden. Das entstehende Material (Sinterwerkstoffe) sei fest, meist porös, aber teilweise auch fast porenfrei erzielbar.
Sehr wichtig für die Entwicklung Hattingens war die am 01.01.1970 in Kraft getretene kommunale Neugliederung. Aus mehreren Siedlungen wurde die neue Stadt Hattingen gebildet. Hierzu wurden die bisherige Stadt Hattingen, der größte Teil der Stadt Blankenstein und fünf Gemeinden des Amtes Hattingen- Land zusammengeführt. Hierbei handelt es sich um Bredenscheid- Stüter, Niederelfringhausen, Oberelfringhausen, Oberstüter und Winz. Durch diesen Erweiterungsprozess beläuft sich das Stadtgebiet auf 71 Quadratkilometer. Die Einwohnerzahl Hattingens betrug seinerzeit durch diesen Zusammenschluss 60.490 Personen. Beginnend mit dem Jahr 1967 wurden in Hattingen große Anstrengungen unternommen, um die historische Altstadt zu sanieren. Später wurde ebenfalls mit großem Aufwand der historische Ortskern Blankensteins saniert. Wie ich verschiedenen Stellungnahmen entnahm, erfüllen diese Maßnahmen heute noch manchen Bürger Hattingens mit Stolz. Es wird von einer herausragenden Attraktivität der Stadt geschwärmt. Die 1980er Jahre werden in einer Quelle als Jahrzehnt bezeichnet, das in Hattingen durch Arbeitskämpfe geprägt war. Es ist die Rede davon, dass der Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze bei Mönninghoff/Gottwald und auf der Henrichshütte die gesamte Bevölkerung solidarisch zusammengeschweißt hat. Dennoch erfolgte der letzte Abstich am Hochofen der Henrichshütte am 18.12.1987. Daraufhin soll das Schreckensbild von der sterbenden Stahlstadt Hattingen in der Bevölkerung Gestalt angenommen haben. Wie auch in anderen Kommunen des Ruhrgebiets stellte der Niedergang der Stahlindustrie und der Kohleförderung eine große Herausforderung für weite Kreise der Bevölkerung dar. Es wird berichtet, dass trotz aller Rückschläge Resignation in der Gemeinde nicht aufkam. Man habe sich vielmehr beherzt der Aufgabe gestellt, den Strukturwandel zu bewältigen. Auf dem ehemaligen Hüttengelände wurde ein Landschafts- Gewerbepark angelegt. Hier konnten moderne Betriebe angesiedelt werden. Im Ludwigstal und am Beul wurden neue Gewerbegebiete erschlossen.
20.02.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (6)
Es ist mir ein Anliegen, dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft meine besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Nach meiner Wahrnehmung erscheint vielen Mitmenschen ein unter Mitwirkung von Juristen ausgehandelter umfangreicher Vertrag ein gar zu trockener Stoff zu sein. Ich halte ein solches Vertragswerk jedoch für eine ganz interessante Materie. In zwei früheren Beiträgen bin ich auf die Artikel 1 bis 6 jenes Vertrages eingegangen. Ich möchte mich nunmehr den Artikeln 7 und 8 des Vertrages zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft zuwenden. Artikel 7 lautet: „Unbeschadet besonderer Bestimmungen dieses Vertrages ist in seinem Anwendungsbereich jede Diskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit verboten. Der Rat kann mit qualifizierter Mehrheit auf Vorschlag der Kommission und nach Anhörung der Versammlung Regelungen für das Verbot solcher Diskriminierungen treffen“. Aus heutiger Sicht erscheint mir die Befürchtung, es könnte im Rahmen der Zusammenarbeit der sechs Gründungsmitglieder jemand wegen seiner Staatsangehörigkeit diskriminiert werden, ein wenig seltsam. Ich führte mir jedoch vor Augen, dass der Zweite Weltkrieg bei Abschluss des Vertrages erst seit zwölf Jahren beendet war. Meines Wissens war das Deutsche Reich während des Zweiten Weltkriegs in Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und sogar in Italien Besatzungsmacht. Viele im Staatsdienst der Bundesrepublik Deutschland Beschäftigte hatten dem NS- Regime gedient und waren Mitglied der NSDAP gewesen. Gewisse Ressentiments von Angehörigen der Partnerländer Deutschlands waren daher nach meinem Empfinden nur allzu verständlich.
Bei Durchsicht des äußerst umfangreichen Artikels 8 fiel mir auf, dass hier besonderen Wert auf Einstimmigkeit gelegt wurde. Minderheitenmeinungen wurde meines Erachtens zu viel Bedeutung beigemessen. Diese Tendenz wurde bis heute beibehalten und schränkt die Handlungsfähigkeit der Europäischen Union beträchtlich ein. Nach Absatz 1 des Artikels 8 wird der Gemeinsame Markt während einer Übergangszeit von zwölf Jahren schrittweise verwirklicht. Es wurde festgelegt, dass die Übergangszeit aus drei Stufen von je vier Jahren besteht. Die Dauer jeder Stufe konnte jedoch bei Beachtung spezieller Bestimmungen geändert werden. Absatz 2 gibt darüber Aufschluss, dass jede Stufe einer Gesamtheit von Maßnahmen entspricht, die zusammen eingeleitet und durchgeführt werden müssen. Absatz 3 hat folgenden Wortlaut: „Der Übergang von der ersten zur zweiten Stufe hängt von der Feststellung ab, dass die in diesem Vertrag für die erste Stufe ausdrücklich festgelegten Ziele im wesentlichen tatsächlich erreicht und dass vorbehaltlich der in diesem Vertrag vorgesehenen Ausnahmen und Verfahren die Verpflichtungen eingehalten worden sind. Diese Feststellung wird vom Rat am Ende des vierten Jahres aufgrund eines Berichts der Kommission einstimmig getroffen. Ein Mitgliedsstaat kann die Einstimmigkeit nicht verhindern, indem er sich auf die Nichterfüllung seiner eigenen Verpflichtungen beruft. Kommt keine Einstimmigkeit zustande, so wird die erste Stufe ohne weiteres um ein Jahr verlängert. Am Ende des sechsten Jahres trifft der Rat die Feststellung mit qualifizierter Mehrheit aufgrund des Berichtes der Kommission“. Absatz 4 befasst sich dann ausführlich mit Minderheitenrechten. Danach kann ein Mitgliedsstaat, der in der Minderheit verbleibt, binnen einem Monat nach der zuletzt genannten Abstimmung beim Rat die Bestellung einer Schiedsstelle beantragen, deren Entscheidung für alle Mitgliedsstaaten und für die Organe der Gemeinschaft verbindlich ist. Sodann wird die Zusammensetzung und Bestellung der Schiedsstelle behandelt. Für den Fall, dass die Bestellung durch den Rat nicht zustande kommt, werden die Mitglieder der Schiedsstelle vom Europäischen Gerichtshof bestellt. Für bedeutender halte ich Absatz 5 des Artikels 8. Dieser enthält die Vorschrift, dass die zweite und dritte Stufe nur durch eine einstimmige, vom Rat auf Vorschlag der Kommission erlassene Entscheidung verlängert oder abgekürzt werden können. Auch Absatz 6 des Artikels 8 verdient meiner Meinung nach in meinem Beitrag eine Erwähnung. Nach ihm dürfen die Bestimmungen der vorstehenden Absätze nicht zur Folge haben, dass die Übergangszeit nicht länger als fünfzehn Jahre, vom Inkrafttreten dieses Vertrages an, dauert.
Manche der zur Erreichung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beschlossenen vertraglichen Klauseln und Vorgehensweisen erscheinen mir als reichlich umständlich und übervorsichtig. Auch war das Klima unter den Vertragspartnern noch nicht von dem für dieses bahnbrechende Projekt erforderlichen Vertrauen geprägt. Man verfuhr aus meiner Sicht nach dem folgenden, häufig zitierten Grundsatz: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (5)
In einer neuen von mir erschlossenen Quelle las ich, dass der zwischen dem Ullstein- Verlag und Remarque abgeschlossene Autorenvertrag eine aus meiner Sicht für den Autor nicht gerade schmeichelhafte Klausel enthielt. Nach dieser Klausel hätte er im Falle des Misserfolgs den vereinbarten und gezahlten Vorschuss als Journalist für die Blätter des Ullstein- Verlags abarbeiten müssen. In Kreisen der Verlagsleitung bestanden offensichtlich Bedenken, ob der Roman mit dem Titel „Im Westen nichts Neues“ dem Unternehmen Profit bringen würde. In der Roman- Redaktion der Vossischen Zeitung hätte man sogar einen Ersatztitel bereitgehalten, falls der besagte Text bei den Lesern durchfallen sollte. Die Redakteure des Ullstein- Verlags hätten für die Zeitungsfassung allzu rüde Landservokabeln oder einige grausame, sehr detaillierte Kampfschilderungen gestrichen. Der Leserkreis der Vossischen Zeitung habe sich aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zusammengesetzt. Die „unliterarische“ Sprache sei für das bürgerliche Publikum der Weimarer Republik ungewohnt, wenn nicht gar schockierend gewesen. Nach Auffassung des Autors der oben erwähnten Quelle hätte der Verlag bei einem Buch solche Risiken eingehen können, eine Abonnentenzeitung hätte sich das jedoch nicht getraut. Ferner sollen auch politische Passagen von Veränderungen betroffen gewesen sein. Es wird berichtet, dass der in der Zeit vom 10. November 1928 bis 09. Dezember 1928 erfolgte Zeitungsabdruck schon bald ein riesiger Erfolg war. Die revidierte Buchausgabe wurde am 29. Januar auf den Markt gebracht. Innerhalb von nur fünf Wochen setzte der Ullstein- Verlag 200.000 Exemplare ab. Im Juni 1930 wurde die Millionengrenze überschritten. Nach Schätzungen wurden insgesamt zwischen 15 und 20 Millionen Exemplare von „Im Westen nichts Neues“ verkauft. Der Roman wurde in 49 Sprachen übersetzt. Es wird als das erfolgreichste deutschsprachige Buch des 20. Jahrhunderts bezeichnet.
Es ist nicht erstaunlich, dass der Roman „Im Westen nichts Neues“ in nationalistischen Kreisen auf entschiedene Ablehnung stieß. Da nach meiner Wahrnehmung in diesen Kreisen Political Correctness in der Regel nicht angestrebt wird, war der Autor dieses Romans üblen Beschimpfungen und Diffamierungen ausgesetzt.
In von mir durchgesehenen Texten wird die Frage gestellt, wieso gerade dieses Buch ein so großer Verkaufserfolg war. Bei meinen Recherchen stieß ich auf die folgende Stellungnahme:“Im Falle von <Im Westen nichts Neues> kam alles auf überaus glückliche, aber auch teilweise bewusst gelenkte Weise zusammen. Remarque traf mit der Art, wie er die Fronterlebnisse des <einfachen Soldaten> schilderte, das Herz unzähliger Spätweimaraner, die größtenteils noch selbst im Krieg gewesen waren. Im Gegensatz zur üblichen nationalistischen Kriegsliteratur hat er Kampf, Leiden und Tod entheroisiert. Da er sich im Vorwort ausdrücklich jeder politischen Stellungnahme entzog, überließ er seinen in diesen Jahren von allen Seiten mit Ideologien und politischen Kampfschriften konfrontierten Lesern, ihr eigenes Urteil über den Krieg zu fällen. Der bewusste Verzicht, einen <literarischen> Roman zu schreiben und – was damals neu und überraschend war – seine Figuren in einer sehr einfachen, umgangssprachlichen Diktion reden und denken zu lassen, machte das Buch auch für literaturungewohnte Käufer attraktiv“.
In jener Quelle ist außerdem davon die Rede, dass der Ullstein- Verlag für den Roman „Im Westen nichts Neues“ eine Werbekampagne durchgeführt hat, die von Halbwahrheiten und einem enormen finanziellen Aufwand geprägt war. Es habe aber auch die bald einsetzende politische Agitation den Roman dann in den Buchhandlungen zum Selbstläufer gemacht. Im Frühjahr 1929 fand zwischen dem Publizisten Axel Eggebrecht und Remarque eine Begegnung statt, in der die beiden Exponenten der Schreibenden Zunft über den Roman „Im Westen nichts Neues“ diskutierten. Bei dieser Diskussion fragte Eggebrecht Remarque, was nach seiner Meinung der Grund des außerordentlichen Erfolges ist, den das Buch in allen Ländern hat. Hierauf antwortete Remarque wie folgt: „Eben die Tatsache, dass es nicht politisch, dass es unprogrammatisch ist. Dass es – um es zu wiederholen – vom Krieg nur das Einfache, das gemeinsame menschliche Grunderlebnis gibt“.
28.02.2018
Anmerkungen zur Stadt Hattingen (6)
Im Verlauf der Umstrukturierung gewann der Medizinische Sektor in Hattingen für das Wirtschaftsleben der Stadt an Bedeutung. Heute haben etliche Kliniken, Arztpraxen und Einrichtungen der medizinischen Hilfsberufe ihren Standort in Hattingen. In der Gesundheitsbranche arbeiten ungefähr 4.000 Personen. Auch der Tourismus spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die sanierte Altstadt mit ihren 150 Fachwerkhäusern ist für das Ruhrgebiet schon eine Besonderheit. Eine Attraktion stellt auch das Westfälische Industriemuseum Henrichshütte dar. Auch mich haben die im Internet veröffentlichten Abbildungen dieser Museumseanlage stark beeindruckt. Von den weiteren kulturellen Institutionen dieser Art werden das Westfälische Feuerwehrmuseum und das Stadtmuseum in Blankenstein hervorgehoben. Von einem regen Tourismus profitieren vor allem das Beherbergungs- und Gaststättengewerbe. Hier hat Hattingen etliche Hotels, Gasthöfe, Pensionen, Restaurants, Cafés, Kneipen und andere Betriebe zu bieten. Die von mir im Internet betrachteten Abbildungen dieser Unternehmen haben mir gefallen. Nicht nur in großen Städten werden heute mehr oder minder architektonisch gelungene Einkaufszentrum errichtet. In Hattingen wurde 2009 das Einkaufszentrum „Reshop-Carré eröffnet. Ich habe auf den mir zur Verfügung stehenden Abbildungen diesen Gebäudekomplex nicht als Fremdkörper wahrgenommen. Betont wurde in mehreren Stellungnahmen das Interesse der Bürger Hattingens an ihrer Stadt. So wurde mit offensichtlicher Genugtuung darauf hingewiesen, dass das Stadtentwicklungskonzept Hattingen 2030 mit Bürgerbeteiligung erarbeitet wurde. Übrigens wurde auch vorgetragen, dass der so genannte Stadtmarketingprozess intensiviert wurde.
Vor geraumer Zeit habe ich mich nur theoretisch mit Kommunalpolitik beschäftigt. Dieses Politikfeld fand ich damals ganz interessant. Als ich den Begriff „Neues Kommunales Finanzmanagement“ vernahm, wurde ich neugierig. Dieses Konzept fand auch in Hattingen Anwendung. Bei ihm findet eine vollständige Erfassung des Vermögens und der Schulden einer Gemeinde statt. Was das Vermögen Hattingens anbetrifft, so kam man auf eine Bilanzsumme von 393.022.175,22 EUR. Auf das Anlagevermögen entfielen 384.600.000 EUR. Zum Anlagevermögen zählten Grundstücke, Gebäude, ca. 180 km Straßen, ca. 190 km Kanäle, 3206 Straßenbäume, sowie Maschinen und Fahrzeuge. Dem Anlagevermögen standen allerdings auch Verbindlichkeiten in Höhe von 155.600.000 EUR gegenüber. Zur Verschuldung beigetragen haben Kredite für Investitionen und Kredite zur Liquiditätssicherung. Nach Auffassung der Aufsichtsbehörde ist die Haushaltssituation aufgrund der Überschuldung auch weiterhin kritisch zu betrachten. Zum Abbau der Überschuldung bedürfe es weiterhin einer dauerhaften Untersuchung des städtischen Haushalts hinsichtlich zusätzlicher Einsparmöglichkeiten und deren konsequenter Umsetzung. Ich las, dass in Hattingen sogar eine haushaltslose Zeit bestand. Die Kommunalaufsicht habe die Fortschreibung 2018 des Haushaltssanierungsplans gebilligt.
Zu den positiven Ereignissen für die Entwicklung Hattingens im neuen Jahrtausend wird die Freigabe der Neuen Ruhrbrücke für den Kraftfahrzeugverkehr am 07.02.2002 angesehen. Durch die Schließung der Sparte Rolltreppenfertigung des finnischen Kone-Konzerns im Jahr 2005 kam es in der Stadt zu einem Verlust von 300 bis 400 Arbeitsplätzen. Dieses ist für eine Gemeinde von der Größe Hattingens durchaus von Bedeutung. Im Vergleich zum Jahr 1970 ist eine geringere Bevölkerung in Hattingen zu verzeichnen. Am 31.12.2017 hatte die Stadt noch 56.214 Einwohner. Hattingen hatte am 31.03.2017 12.402 Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte aufzuweisen. Im Januar 2018 waren dort 1831 Personen arbeitslos. Diese Zahl läuft auf eine Arbeitslosenquote von 6.4 Prozent hinaus. In Anbetracht der mit einem Strukturwandel verbundenen erheblichen Schwierigkeiten handelt es sich hierbei nach meiner Einschätzung um günstige Arbeitsmarktdaten.
06.03.2018
Die Stadt Hagen in Westfalen
Ich erinnere mich, dass ich Hagen einmal mit dem Fahrrad angesteuert habe. Dieses geschah im Jahr 1956. Ich hatte seinerzeit mit zwei Mitschülern eine Radtour von Bochum nach Hagen unternommen, die uns bereits am selben Tag zum Ausgangsort zurückführte. Was uns bewogen hat, gerade Hagen anzufahren, ist mir entfallen. Auch weiß ich nicht mehr, ob wir ein bestimmtes Ziel in dieser Stadt hatten. An eine weitere Fahrt nach Hagen, die nach meiner Erinnerung 1981 stattgefunden hat, kann ich mich ebenfalls entsinnen. Hierbei handelte es sich wiederum um eine Tagesreise, die ich von Hamburg aus mit der Bahn antrat. Was diese Reise anbetrifft, so ist mir das Ziel jedoch im Gedächtnis haften geblieben. Ich wollte das Karl-Ernst-Osthaus-Museum aufsuchen. Auf dieses Kunstinstitut dürfte ich durch das 1979 vom Wolfgang Krüger Verlag herausgegebene Buch „Der deutsche Museumsführer“ aufmerksam geworden sein. Dort las ich, dass sich die Sammlungstätigkeit dieses Museums auf die Kunst des deutschen Expressionismus, auf die zeitgenössische Kunst sowie die allgemeine Kulturgeschichte konzentriert. Damals war ich bestrebt, weitere Werke des Expressionismus kennenzulernen und meine Kenntnisse auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst zu erweitern. Ich wurde vom Bestand des Museums nicht enttäuscht und war der Meinung, die Reise hätte sich gelohnt. Besonders beeindruckt hatten mich die Skulpturen Archipenkos, der dort mit 50 Werken vertreten war. Diese kurzzeitigen Besuche haben bei mir keine Eindrücke über Eigenheiten der Stadt Hagen hinterlassen. Ich beschloss daher, mit Hilfe des Internets diese Stadt ein wenig zu erkunden. Ich beginne mit der Geschichte des Gebiets, auf dem heute das Gemeinwesen Hagen steht.
Archäologische Forschungen geben darüber Aufschluss, dass auf dem heutigen Stadtgebiet bereits vor 40.000 Jahren Menschen gelebt haben. Ich wurde darüber unterrichtet, dass jene Epoche als Mittlere Altsteinzeit bezeichnet wird. Erste Ansiedlungen seien in der Jungsteinzeit zu verzeichnen. Aus der Bronzezeit lägen Siedlungsfunde einschließlich Grabfunden vor. Einige archäologische Funde ließen den Schluss zu, dass es auch in der Römischen Kaiserzeit im besagten Raum Besiedlung gegeben hat. Im Jahr 775 wurde die sächsische Hohensyburg durch Kriegsleute Karls des Großen erobert. Als Standort dieser Burg wird ein Grund über der Ruhr-Lennemündung angegeben, der nahe der Hagener Stadtgrenze zu Dortmund liegt. Diese Eroberung ist in den Annales Laureshamenses (Lorscher Annalen) überliefert. In einigen von mir durchgesehene Texten wird die Auffassung vertreten, dass hiermit der Raum Hagen in die Geschichtsschreibung eintritt. Die Geschichte dieses Raumes im Früh-und Hochmittelalter sei jedoch nicht genau nachvollziehbar. Wissenschaftlich abgesicherte Quellen über Hagen seien erst seit dem frühen 13. Jahrhundert bekannt. Die Gerichtsbarkeit über Hagen lag zu dieser Zeit bei den Grafen von Volmarstein. 1324 ging dann das Gebiet des heutigen Hagens durch Engelbert III. in den Besitz der Grafen von der Mark über. Die Hauptlinie dieses Geschlechts erlangte im Jahr im Jahr 1398 Kleve und durch Heirat im Jahr 1521 noch Jülich und Berg. 1666 kam das Gebiet, auf dem die heutige Großstadt Hagen steht, an Brandenburg-Preußen. Herrscher dieses Fürstentums war Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (7)
Zugleich mit dem Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft wurde auch von den Gründungsmitgliedern der Vertrag zur Schaffung der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) am 25.03.1957 in Rom abgeschlossen. Dieser Vertrag trat ebenfalls am 01.01.1958 in Kraft.
In den 1950er Jahren wurde in Europa ein Mangel an herkömmlichen Energieträgern festgestellt. Elektrizität wurde seinerzeit meines Wissens in vielen europäischen Ländern in erster Linie aus Steinkohle und Braunkohle gewonnen, wenn auch schon die Wasserkraft eine gewisse Bedeutung erlangt hatte. Heute dürfte es in der deutschen Bevölkerung weitgehend auf Unverständnis stoßen, dass damals der überwiegende Teil der Politiker und Repräsentanten der Wirtschaft der Kernenergie eine so große Bedeutung für das Wohlergehen der Bevölkerung beimaß. Vor allem hoffte man, mit der Kernenergie seine Unabhängigkeit bei der Energiegewinnung zu vergrößern. Man war sich bewusst, dass die Investitionskosten im Bereich der Kernenergie die Möglichkeiten der einzelnen Staaten überschritten und setzte daher auf ein gemeinsames Vorgehen.
Das allgemeine Ziel des Euratom- Vertrags wurde darin gesehen, zur Bildung und Entwicklung von Kernindustrien in Europa beizutragen, dafür zu sorgen, dass alle Mitgliedsstaaten von der Entwicklung der Atomenergie profitieren und Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Gleichzeitig sollte der Vertrag der Bevölkerung ein hohes Maß an technischer Sicherheit garantieren und verhindern, dass für zivile Zwecke bestimmtes Kernmaterial für andere Bereiche, wobei besonders an den militärischen Sektor gedacht wurde, abgezweigt würde.
Der erste Halbsatz der Präambel des Euratom- Vertrags könnte heute manchem Mitbürger gar als Provokation erscheinen. Er lautet:“In dem Bewusstsein, dass die Kernenergie eine unerlässliche Hilfsquelle für die Entwicklung und Belebung der Wirtschaft und für den friedlichen Fortschritt darstellt“. Der weitere Text der Präambel offenbart eine ähnlich euphorische Gestimmtheit. Er wird wie folgt fortgesetzt: „Entschlossen, die Voraussetzungen für die Entwicklung einer mächtigen Kernindustrie zu schaffen, welche die Energieerzeugung erweitert, die Technik modernisiert und auf zahlreichen anderen Gebieten zum Wohlstand ihrer Völker beiträgt, in dem Bestreben, die Sicherheiten zu schaffen, die erforderlich sind, um alle Gefahren für das Leben und die Gesundheit ihrer Völker auszuschließen, in dem Wunsch, andere Länder an ihrem Werk zu beteiligen und mit den zwischenstaatlichen Einrichtungen zusammenzuarbeiten, die sich mit der friedlichen Entwicklung der Kernenergie befassen ….“
In einer von mir gesichteten Website wurde herausgestellt, dass der Vertrag nur für bestimmte Rechtspersonen gilt, zu denen die Mitgliedsstaaten, natürliche Personen und öffentliche oder private Einrichtungen oder Unternehmen zählten. Die besagten Rechtspersonen seien dadurch gekennzeichnet, dass sie zumindest einen Teil ihrer Tätigkeiten in einem der Gebiete ausüben, die in den Geltungsbereich des Vertrages, fallen. Hierzu wurden genannt: Besondere spaltbare Stoffe, Ausgangsstoffe und Erze, aus denen die Ausgangsstoffe gewonnen werden. Ich wurde darüber unterrichtet, dass der Euratom- Vertrag aus 234 Artikeln besteht, die sich auf sechs Titel verteilen. Im ersten Titel ist niedergelegt, welche Aufgaben die Gemeinschaft gemäß dem Vertrag zu erfüllen hat. Der zweite Teil enthält die Bestimmungen zur Förderung des Fortschritts auf dem Gebiet der Kernenergie. Hierfür wurden die nachstehenden Gebiete aufgeführt: Förderung der Forschung, Verbreitung der Kenntnisse, Gesundheitsschutz, Investitionen, gemeinsame Unternehmen, Versorgung, Überwachung der Sicherheit, Eigentum, gemeinsamer Markt auf dem Gebiet der Kernenergie, Außenbeziehungen. Der dritte Teil hat die Vorschriften über die Organe der Gemeinschaft sowie die allgemeinen Finanzvorschriften zum Inhalt. Im vierten Teil sind die besonderen Finanzvorschriften festgehalten. Der fünfte und sechste Teil enthalten allgemeine Vorschriften und Vorschriften über die Anlaufzeit. Hierzu gehören die Einsetzung der Organe, erste Durchführungsbestimmungen und Übergangsbestimmungen.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (6)
Bei Stellungnahmen zum Roman „Im Westen nichts Neues“ wird häufig darauf hingewiesen, dass der Roman eine Ich- Erzählung ist, die immer wieder in das „Wir“ übergeht. Remarque unterstreiche mit diesem Vorgehen die Absicht, dass er ein Buch schreiben will, welches den Krieg nicht historisch, sonder aus dem Blickwinkel eines Miterlebenden beschreibt. Gleichzeitig stehe das Buch exemplarisch für das Schicksal der Generation, deren Untergang er heraufbeschwört. Der Autor beschränkt sich auf einen eng umrissenen Ausschnitt des Krieges. Dieser umfasst den Zeitraum vom September 1917 bis Oktober 1918. Handelnde Gestalten sind im wesentlichen acht männliche Personen, bei denen dem als Erzähler auftretenden Ex-Gymnasiasten Paul Bäumer die Rolle des Protagonisten zufällt. Drei weitere Mitglieder dieser Personengruppe sind ebenfalls Ex-Gymnasiasten. Die übrigen vier Gruppenmitglieder stammen aus der mit der Hand arbeitenden Bevölkerung. Unter diesen Männern hat der vierzigjährige Schuhmacher Stanislaus Katczinsky eine besondere Stellung. Diesem erfahrenen Frontsoldaten gebührt das Prädikat lebensklug. Zu ihm hat Paul Bäumer eine besondere emotionale Beziehung entwickelt.Als entschieden originell hat mir Katczinskys folgender Ausspruch gefallen:“Bildung macht dämlich“. Nach meinen Lesefrüchten waren in der so genannten Wilhelminischen Zeit viele Bildungsbürger in ihrer nationalistischen Verblendung begeistert über den Kriegseintritt des Deutschen Reiches. Auf diesen Personenkreis bezog sich offensichtlich der entsprechende Ausspruch des Schuhmachers. Die Vertreter der Arbeiterklasse werden hingegen in den von mir wahrgenommenen Aussagen von Historikern hinsichtlich des Kriegsausbruchs überwiegend als reserviert dargestellt.
In einer von mir bevorzugten Quelle ist festgehalten, dass Remarques Soldaten den Bezirk der mühsam errichteten Zivilisation verlassen. Sie würden zum Töten entwürdigt, um selbst zu überleben. Sie würden zu menschlichen Maschinen degradiert.
Folgende Passage empfand ich in der besagten Quelle als aufschlussreich, um den Charakter des Remarqueschen Textes zu umreißen: „Weil Remarque den Krieg aus der Perspektive des kleinen Mannes, der Opfer und nicht der politischen Täter schildert, er nicht Zeithistorie schreibt, sondern die Geschichte von Menschen, bleibt zumindest aus heutiger Sicht der als Vorlage dienende Erste Weltkrieg sekundär. Paul Bäumer und seine Kameraden starben auch in Stalingrad, in Korea, in Vietnam oder in Bosnien. Darin liegt die Zeitlosigkeit des Romans, und dies ist ein entscheidender Grund dafür, dass <Im Westen nichts Neues> im Gegensatz zu vielen anderen Kriegsromanen die Jahrzehnte überlebt hat. Ernst Jünger preist den Krieg als <den Vater aller Dinge> (<In Stahlgewittern>), als schicksalhafte Bewährungsprobe des <heldischen> Menschen. Die nationalistischen Chauvinisten verherrlichen ihn in ihren Romanen als Überlebenskampf der Kulturen und höchste Stufe patriotischen Pflichtbewusstseins. Sie schildern das Entsetzliche, aber sie verleugnen es gleichzeitig mit einem Pathos, in dem die Frage nach Schuld und Verbrechen im Krieg ausgeblendet wird. Remarque lässt dem <Erhebenden> des Abschlachtens keinen Raum, er klagt an und beschreibt es so, wie es immer war und ist: als zynische Verachtung des Lebens“. 20.03.2018
Die Stadt Hagen in Westfalen (2)
In meinem Artikel vom 06.03.2018, in dem ich mit meinen Ausführungen über die Geschichte Hagens begonnen hatte, war ich bis ins Jahr 1666 vorgeprescht. Nachzutragen ist, dass die Bevölkerung Hagens im Dreißigjährigen Krieg mehreren Plünderungen ausgesetzt war. 1636 wurden die Bewohner der Siedlung von der großen Pestepidemie heimgesucht. Dieser Seuche fielen allein im Kirchspiel und Gericht Hagen mehrere Tausend Menschen zum Opfer.
Auch möchte ich einige Anmerkungen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Raumes um die Siedlung Hagen in der Frühen Neuzeit machen. Im 15. und 16. Jahrhundert entstanden im Ennepetal zwischen Wehringhausen, Haspe und Gevelsberg sowie im Volmetal zwischen Eilpe und Dahl mehrere mit Wasserkraft betriebene Hammerwerke und Schmieden. Im 17. Jahrhundert wurden auf der so genannten Ennepestraße zwischen Gevelsberg und Wehringhausen zahlreiche Sensenschmieden gegründet. Diese Betriebe sind bis in das 19. Jahrhundert ein in der besagten Region bestimmender Gewerbezweig gewesen. Als bedeutend für die Region wird die Gründung einer Klingenschmiede im heutigen Hagen-Eilpe geschildert. Hierzu hatte sogar der Kurfürst Friedrich Wilhelm die Genehmigung erteilt. Sowohl die Klingenschmiede als auch die Sensenschmiede waren um die Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem Bergischen Land eingewandert.
1699 vernichtete ein Großfeuer zahlreiche Häuser in Hagen. In einer von mir gesichteten Quelle ist davon die Rede, dass Hagen noch um 1705 nur ein „Flecken“ im Gericht Hagen, Amt Wetter, war. Der Autor dieser Quelle berichtet, dass Hagen 1717 eine „Akzise“ erhielt. Hierbei handelt es sich um eine Verbrauchssteuer, die vor allem auf Lebensmittel erhoben wurde. Die Steuer wurde vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Preußen eingeführt. Sie soll einen bedeutenden Beitrag für die Unterhaltung des Heeres des Kurfürstentums und später des Königreichs Preußen geleistet haben. Ich nehme an, dass die Gemeinde Hagen das Recht erhielt, diese Steuer zu erheben. Leider wurde nicht gesagt, in welcher Höhe eventuell ein Anteil der Steuer der Gemeinde Hagen verblieb. In jener Zeit zählte Hagen gerade einmal 675 Einwohner. 1724 zerstörte erneut ein Brand sehr viele Gebäude Hagens. Der Wiederaufbau wurde von der preußischen Regierung unterstützt und gefördert. Ich wurde darüber unterrichtet, dass Hagen 1731 ein „Rathäusliches Reglement“ erhielt. Ich vermute, dass mit dieser mir eigentümlich erscheinenden Bezeichnung eine Gemeindeordnung gemeint ist. Als für Hagen besonderes Jahr wird 1746 herausgestellt. In diesem Jahr wurden dem Gemeinwesen aufgrund eines von König Friedrich II. von Preußen bestätigten Rescripts Stadtrechte verliehen. Der Rechtsbegriff Rescript war mir bisher unbekannt. Verdeutscht wird dieses aus dem Lateinischen stammende Substantiv mit Antwortschreiben beziehungsweise Rückantwort. Für jenen Begriff fand ich im Internet folgende Erklärung: „Per Rescript" wurden Anfragen oder Eingaben öffentlicher oder privater Personen schriftlich durch den Gesetzgeber beantwortet“. Aus meiner Sicht würde man unter Berücksichtigung heutiger rechtlicher Verhältnisse für Rescript Verwaltungsakt sagen. Es wird berichtet, dass seit Mitte des 18. Jahrhunderts dem nunmehr mit Stadtrechten versehenen Gemeinwesen eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Fortentwicklung beschieden war. Ein Rückschlag in der Entwicklung war jedoch durch Kriegsfolgen zu verzeichnen, der in erster Linie auf auf den von 1756 bis 1763 geführten Siebenjährigen Krieg zurückzuführen ist.
Die Europäische Organisation und ihre Vorgängerorganisationen (8)
Entsprechend der von Hermann Hesse im Gedicht „Stufen“ formulierten Annahme, dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt, habe ich mich dazu entschlossen, der Geschichte der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in ihrer Frühzeit einen größeren Raum zuzubilligen. Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, nahmen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und die Europäische Atomgemeinschaft am 01.01.1958 ihre Tätigkeit in Brüssel auf. Die nunmehr bestehenden drei Institutionen Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, Europäische Atomgemeinschaft und Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) hatten zwei gemeinsame Organe, nämlich den Gerichtshof und die Parlamentarische Versammlung. Für bemerkenswert halte ich den Umstand, dass der deutsche Spitzenbeamte Walter Hallstein am 07.01.1958 zum Präsidenten der EWG-Kommission gewählt wurde. Hierin sehe ich einen beachtlichen Vertrauensbeweis für das politische System und die Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland knapp dreizehn Jahre nach Kriegsende. Ein wichtiges Datum ist auch aus meiner Sicht der 10.02.1958. An diesem Tag legten die Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft einen einheitlichen Zolltarif für Kohle-und Stahlerzeugnisse fest. Frankreich und Italien wurden jedoch Ausnahmeregelungen, so genannte Abweichungen, zugestanden. Für eine Dauer von zwei Jahren durften sie bei bestimmten Erzeugnissen höhere Steuern verlangen. Am 19.03.1958 fand dann in Straßburg die Eröffnungssitzung der Parlamentarischen Versammlung statt. Diese Versammlung löste diejenige der EGKS ab. Zum Präsidenten des neuen Gremiums wurde Robert Schuman gewählt. In der ersten Ratsverordnung vom 15.04.1958 wurden übrigens Deutsch, Französisch, Italienisch und Niederländisch als Amtssprachen der Gemeinschaft festgelegt. Eine interessante Neuerung wurde am 15.05.1958 für die Abgeordneten der Europäischen Versammlung eingeführt. Die Sitzordnung dieser Volksvertreter bestimmte sich erstmals nach der Zugehörigkeit zu einer bestimmten politischen Gruppierung und nicht nach der Staatsangehörigkeit.
In von mir durchgesehenen Websites wurde die im norditalienischen Stresa vom 03.07.1958 bis 11.07.1958 durchgeführte Konferenz von Vertretern der Mitgliedsstaaten der EWG als wichtiger Faktor für die Schaffung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) dargestellt. Bei Wikipedia sind Grundprinzipien dieser Politik aufgeführt. An erster Stelle wird der freie Warenverkehr in allen Mitgliedsländern genannt, der mit dem Begriff „Einheit des Marktes“ versehen wird. Ergänzend wird hervorgehoben, dass der gesamte Binnenmarkt einheitlichen Regelungen unterliegen sollte. Als weiteres Grundprinzip wird der Vorrang für Produkte der Mitgliedsländer betont. Aus der EWG stammenden Agrarprodukte würde gegenüber Importprodukten Vorrang eingeräumt. Der Binnenmarkt hätte vor Niedrigpreisprodukten aus Drittländern geschützt werden sollen. Zu den Grundprinzipien wird auch eine gemeinschaftliche Finanzierung gezählt. Es wurde festgelegt, dass alle aus der Gemeinsamen Agrarpolitik resultierenden Kostenfaktoren aus dem gemeinschaftlichen Haushalt der EWG auszugleichen seien. Für einen einheitlichen Markt sollten Gemeinsame Marktordnungen (GMOs) für landwirtschaftliche Erzeugnisse sorgen. Für den Begriff „Gemeinsame Marktordnung“ steuert Wikipedia eine Erläuterung des Europäischen Gerichtshofs bei. Danach besteht die Ordnung eines Marktes aus einer Gesamtheit von Einrichtungen und Vorschriften, mit deren Hilfe die zuständigen Behörden versuchen, den Markt zu kontrollieren und zu lenken.
Ich las, dass die Landwirtschaft in den Gründerstaaten der EWG 1957 durch eine starke Intervention des Staates gekennzeichnet war. Diese staatliche Unterstützung der Landwirtschaft sollte durch Maßnahmen der Gemeinschaft ersetzt und damit erhalten bleiben. Im besagten Jahr war die Wettbewerbsfähigkeit in den Mitgliedsstaaten der EWG sehr unterschiedlich. Der französische Agrarsektor war Ende der 1950er Jahre vergleichsweise modern und produktiv. Dieses galt jedoch nicht für die Deutsche Landwirtschaft. Diese wird im Verhältnis zum Agrarsektor Frankreichs und der Niederlande als nicht wettbewerbsfähig geschildert.
Entsprechend der von Hermann Hesse im Gedicht „Stufen“ formulierten Annahme, dass jedem Anfang ein Zauber innewohnt, habe ich mich dazu entschlossen, der Geschichte der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft in ihrer Frühzeit einen größeren Raum zuzubilligen. Wie bereits in einem früheren Beitrag erwähnt, nahmen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und die Europäische Atomgemeinschaft am 01.01.1958 ihre Tätigkeit in Brüssel auf. Die nunmehr bestehenden drei Institutionen Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, Europäische Atomgemeinschaft und Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) hatten zwei gemeinsame Organe, nämlich den Gerichtshof und die Parlamentarische Versammlung. Für bemerkenswert halte ich den Umstand, dass der deutsche Spitzenbeamte Walter Hallstein am 07.01.1958 zum Präsidenten der EWG-Kommission gewählt wurde. Hierin sehe ich einen beachtlichen Vertrauensbeweis für das politische System und die Repräsentanten der Bundesrepublik Deutschland knapp dreizehn Jahre nach Kriegsende. Ein wichtiges Datum ist auch aus meiner Sicht der 10.02.1958. An diesem Tag legten die Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft einen einheitlichen Zolltarif für Kohle-und Stahlerzeugnisse fest. Frankreich und Italien wurden jedoch Ausnahmeregelungen, so genannte Abweichungen, zugestanden. Für eine Dauer von zwei Jahren durften sie bei bestimmten Erzeugnissen höhere Steuern verlangen. Am 19.03.1958 fand dann in Straßburg die Eröffnungssitzung der Parlamentarischen Versammlung statt. Diese Versammlung löste diejenige der EGKS ab. Zum Präsidenten des neuen Gremiums wurde Robert Schuman gewählt. In der ersten Ratsverordnung vom 15.04.1958 wurden übrigens Deutsch, Französisch, Italienisch und Niederländisch als Amtssprachen der Gemeinschaft festgelegt. Eine interessante Neuerung wurde am 15.05.1958 für die Abgeordneten der Europäischen Versammlung eingeführt. Die Sitzordnung dieser Volksvertreter bestimmte sich erstmals nach der Zugehörigkeit zu einer bestimmten politischen Gruppierung und nicht nach der Staatsangehörigkeit.
In von mir durchgesehenen Websites wurde die im norditalienischen Stresa vom 03.07.1958 bis 11.07.1958 durchgeführte Konferenz von Vertretern der Mitgliedsstaaten der EWG als wichtiger Faktor für die Schaffung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) dargestellt. Bei Wikipedia sind Grundprinzipien dieser Politik aufgeführt. An erster Stelle wird der freie Warenverkehr in allen Mitgliedsländern genannt, der mit dem Begriff „Einheit des Marktes“ versehen wird. Ergänzend wird hervorgehoben, dass der gesamte Binnenmarkt einheitlichen Regelungen unterliegen sollte. Als weiteres Grundprinzip wird der Vorrang für Produkte der Mitgliedsländer betont. Aus der EWG stammenden Agrarprodukte würde gegenüber Importprodukten Vorrang eingeräumt. Der Binnenmarkt hätte vor Niedrigpreisprodukten aus Drittländern geschützt werden sollen. Zu den Grundprinzipien wird auch eine gemeinschaftliche Finanzierung gezählt. Es wurde festgelegt, dass alle aus der Gemeinsamen Agrarpolitik resultierenden Kostenfaktoren aus dem gemeinschaftlichen Haushalt der EWG auszugleichen seien. Für einen einheitlichen Markt sollten Gemeinsame Marktordnungen (GMOs) für landwirtschaftliche Erzeugnisse sorgen. Für den Begriff „Gemeinsame Marktordnung“ steuert Wikipedia eine Erläuterung des Europäischen Gerichtshofs bei. Danach besteht die Ordnung eines Marktes aus einer Gesamtheit von Einrichtungen und Vorschriften, mit deren Hilfe die zuständigen Behörden versuchen, den Markt zu kontrollieren und zu lenken.
Ich las, dass die Landwirtschaft in den Gründerstaaten der EWG 1957 durch eine starke Intervention des Staates gekennzeichnet war. Diese staatliche Unterstützung der Landwirtschaft sollte durch Maßnahmen der Gemeinschaft ersetzt und damit erhalten bleiben. Im besagten Jahr war die Wettbewerbsfähigkeit in den Mitgliedsstaaten der EWG sehr unterschiedlich. Der französische Agrarsektor war Ende der 1950er Jahre vergleichsweise modern und produktiv. Dieses galt jedoch nicht für die Deutsche Landwirtschaft. Diese wird im Verhältnis zum Agrarsektor Frankreichs und der Niederlande als nicht wettbewerbsfähig geschildert.
27.03.2018
Die Stadt Hagen in Westfalen (3)
In der Zeit der von Napoleon Bonaparte geführten Eroberungskriege kam auch Hagen unter französische Herrschaft. Diese dauerte von 1807 bis 1813. Nach meiner Einschätzung erfuhr Hagen unter der französischen Herrschaft eine gewisse Aufwertung. Die Gemeinde wurde Hauptstadt des Arrondissements Hagen. In dieser Eigenschaft wurde sie dem Ruhrdepartement im Großherzogtum Berg angegliedert. Sie hatte den Rang einer Munizipatität oder Unterpräfektur. Für den mir fremden Begriff Munizipatität fand ich als deutsche Entsprechung das Wort Stadtobrigkeit. Der besagte Begriff wird wie folgt erklärt: „Administrative Gemeindestruktur, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts auch außerhalb von Frankreich vor allem in der Schweiz und unter den unter Napoleon Bonaparte französisch regierten Gebieten Deutschlands eingeführt wurde“. Aufschluss darüber, wie es der Bevölkerung der betreffenden Region während der „Franzosenzeit“ erging, gaben die von mir genutzten Quellen nicht. Nachdem die Region, in der auch Hagen liegt, endgültig an Preußen übergegangen war, wurde die Stadt Hagen 1817 Sitz eines Amtes und eines Kreises innerhalb des Regierungsbezirks Arnsberg. Ich las, dass 1837 in Hagen die revidierte Städteordnung und ein Magistrat eingeführt wurden. Da der Begriff revidierte Städteordnung mir nichts sagte, führte ich entsprechende Recherchen durch. Hierbei stieß ich auf folgende Erläuterung: „Erst in der revidierten Städteordnung von 1831 gab es Ansätze, an Stelle der Bürgergemeinde die Einwohnergemeinde zu setzen. Insgesamt lag die Selbstverwaltung bis in den Vormärz hinein in den Händen der in der Stadt ansässigen Handwerker und Kaufleute. In den großen Städten machten die Vollbürger und ihre Familien etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung aus. Trotz dieser Einschränkungen waren die Reformen ein Schritt zur modernen kommunalen Selbstverwaltung. Der Versuch, vergleichbare Strukturen wie in der Stadt auch in den Landgemeinden einzuführen, scheiterte am Widerstand des Adels“.
Auch die Revolution der Jahre 1848 und 1849 wird in den von mir hinzugezogenen Quellen hinsichtlich der Stadt Hagen erwähnt. Es ist davon die Rede, dass sich aus Hagen stammende Männer im Mai 1849 am Aufstand in Iserlohn beteiligten. Dieser Aufstand sei durch preußische Truppen blutig niedergeschlagen worden. Viele Revolutionäre, zu denen auch ein gewisser Caspar Butz gehört habe, seien ins Ausland geflohen. Über diesen Caspar Butz wurde ich wie folgt belehrt: „Caspar Butz, ein deutsch-amerikanischer Schriftsteller und Politiker, war als Freund Friedrich Heckers Teilnehmer der Revolution von 1848/49 und leitete unter anderem den Iserlohner Aufstand von 1849“.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (9)
In diesem Artikel behandel ich den Zeitraum vom 07. 07.1958 bis 31.07.1961. Diesen Zeitraum halte ich für interessant, ich rechne ihn der Aufbauphase der Gemeinschaft zu. In dieser frühen Phase stellte bereits Irland am 31.07.1961 einen Antrag auf Aufnahme in die Gemeinschaft. Zuvor hatte am 08.06.1959 Griechenland einen Antrag auf Assoziierung mit der EWG gestellt. Die Türkei stellte am 31.07.1959 ebenfalls einen Antrag auf Assoziierung. Mithin zeigte sich schon früh die Attraktivität der EWG für andere Länder des Kontinents. Sieben Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa (OEEC), bei denen es sich um Dänemark, Norwegen, Österreich, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich handelt, beschlossen im Juli 1959 die Errichtung einer Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA). Am 04.01.1960 unterzeichneten diese Staaten in Stockholm ein entsprechendes Übereinkommen, das am 03.05.1960 in Kraft trat. Nach einem Eintrag in Gablers Wirtschaftslexikon verfolgt die EFTA nur wirtschaftspolitische Ziele. Laut Wikipedia wollte die besagte Organisation ihren Mitgliedsländern die volle politische Handlungsfreiheit erhalten. Ein wesentliches Merkmal hierzu sei der Verzicht auf gemeinsame Außenzölle. Man habe die EFTA als temporäre Organisation geplant. Es habe die Absicht bestanden durch eine Bündelung der gemeinsamen Interessen eine Annäherung an die EWG zu erleichtern. EWG und EFTA hätten zunächst ein starkes Konkurrenz-und Rivalitätsdenken entwickelt. Die Ziele der EFTA beschreibt Wikipedia mit der Förderung von Wachstum und Wohlstand ihrer Mitgliedsstaaten und der Vertiefung des Handels sowie der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der westeuropäischen Länder wie auch der Welt insgesamt. Der Autor des entsprechenden Beitrags hebt jedoch auch hervor, dass die EFTA ein Gegengewicht zur EWG bilden sollte.
Weitere mir im Berichtszeitraum als wichtig erscheinende Ereignissen für die Entwicklung der EWG führe ich nachstehend auf. Ich beginne damit, dass Walter Hallstein am 07.07.1958 eine formelle Vereinbarung über die Zusammenarbeit zwischen der EWG und der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) unterzeichnete. Am 07.10.1958 wurde in Luxemburg der Europäische Gerichtshof errichtet, der an die Stelle des Gerichtshofs der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) trat. Das Europäische Währungsabkommen trat am 29.12.1958 in Kraft. Das Jahr 1959 begann damit, dass erste Maßnahmen zum schrittweisen Abbau der Zölle und Kontingente innerhalb der EWG getroffen wurden. Für den März 1959 habe ich zwei Begebenheiten notiert. In diesem Monat nahm der Europäische Rat seine Verfahrensordnung an und die Europäische Investitionsbank vergab die ersten Darlehen. Am 05.05.1959 akzeptierte der Europäische Rat den „Dillon-Vorschlag“ der USA über multinationale Handelsvertretungen im Rahmen des Allgemeinen Zoll-und Handelsabkommen (GATT). Im Zusammenhang mit den das Allgemeine Zoll-und Handelsabkommen betreffenden Belangen setzte der Rat einen Sonderausschuss ein, der die Kommission bei den durchzuführenden Verhandlungen unterstützen sollte. Im Juni 1959 kamen Vertreter der Finanzbehörden der EWG zusammen und bildeten drei Arbeitsgruppen. Diese Gremien sollten prüfen, ob eine Angleichung der Rechtsvorschriften über indirekte Abgaben möglich ist. Ebenfalls im Juni 1959 trafen sich erstmals die Sachverständigen in Dumping betreffenden Angelegenheiten, um über die Möglichkeiten zur Verhinderung innergemeinschaftlichen Dumpings zu beraten. Am 11.05.1960 erließ der Rat die Verordnung über den Europäischen Sozialfonds. Mit diesem Instrument sollte die Beschäftigung sowie die Mobilität der Arbeitnehmer hinsichtlich ihres Betätigungsfeldes und ihres Arbeitsorts gefördert werden. In Brüssel wurde am 13.12.1960 das internationale Übereinkommen über Zusammenarbeit zur Sicherung der Luftfahrt unterzeichnet. Mit diesem Akt wurde die Europäische Organisation zur Flugsicherung (Eurocontrol) gegründet. Auf ihrem Gipfeltreffen in Paris beschlossen die Staats-und Regierungschefs der Mitgliedsländer der EWG politisch enger zusammenzuarbeiten. Ein weiterer Schritt in Richtung Vertiefung der Gemeinschaft wurde von den Staats-und Regierungschefs bei ihrem Gipfeltreffen in Bonn am 18.07.1961 unternommen. Diese Staatslenker bekundeten dort ihren Willen zur Schaffung einer politischen Union.
13.04.2018
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (7)
Aus den von mir genutzten Quellen schließe ich, dass Remarque vom grandiosen Erfolg seines Romans „Im Westen nichts Neues“ völlig überrascht wurde und sich von der Aufmerksamkeit, die ihm auf einmal exzessiv entgegengebracht wurde, weitgehend überfordert fühlte. Der Weg vom in der breiten Öffentlichkeit wenig beachteten Journalisten zum weltweit bekannten Erfolgsautor hatte schon den Charakter eines Quantensprungs. Vor allem seine wirtschaftliche und soziale Situation hatte sich entschieden geändert. Er war über Nacht von einer Person aus dem Mittelstand zu einem reichen Mann geworden, der sich für einen langen Zeitraum um seine wirtschaftliche Existenz keine Sorgen mehr zu machen brauchte. Zu seinen veränderten finanziellen Verhältnissen fand ich folgende Darstellung: „Von Ullstein kamen die steil anwachsenden Autorenhonorare, bald flossen die Tantiemen für die ebenfalls hohen Buchverkäufe in den USA und in England und dann schließlich die Einnahmen für die Vergabe der Filmrechte, die ihm für die damalige Zeit enorme Summe von 100.000 Dollar einbrachten“. Für sein weiteres Leben von Bedeutung dürften die Verträge mit der amerikanischen Agentur United Press gewesen sein. Für den Folgeroman „Der Weg zurück“ gab die Agentur eine Mindestgarantie von 70.000 Dollar. Für von Remarque zu schreibende Artikel, die im Magazin „Collier´s Weekly veröffentlicht werden sollten, wurde ein Honorar von 2.500 Dollar pro Artikel festgelegt. Bemerkenswert ist aus meiner Sicht, dass zwischen Remarque und dem besagten Magazin eine langjährige Zusammenarbeit zustande kam.
Über Remarques Befindlichkeit in jener Zeit gibt die folgende aus meiner wichtigsten Quelle stammende Passage Aufschluss: „Remarque ist geschockt von der öffentlichen Reaktion und kokettiert mit seinem Ruhm. Er hält an den von Ullstein verbreiteten biographischen Hintergründen auch in den nächsten Jahren fest: Unpolitisch seien er und sein Buch, erlebt habe er das fast alles, vom Status des Berufsschriftstellers könne bei ihm keine Rede sein, einem unerträglichem psychischen Druck habe er mit der Niederschrift nachkommen müssen. Geradezu manisch wiederholt er immer wieder, sein Buch habe keine Tendenz, <denn es ist unpolitisch>. In einem Briefwechsel mit dem britischen General Ian Hamilton betont er mit kaum nachvollziehbarer Naivität im Juni 1929:<Ich habe mich nicht berufen gefühlt, über den Krieg selbst zu argumentieren. Das muss den Führern allein vorbehalten bleiben, die alles wissen, was zu wissen notwendig ist>. Remarque ist kein Nationalist, aber nationale Empfindungen sind ihm in den Jahren bis 1933 keineswegs fremd. Die Attacken auf seine <unpatriotische Schrift> , die persönlichen Diffamierungen, die in den Rezensionen teilweise groteske Züge annehmen, treffen ihn. Wenn er seine unpolitische Haltung ständig betont, dann ist dies nicht nur Verkaufsstrategie und Flucht vor ideologischen Auseinandersetzungen, sondern auch ein gut Stück politischer Überzeugung“.
Nachdem ich nach mehr als fünfzig Jahren Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ wiederum gleich zweimal gelesen hatte, hatte ich den Eindruck gewonnen, dass es sich bei dem Autor um einen durchaus politisch informierten Bürger handelt. Er beschrieb nämlich recht präzise die stark nationalistisch geprägte mit unreflektierter Kriegsbegeisterung verbundene Bewusstseinslage vieler Angehöriger des Bürgertums. Bei den von ihm geschilderten Vertretern der Arbeiterschaft war hingegen eine von Nüchternheit und Sachlichkeit gekennzeichnete Einschätzung der politischen Lage festzustellen, wenn auch ein entschiedenes Klassenbewusstsein mit einer entsprechenden politischen Bildung nicht zu verzeichnen war.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (10)
Das Jahr 1961 und das erste Drittel des Jahres 1962 waren dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Länder ihren Beitritt zur EWG beantragten. In meinem Beitrag vom .27.03.2018 habe ich bereits darauf hingewiesen, dass diese Entwicklung mit dem Antrag Irlands vom 31.07.1961 begann. Am 09.08.1961 folgte dann Großbritannien. Dänemark stellte am 10.08.1961einen Antrag auf Aufnahme in die EWG. Schließlich stellte auch noch Norwegen am 30.04.1962 einen entsprechenden Antrag. Da jedoch der Präsident der Französischen Republik, Charles de Gaulle, am 14.01.1963 die Auffassung vertrat, dass Großbritannien nicht hinreichend gewillt war, der Gemeinschaft beizutreten, wurden einige Tage später die Verhandlungen mit sämtlichen Beitrittskandidaten unterbrochen. Immerhin trat jedoch am 01.11.1962 das Assoziationsabkommen mit Griechenland in Kraft. Mit Wirkung vom 01.12. 1964 wurde auch das von der EWG mit der Türkei unterzeichnete Assoziationsabkommen wirksam. Am 20.07.1963 unterzeichnen die Gemeinschaft sowie siebzehn afrikanische Staaten und Madagaskar in der in Kamerun gelegenen Stadt Jaunde ein auf fünf Jahre angelegtes Assoziationsabkommen. Das Abkommen von Jaunde tritt am 01.06.1964 in Kraft.
In den frühen 1960er Jahren sind in dem die Mitgliedsstaaten der EWG betreffenden Zollwesen Veränderungen zu verzeichnen. Am 01.07.1962 senkten die Mitgliedsstaaten die zwischen ihnen geltenden Zollsätze für gewerbliche Waren gegenüber den Zollsätzen von 1957 um 50 Prozent. Für den 01.07.1963 habe ich in meinen Aufzeichnungen für dieses Gebiet folgende Notiz übernommen: „Im Interesse der Anwendung des Beschlusses zur Beschleunigung der Erreichung einer Zollunion werden die innergemeinschaftlichen Zollsätze herabgesetzt und die einzelstaatlichen Zolltarife an den Gemeinsamen Zolltarif angeglichen.
Auf dem Gebiet der Agrarpolitik sind in den frühen 1960er Jahren ebenfalls Initiativen der Organe der EWG festzustellen. Der Rat erlässt am 14.01.1962 die ersten Verordnungen über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP). Wie bereits in meinen früheren Beiträgen erwähnt, ist Ziel der GAP die Schaffung eines gemeinsamen Marktes für Agrarerzeugnisse. In diesem Zusammenhang hatten sich die Organe der EWG vorgenommen, die finanzielle Solidarität mit Hilfe eines Europäischen Ausrichtungs-und Garantiefonds für die Landwirtschaft (EAGFL) zu befördern. Die Verordnungen zur Einführung einer gemeinsamen Agrarpolitik traten am 30.07.1962 in Kraft. Am 15.12.1964 forderte der Rat die Kommission auf, Vorschläge für die Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik und die Modalitäten für die Abführung der Agrarabschöpfung an die Gemeinschaft vorzulegen. Auch in der Verbraucherpolitik wurde man aktiv. Der Rat erließ nämlich am 13.10.1962 die erste Richtlinie zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten im Lebensmittelbereich und bestimmte darin die in Lebensmitteln zulässigen Farbstoffe.
Die Stadt Hagen in Westfalen (4)
Nach Beendigung des von Preußen angeführten Krieges der deutschen Staaten gegen Frankreich und der anschließenden Gründung des Deutschen Reichs im Jahr 1871 nahm auch die Stadt Hagen einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung, In jener Zeit vollzog sich die Industrialisierung Deutschlands in einem erheblichen Umfang. Von dieser Entwicklung betroffen war besonders Westfalen. Diese Blütezeit dauerte in Hagen bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 an. Ich las, dass sich die Stadt durch die Urbanisierung zum Oberzentrum für die ganze Region entwickelte. Bemerkenswert finde ich, dass Hagen 1887 verwaltungsrechtlich aus dem Kreis Hagen ausschied und kreisfreie Stadt wurde. Bei Wikipedia wird auf das Wirken des Bankiers Karl Ernst Osthaus hingewiesen, der seinerzeit in der Region als Mäzen auftrat. Dieser Bankier habe in den Jahren nach 1900 viele später bedeutende Architekten in die Stadt geholt. Zu ihnen hätten Henry van de Velde, Peter Behrens und Walter Gropius gezählt. Diese Architekten hätten den Ruf von Hagen als Bindeglied zwischen Jugendstil und Moderne begründet. Es wurde der Begriff „Hagener Impuls“ angeführt. Zentrum dieser Initiative seien das Folgwang-Museum und die Gartenstadt Hohenhagen gewesen. Besagte Gartenstadt sei allerdings nur rudimentär ausgeführt worden.
In der Weimarer Republik habe Hagen in wirtschaftlicher Hinsicht nicht mehr an die Zeit von vor 1914 anknüpfen können. Hagen war während des Kapp-Putsches 1920 das Hauptquartier der Roten-Ruhr- Armee. Ich wurde darüber unterrichtet, dass sich seit 1922 rechts-und linksextreme Strömungen und Parteien in Hagen bemerkbar machten. Führende Nationalsozialisten wie Adolf Hitler, Joseph Goebbels und Rudolf Hess hätten seit 1925 Hagen besucht. Hitler und Hess hätten bei ihren Besuchen im Haus Busch gewohnt. Beim Haus Busch habe es sich um einen bei Hagen-Kabel gelegenen Adelssitz gehandelt, der bis 1928 vom späteren Obersten SA-Führer Pfeffer von Salomon bewohnt worden sei. 1928 hatte Hagen übrigens erstmalig mehr als 100.000 Einwohner aufzuweisen und somit den Status einer Großstadt erreicht. Die Ernennung Adolf Hitlers zum Kanzler des Deutschen Reiches und die damit verbundenen Machtübernahme durch Angehörige der NSDAP war leider auch für manchen Bürger Hagens mit schrecklichen Folgen verbunden. Zunächst wurden auch hier Mitmenschen, in denen politische Gegner gesehen wurden, verfolgt. Hierbei wurden Misshandlungen, Folter und Mord verübt. Schon bald wurden jedoch auch jüdische Mitbürger verfolgt und deportiert. In der Reichspogromnacht vom November 1938 wurde die 1859 errichtete Synagoge zerstört. Der Hagener Oberbürgermeister Heinrich Vetter hatte neben seinem kommunalem Amt noch eine weitere Funktion im damaligen System. Er war seit 1936 auch stellvertretender Gauleiter des Gaus Westfalen-Süd der NSDAP mit Sitz in Bochum. Von 1943 an bis ins Jahr 1945 betrieb die in Hagen ansässige Dienststelle der Geheimen Staatspolizei im Stadtgebiet so genannte Erziehungslager, in denen ausländische Zwangsarbeiter, Juden, Personen, die als jüdische Mischling bezeichnet wurden, sowie deutsche Widerständler inhaftiert und misshandelt wurden. Im menschenverachtenden Jargon der Nazis sprach man in diesem Zusammenhang auch von einer Sonderbehandlung. Es wird berichtet, dass nur wenige Stunden vor dem Einmarsch von Truppen der USA im April 1945 von Angehörigen der Gestapo noch zahlreiche Menschen in Hagen ermordet worden sind.
Während des Zweiten Weltkriegs war auch Hagen Ziel von Angriffen der britischen Luftwaffe. Bei diesen besonders seit dem Frühjahr 1943 mit Vehemenz vorgetragenen Angriffen wurde die Innenstadt Hagens völlig zerstört.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (11)
In einem früheren Artikel habe ich bereits darauf hingewiesen, dass Walter Hallstein am 07.01.1958 zum Präsidenten der EWG-Kommission gewählt wurde. Am 20.12.1961 sowie am 10.01.1964 wurde dieser Jurist jeweils erneut in das besagte Amt gewählt. Laut Wikipedia kündigte Hallstein 1967 nach einer entsprechenden Intervention Frankreichs an, nicht wieder für eine weitere Amtszeit zu kandidieren. Ich beabsichtige, mich in einem späteren Beitrag noch zur Person und zum Werdegang Walter Hallsteins zu äußern. Der von vielen Mitmenschen als großer Europäer verehrte Robert Schuman verstarb am 04.09.1963.
Dem Italiener Gaetano Martino war es in der Frühzeit des europäischen Projekts beschieden, mehrfach zum Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung gewählt zu werden. Auf der vom 27.03.1962 bis zum 30.03.1962 von Repräsentanten der EWG durchgeführten Konferenz wurde übrigens die Umbenennung der Parlamentarischen Versammlung in Europäisches Parlament beschlossen. Da ich an Sozialpolitik interessiert bin, halte ich es für erwähnenswert, dass der Rat der EWG anlässlich einer im Februar 1962 durchgeführten Konferenz die Geschäftsordnung des Europäischen Sozialfonds genehmigt hat. Bei meinen Recherchen wurde ich auf zwei Urteile des Europäischen Gerichtshofs aus der ersten Hälfte der 1960 Jahre aufmerksam,die ich für richtungsweisend halte. Nach dem Urteil dieses Gerichts vom 05.02.1963 stellt die Gemeinschaft einen neuen Zusammenschluss völkerrechtlicher Art dar, zu dessen Gunsten die Mitgliedsstaaten ihre Hoheitsrechte beschränkt haben. Mit Urteil 15.07.1964 konstatiert der Europäische Gerichtshof, dass Gemeinschaftsrecht Vorrang vor einzelstaatlichem Recht hat. Von jeher war für die Gemeinschaft und die einzelnen Mitgliedsstaaten das internationale Handelsrecht von besonderer Bedeutung. Ich halte daher die Tatsache für wichtig, dass in der ersten Hälfte der 1960er Jahre mit den Handelsverhandlungen im Rahmen des Allgemeinen Zoll-und Handelsabkommens (GATT) begonnen wurde. Diese Veranstaltung führt auch die Bezeichnung Kennedy-Runde. An ihr nahmen Vertreter der Mitgliedsstaaten der EWG teil. Eine weitere für diese Zeit nicht unbedeutende Tagung war die Internationale Konferenz für Handel und Entwicklung in Genf (23.05.1964 bis 15.06.1964). Gegenstand von Beratungen der Gremien der EWG war bereits 1963 und 1964 die Fusion der Exekutivorgane und die Zusammensetzung des neuen Organs. Am 08.04.1965 wurde dann der Vertrag über die Fusion der Exekutivorgane der drei Europäischen Gemeinschaften (EGKS, EWG.Euratom) unterzeichnet. Er trat am 01.07.1967 in Kraft.
Die Stadt Hagen in Westfalen (5)
Gern hätte ich auch hinsichtlich der politischen Entwicklung Substantielles über die Geschichte Hagens nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Erfahrung gebracht. Leider hat jedoch die Stadt Hagen eventuelle entsprechende Einlassungen nur bei Facebook veröffentlicht. Sie verweist jedenfalls an der Geschichte ihrer Stadt interessierte Besucher ihrer Website auf ihren Auftritt bei Facebook. Auch die Besprechung eines Buches mit dem Titel „Hagen“auf der Website eines Verlages, in dem auch auf die frühen 1950er Jahre eingegangen wird, ist wenig hilfreich. Dort heißt es unter anderem: „ Schnell, preiswert und modern sollte die Stadt in der Nachkriegszeit wieder entstehen. Nie zuvor hat es in so kurzer Zeit so viele Veränderungen im Stadtbild gegeben. Das hatte auch großen Einfluss auf das Leben der Menschen, deren Alltag und Arbeitswelt sich an die neuen Verhältnisse anpassen musste“. Bei Wikipedia wird ebenfalls die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs verflossene Zeit höchst unvollständig behandelt. Dort wird festgestellt, dass die durch den raschen Wiederaufbau entstandenen „Bausünden“ in den 1990er Jahren durch gewisse Baumaßnahmen behoben wurden. Dabei wird auf die Volmegalerie, die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes und auf den Neubauteil des Rathauses hingewiesen. Außerdem wird ausgeführt, dass Hagen im März des Jahres 2004 bundesweite Medien-Aufmerksamkeit durch die spektakulär aufgezogene Sprengung des Sparkassen-Hochhauses „Langer Oskar“ erhielt. Ferner wird vorgetragen, dass seit September 2004 deutschsprachige und internationale Medien mehrfach über die bisher einzigartigen archäologischen Funde von rund 10.700 Jahre alten menschlichen Skeletten berichteten. Hierbei soll es sich um die ältesten Funde von Knochen anatomisch moderner Menschen in Westfalen und im Ruhrgebiet handeln. Die menschlichen Knochen wurden in einer Karsthöhle bei Hagen gefunden.
Mitteilsamer wird der betreffende Autor von Wikipedia, wenn es um die Wirtschaftsgeschichte des Raumes Hagen geht. Über dieses Fach weiß er zu melden, dass die intensive Nutzung der Wasserkraft an Ruhr, Lenne, Volme und Ennepe bereits vor dem 15. Jahrhundert eine bedeutende Ansiedlung von Betrieben der Metallverarbeitung förderte. Seit dem 17. und 18. Jahrhundert seien die Textil-und Stahlindustrie sowie die Papierherstellung gefolgt. Friedrich Harkort habe 1828 mit einigen anderen Aktionären die Schlebusch-Harkorter Kohlenbahn gegründet. Mit ihr sollte die Kohleversorgung der Betriebe, die Eisen und Stahl verarbeiteten, durch die nahen Steinkohlezechen in Silchede sichergestellt werden. In den Jahren 1836 bis 1838 sei mit dem „Markaner“ einer der ersten industriell betriebenen größeren Hochöfen zur Eisen-und Stahlgewinnung errichtet worden. 1848 sei Hagen im Verlauf der Industrialisierung an das Bergisch-Märkische Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Die Stadt konnte durch entsprechende verkehrswirtschaftliche Maßnahmen den Status eines Eisenbahnknotenpunktes erlangen.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (8)
Nach meiner Wahrnehmung ist es heute selten, dass sich Autoren den von Repräsentanten des Literaturbetriebs an sie gerichteten Forderungen nicht stellen. Autoren geben Interviews, nehmen an Diskussionsrunden teil und gehen auf Lesereise. Diesen wohl allgemein als berufsspezifisch angesehenen Verhaltensweisen wusste Remarque nach Erscheinen seines Erfolgsromans „Im Westen nichts Neues“ sich weitgehend zu entziehen. Besonders von der Weimarer Linken wird berichtet, dass Angehörige dieser politischen Richtung es begrüßt hätten, wenn sich Remarque zu ihren Auffassungen bekannt hätte. Dieser Autor geht jedoch auf keine ihrer Versammlungen und unterschreibt auch keine pazifistischen, antimilitaristischen Aufrufe. Seine konsequente Weigerung, parteiische Bekenntnisse zu äußern, wird meist Unverständnis entgegengebracht und weckt bei manchem Zeitgenossen gar Aggressionen. Auch Carl von Ossietzky soll Remarques Schweigen ausdrücklich missbilligt haben. Ich las, dass Remarque in seinem Roman und in seinen öffentlichen Bemerkungen auf den vergangenen Krieg oder die aktuellen politischen Ereignisse mit künstlerischem Humanismus und nicht mit politischen Thesen reagiert. Pazifismusbekenntnisse, Klassentheorien oder bürgerliche Kapitalismus-Konzepte seien ihm fremd. Das habe in seinem Fall nichts mit mangelnder Zivilcourage zu tun. Es sei die Grundhaltung eines Autors, dem Politik im engeren Sinne erst zum Lebensthema wird, als die von Vertretern und Anhängern des nationalsozialistischen Regimes begangenen Verbrechen offenbar werden. Insofern argumentiere er in jenen Monaten ehrlich. Sympathie für seine Haltung erfährt Remarque durch Tucholsky. Dieser hat die folgende Stellungnahme abgegeben:“Man darf nicht den Kampf verschieben und sich die bürgerliche Person des Autors vornehmen, dessen Haltung nach einem in der Geschichte des deutschen Buchhandels beispiellosen Erfolg mustergültig ist. Der Mann erzählt uns keine dicken Töne, er hält sich zurück; er spielt nicht den Ehrenvorsitzenden und nicht den Edelsten der Nation – er lässt sich nicht mehr photographieren als nötig ist, und man könnte manchem engeren Berufsgenossen soviel Takt und Reserve wünschen, wie jener Remarque sie zeigt.
Es wird berichtet, dass Remarque dem Getöse um seine Person mit Scheu und Zurückhaltung begegnete. Ich stieß auf folgende Äußerung des Autors: „Ich erzähle nicht gern Dinge über mich selbst und halte dann auch keine Vorträge oder Lesungen, weil ich finde, dass dies alles meine persönlichen Angelegenheiten sind. Am liebsten lasse ich meine Person aus dem Spiel“.
Wenn Remarque auch öffentliche Auftritte ablehnte, so war er doch bemüht, die zahlreichen an ihn gerichteten Briefe zu beantworten. Auf Schmähbriefe reagierte er nach meiner Einschätzung gelassen. Erfreut und dankbar zeigte er sich, wenn ihm Anerkennung zuteil wurde. Den Literaturredakteur des Londoner „Daily Herald“ bedachte er mit folgenden Zeilen: „Sie können sich vorstellen, wie es mich gefreut hat, dass mein Buch auf so viel Verständnis in England gestoßen ist. Glauben Sie mir, diese Freude reicht weit über ein persönliches Gefühl hinaus, denn es gibt mir Hoffnung zu glauben, dass es mir vielleicht gelungen ist, einen kleinen Beitrag zu leisten zum Erreichen des großen Zieles Menschlichkeit“.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (12)
Eine besondere Belastung kam auf die EWG im Jahr 1965 zu. Im März jenes Jahres hatte Walter Hallstein in seiner Eigenschaft als Präsident der EWG-Kommission ein neues Finanzierungskonzept für die Gemeinschaft vorgeschlagen. Statt der Finanzierung von Projekten der Gemeinschaft durch von den einzelnen Staaten aufzubringende Mitgliedsbeiträge, sollten die vereinbarten Gemeinschaftsaufgaben aus den Zolleinnahmen der Mitgliedsstaaten bestritten werden, die direkt an einen von der Kommission verwalteten Fonds abzuführen seien. Hierdurch würde die Kommission in die Lage versetzt werden, den europäischen Agrarmarkt und wirtschaftspolitische Maßnahmen aus eigenen Mitteln zu finanzieren. Die Kontrolle über diese Finanzmittel sollte das Europäische Parlament ausüben. Auf einer Website einer Institution für politische Bildung des Landes Baden-Württemberg wird die Auffassung vertreten, dass dieses Verfahren die Position der EWG-Kommission gegenüber den Regierungen der EWG-Staaten entscheidend gestärkt und die Kommission in diesem Bereich zu einer Art supranationaler Regierung gemacht hätte. Dieses aber hätte de Gaulles Konzept vom „Europa der Vaterländer“ widersprochen. Nach diesem Konzept hätten die Entscheidungen von den nationalen Regierungen und nicht von europäischen Regierungen getroffen werden sollen. Nach Meinung der französischen Regierung hätte die Kommission bereits mit der Vorlage der Reformvorschläge ihre Kompetenzen überschritten. Am 29.06.1965 begann eine Sitzung des Ministerrats, der für die weitere Entwicklung der EWG historische, Bedeutung beigemessen wird. Es wird berichtet, dass auf dieser Sitzung völlig konträre Positionen hinsichtlich des weiteren gemeinsamen Wegs vertreten wurden. Die Niederlande, Italien und die Bundesrepublik Deutschland hätten die Haushaltsbefugnisse des Europäischen Parlaments erweitern wollen. Dieses Vorhaben sei jedoch von Frankreich entschieden abgelehnt worden. Eine weitere Position sei von Belgien und Luxemburg vertreten worden. Nach deren Vorstellungen hätten die Vollmachten des Europäischen Parlaments erst dann erweitert werden sollen, wenn das Parlament aus allgemeinen Wahlen hervorgegangen wäre. Gegen diese Vorstellungen hätte die französische Regierung ebenfalls Einwände vorgebracht. In dieser Situation hätte Walter Hallstein angeregt, weitere Vorschläge zu unterbreiten. Hierauf sei jedoch die französische Seite nicht eingegangen. Vielmehr habe ihr Vertreter, Couve de Murville, die Sitzung um Mitternacht abgebrochen. Daraufhin zog sich Frankreich für mehrere Monate aus dem Rat der EWG zurück. Dieses Verhalten wird als „Politik des leeren Stuhls“ bezeichnet. Es ist die Rede davon, dass die EWG durch diese Politik Frankreichs in eine schwere Krise geriet. Die besagte Krise konnte erst durch den Luxemburger Kompromiss vom 29.01.1966 behoben werden. Auf der entsprechenden Sitzung in Luxemburg berieten die Außenminister der Mitgliedsstaaten unter anderem über die Kompetenzen der Kommission. Hierbei setzte sich Frankreich mit seiner Auffassung durch, dass die Kommission Vorschläge mit Strukturveränderungen grundsätzlich vorher mit dem Rat abzustimmen habe. Die Finanzierung des Agrarmarktes hatte weiterhin durch Mitgliedsbeiträge zu erfolgen. Die Kommission erhielt keine eigenen Einkünfte. Die Befugnisse des Europäischen Parlaments wurden nicht erweitert. Im Ministerrat durfte kein Mitgliedsstaat bei wichtigen nationalen Fragen überstimmt werden. Es wurden jedoch keine verbindlichen Kriterien für den Begriff „wichtige nationale Fragen“ festgelegt. Durch den Verzicht auf Mehrheitsbeschlüsse wurde die Arbeit des Rates kompliziert. Schnelle Entscheidungen wurden auf vielen Gebieten extrem erschwert. Manch für die Integration der Gemeinschaft wichtige Entscheidung kam gar nicht erst zustande. Die Kommission, der von manchen Kreisen die Funktion als Vertreterin westeuropäischer Gesamtinteressen beigemessen wurde, verlor weitgehend an politischem Einfluss.
Die Stadt Hagen in Westfalen (6)
Da ich die Wirtschaftsgeschichte einer Region durchaus für interessant halte, setze ich meine Ausführungen zu diesem Gebiet fort. Nach meiner eigenen Wahrnehmung war das Brauereiwesen in Westfalen noch in den 1950er Jahren ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Nach meinen Erhebungen spielte dieser Gewerbezweig im Wirtschaftsleben Hagens bereits im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Bei Wikipedia wird übrigens darauf hingewiesen, dass 1849 das Unternehmen Hasper Andreas- Brauerei gegründet wurde. Eine weitere für diesen Sektor bedeutsame Gründung sei 1877 mit der Vormann Brauerei erfolgt. Dieses Unternehmen besteht laut Wikipedia in Dahl noch heute. In jener Zeit seien aus Fabrikbetrieben große Eisen-und Stahlwerke geworden. 1887 gründete Adolph Müller in Wehringhausen die Firma Busche und Müller. Diese Firma wurde 1890 zur Accumulatoren- Fabrik Aktiengesellschaft Berlin-Hagen (AFA). In das Jahr 1962 fällt eine weitere Umbenennung des besagten Unternehmens. Es führt nunmehr den Namen Varta Batterie AG. Es soll heute zu einem der weltweit größten Herstellern von Bleiakkumulatoren zählen. Einen großen Bekanntheitsgrad hat das als wirtschaftlich erfolgreich beschriebene Unternehmen Brandt-Zwieback erlangt. Es wurde 1912 gegründet und stellte sein Produkt einst in Haspe her. Seit 2003 produziert es jedoch in dem in Thüringen gelegenen Ort Ohrdruf. Es wird berichtet, dass Grund für die Verlagerung der Produktion hohe Neuansiedlungssubventionen seien. Firmensitz sei aber immer noch Hagen. Subventionen, die einer im Strukturwandel befindlichen Region zum Nachteil gereichen, halte ich allerdings für wenig sinnvoll. Als wichtiger Arbeitgeber für die Region wird das Unternehmen Stora-Enso in Hagen-Kabel genannt. Es wird den größten Papierfabriken der Welt zugerechnet. Zu den wichtigen Arbeitgebern gehört auch das in Hagen-Bathey gelegene Druckzentrum der WAZ-Zeitungsverlagsgruppe. Der Hochschulsektor stellt in Hagen ebenfalls wichtige Arbeitsplätze zur Verfügung. Es handelt sich bei ihm um einen bedeutenden Standortfaktor. Hier ist in erster Linie die Fernuniversität zu nennen. Sie ist die einzige staatliche Fernuniversität Deutschlands und betreut 83.000 Studierende. Es gelang mir jedoch nicht, die Anzahl der Beschäftigten dieser Einrichtung zu ermitteln. Eine weitere in Hagen ansässige Institution im Hochschulsektor ist die Fachhochschule Südwestfalen. Hauptsitz jener Fachhochschule ist Iserlohn. Hagen ist nur einer von mehreren Standorten. In Hagen werden die Fachbereiche Elektrotechnik und Informationstechnik unterhalten. Angaben über die Beschäftigtenzahl fand ich nicht vor.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (9)
Die Universität Osnabrück hat im Internet eine Kurzbiographie in Daten über Remarque veröffentlicht. Da ich in meinen Anmerkungen die Chronologie nicht gänzlich außer acht lassen will, beabsichtige ich, außer auf meine Quellen in Buchform hin und wieder auf diese Datensammlung zurückzugreifen. Nach dem Hinweis über das Erscheinen von „Im Westen nichts Neues“ auf dem Buchmarkt am 29.01.1929 ist auf der besagten Website folgender Eintrag enthalten: „Von Februar bis April in Davos. Bekanntschaft mit Rudolf Herzog und Kasimir Edschmid“. Der Schriftsteller Rudolf Herzog lebte vom 06.12.1869 bis 03.02.1943. Im Werk „Das moderne Lexikon“ des Verlags Bertelsmann aus dem Jahr 1975 wird zu diesem Schriftsteller nur angeführt: „Vielgelesene Romane“. In meinen Literaturlexika wird Richard Herzog überhaupt nicht erwähnt. Anders verhält es sich mit dem Schriftsteller Kasimir Edschmid (05.10.1890 – 31.08.1966), der eigentlich Eduard Schmidt hieß. In dem erwähnten Lexikon wird dargelegt, dass dieser Autor in einer „erwühlten“ expressionistischen Sprache begann und sich zum weltmännischen Verfasser von Romanen sowie besonders von Reisebüchern wandelte. „Die illustrierte Geschichte der Deutschen Literatur“ des Verlags Naumann & Göbel widmet Edschmid immerhin 30 Zeilen. In diesem literaturgeschichtlichem Werk wird bemerkt, dass Edschmid besonders die Figur des Freiheitskämpfers zusagte. Diesen Typus habe er in Lord Byron und Georg Büchner verkörpert gesehen. Der Autor jener Literaturgeschichte führt aus, dass Edschmid in drei Romanen mit dem Nationalsozialismus ins Gericht geht. Als seine Spitzenleistung wird der Roman „Der Marschall und die Gnade“ bezeichnet. Hier geht es um das Wirken Simón Bolivars.
Nach seinem Aufenthalt in Davos, bei dem er, wie oben geschildert, die Herren Herzog und Edschmid kennenlernte, bricht Remarque noch im Frühjahr 1929 zu einer weiteren Reise auf, die ihn nach Frankreich, Belgien und in die Niederlande führt. Auf dieser Reise begleitet ihn zeitweilig seine Ehefrau Jutta. Am 30.08.1929 macht er in Berlin einen Besuch bei Harry Graf Kessler. Jener auch als Freund Rathenaus bekannte Herr hat den Ruf eines Schöngeistes. Im Herbst reist er dann wiederum nach Frankreich mit dem Ziel Paris. Reisebegleiter ist sein Schul-und Kriegskamerad Georg Middendorf. In den November fällt nach ausgiebiger Reisetätigkeit Remarques erster dem Schreiben gewidmeter Aufenthalt in Osnabrück. Der Ullstein-Verlag erwartete nämlich von Remarque einen weiteren Roman . Der Zustand des Autors zu jener Zeit wird als erschöpft und kränkelnd bezeichnet. Quartier bezieht er im Haus der Weinhändlerswitwe Maria Hoberg. Hier lebt er zurückgezogen und findet die ersehnte und notwendige Ruhe. Er trifft sich nur selten mit Freunden aus der Jugendzeit. Auch bei diesem nur vierwöchigem Aufenthalt war Remarque nicht frei von Depressionen. Über seine Schreibarbeit am Roman „Der Weg zurück“ äußert er sich in einem Brief wie folgt: „Mit dem Roman scheint es langsam vorwärts zu gehen und den ersten Teil habe ich fertig“. Im Lauf des Monats Dezember kehrt er dann nach Berlin zurück.
Das Jahr 1929 ist für Remarque mit beträchtlichen Turbulenzen verbunden. Seine Ehe ist zu diesem Zeitpunkt bereits zerrüttet. Die Partner führen eine sehr „offene Ehe“ mit vielen Eskapaden, wobei Remarque die außerehelichen Beziehungen seiner Frau stark zusetzen. Er soll sogar unter Hinzuziehung Dritter einen Rivalen mit erheblicher körperlicher Gewalt bedacht haben, wobei er auch selbst auf diesen eingeprügelt haben soll.
08.Mai 2018
Die Stadt Hagen in Westfalen (7)
Für die Wirtschaftsgeschichte des Raumes Hagen ist der Bereich Bergbau, Metallverarbeitung und Stahlerzeugung von besonderer Bedeutung. Kohlenflöze befinden sich am Karlsberg, in Hagen-Vorhalle und an der Hohensyburg. Bereits in der frühen Neuzeit wurden im Norden von Halle kleine Bergwerke zum Abbau von Steinkohle errichtet. Außerdem gab es im Raum Halle Bergwerke, in denen Eisenerz, Kupfererz, Zinkerz, Bleierz, Alaunschiefer und Schwefelkies gefördert wurden. Allerdings waren die Fördermengen und die Qualität dieser Vorkommen gering. Mit der zunehmenden Beachtung von Effizienzkriterien im Wirtschaftsleben stellte sich jedoch die Frage der Abbauwürdigkeit. Dieses hatte zur Folge, dass der Abbau von Steinkohle relativ früh eingestellt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Deutschland Rohstoffmangel. Für wenige Monate wurde daher die Förderung von Steinkohle wieder aufgenommen. Die Stahlerzeugung war hingegen noch mehrere Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs für die Wirtschaft des Raumes Hagen sehr wichtig. In den Klöckner-Werken waren an fünf Hochöfen zeitweilig 7.000 Arbeiter tätig. 1982 wurden die besagten Hochöfen jedoch stillgelegt. Bemerkenswert finde ich, dass Hagen noch heute im Bereich Bandstahlerzeugung zu den führenden Standorten in Europa zählt. Wenn auch im Zuge des Strukturwandels viele Arbeitsplätze in den Sektoren Metallverarbeitung und Stahlerzeugung weggefallen sind, wird noch immer eine beträchtliche Zahl von Metallarbeitern in Hagen beschäftigt.
Erstaunt war ich, als ich las, dass 42 Prozent der Flächen im Stadtgebiet von Hagen Waldflächen sind. Dieses Gemeinwesen ist mit diesen Flächen die waldreichste Großstadt in Nordrhein-Westfalen. Auch hat die Stadt zwei Wildparks aufzuweisen. Auch in dem in Deutschland so beliebten Kleingartenwesen muss Hagen gegenüber anderen Städten nicht zurückstehen. Es soll dort 41 Kleingartenvereine mit 2250 Gärten geben. Als besondere Attraktion wird der Drei-Türme-Weg gepriesen. Er führt vorbei am Bismarckturm, am Kaiser-Friedrich-Turm und am Eugen-Richter-Turm. Der Bismarckturm wurde am 02. Juli 1901 für das Publikum geöffnet. Er befindet sich auf dem 265 m hohen Goldberg. Der Turm ist 24 m hoch. Er wurde nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Kreis erbaut. Ihm wird der Charakter einer wuchtigen Feuersäule zugeschrieben. Für das Äußere des Turms wurde Ruhrsandstein verwendet, für den Innenausbau behauene Grauwacke. Als Außenschmuck wurde ein Relief geschaffen, das den Reichsadler sowie das Bismarckwappen zeigt. Als Basis des Turms dient ein vierstufiges quadratisches Podest. In einer von mir hinzugezogenen Quelle wurde der Bismarckturm wie folgt beschrieben: „Die vier Kanten des Schaftes bestehen aus Dreiviertelsäulen, die von einem Architrav mit dreistufigem Oberbau zusammengehalten werden. An der Seite des Turmes (von der Eingangsseite aus gesehen) sind jeweils drei schmale schießschartenähnliche Fenster eingelassen, davon zwei parallel in Höhe unterhalb des umlaufenden Bandes und ein Fenster unten. Über eine steinerne Wendeltreppe im Innern mit 74 Stufen gelangt man zur Aussichtsplattform“. Wegen des baufälligen Zustandes war ein Zugang zum Turm ab April 2006 nicht möglich. Die Stadt Hagen sah sich außerstande, für die beträchtlichen Sanierungskosten aufzukommen. Durch den Einsatz engagierter Bürger und deren Zuwendungen sowie mit finanziellen Hilfen des Landes Nordrhein-Westfalen konnten jedoch die zur Sanierung erforderlichen Mittel aufgebracht werden. Ende Juni 2014 waren dann die umfangreichen Bauarbeiten abgeschlossen und der Turm konnte wieder für das Publikum geöffnet werden. Der Eugen-Richter-Turm wurde übrigens auf einem höheren Bergrücken errichtet als der Bismarckturm. Bei ihm handelt es sich um eine Doppelturmanlage aus Bruchstein. Über dem rechteckigen Sockelgeschoss erhebt sich der achteckige Turm in einer Höhe von 23 m. Im Sockelgeschoss wurde eine Ehrenhalle eingerichtet. Die auf dem Achteckturm gelegenen Aussichtsplattform erreicht man über eine Wendeltreppe mit 84 Stufen. Auch bei diesem Turm war Ende des 20. Jahrhunderts ein erheblicher Reparaturbedarf zu verzeichnen. Die entsprechenden Bauarbeiten begannen im Jahr 1999. Besucher konnten den Eugen-Richter-Turm 2004 wieder besteigen. Bei Eugen Richter handelt es sich um einen liberalen Politiker, der den Wahlkreis Hagen-Schwelm von 1874 bis 1906 im Reichstag vertrat. Von 1869 bis 1906 war er außerdem Abgeordneter im Preußischen Landtag. Er wird als Gegner Bismarcks bezeichnet. Eine entschiedene Gegnerschaft Richters bestand aber auch zur Sozialdemokratie. Den Namen Kaiser-Friedrich-Turm erhielt zunächst ein auf einem 372 m hohen Hügel errichteter Holzturm. Dieser wurde durch einen massiven Backsteinturm mit einer Natursteinverblendung ersetzt. Der Backsteinturm ist 17 m hoch. Dieses Bauwerk wurde am 25.09.2010 der Öffentlichkeit übergeben.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (13)
In meinem Artikel vom 24.04.2018 habe ich über den Rückzug Walter Hallsteins als gestaltende Führungskraft der EWG berichtet. Da er eine wichtige Persönlichkeit in der Frühzeit der Bundesrepublik Deutschland war, halte ich es für geboten, auf seinen Werdegang vor seiner Wahl zum Präsidenten der EWG-Kommission einzugehen. Walter Hallstein wurde am 17.11.1901 als Sohn eines Regierungsbaurats in Mainz geboren. Er besuchte in Mainz das humanistische Rabanus Maurus Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er Rechts-und Staatswissenschaften in Bonn, München und Berlin. 1925 bekam er eine Assistentenstelle an der Universität Berlin. Dort wurde er noch im selben Jahr promoviert. 1927 wurde er als Referent vom Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht beschäftigt. 1929 wurde Walter Hallstein habilitiert. Hierauf folgte eine Tätigkeit als Privatdozent an der Universität Berlin. 1930 kam er einem Ruf der Universität Rostock nach. An dieser Hochschule nahm er bis 1941 die Stelle eines ordentlichen Professors für Privat-und Gesellschaftsrecht wahr. Hallstein war Mitglied des NS-Rechtswahrerbundes, der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des NS-Luftschutzbundes und des NS-Dozentenbundes. Mitglied der NSDAP oder der SA war er jedoch nicht. Es wird berichtet, dass er bereits während seiner Zeit in Rostock im Ruf stand, kein Anhänger des NS-Regimes zu sein. Dieser Ruf führte dazu, dass der NSDAP nahe stehende Kreise den Versuch unternahmen, seine Bestallung zum Professor für Rechtsvergleichung, Gesellschafts-und internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Frankfurt am Main zu verhindern. Die wissenschaftliche Leitung der Universität Frankfurt konnte jedoch seine Einstellung durchsetzen. Hallsteins Personalpolitik in dieser Funktion soll dem Regime nicht genehm gewesen sein. 1942 wurde er dann als Reserveoffizier zur Wehrmacht eingezogen. Im Juli 1944 geriet er während der Kämpfe um Cherbourg in die Kriegsgefangenschaft der USA und wurde in das Gefangenenlager Camp Conso in Mississippi verbracht. Dort wirkte er an der Einrichtung einer Lageruniversität mit. Bereits im November wurde er aus der Gefangenschaft entlassen. Nach seiner Rückkehr setzte er sich sofort für die Wiedereröffnung der Universität Frankfurt ein. Nachdem diese Hochschule ihren Lehrbetrieb wieder aufgenommen hatte, wirkte Hallstein dort seit dem 01.02.1946 als Dozent. Im April 1946 wurde ihm die Ehre zuteil, erster freigewählter Nachkriegsrektor zu sein. Diese Position hatte er noch im Jahr 1948 inne. In dieser Zeit war er außerdem Vorsitzender der Süddeutschen Rektorenkonferenz und Leiter des Gründungsausschusses der Hochschule für Politik in Frankfurt/Main. Im Laufe des Jahres 1948 erging dann ein Ruf an Hallstein auf eine Gastprofessur an der Georgetown University in Washington DC. Diesem Ruf kam er nach. Nach seiner Rückkehr gründete er 1950 in Bad Soden eine Organisation, die auf die Aufnahme der Bundesrepublik Deutschland in die UNESCO hinarbeitete. Am 04.Juni jenes Jahres führte er anlässlich einer Konferenz zu Paris jene bundesdeutsche Delegation an, die den Beitritt der BRD zur UNESCO erwirken sollte. Hallstein war ebenfalls Leiter einer bundesdeutschen Delegation auf einer gleichfalls nach Paris einberufenen Konferenz zur Sondierung der Gründung einer Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Am 28.08.1950 ernannte Adenauer Hallstein zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt. 1951 wurde er unter Adenauer Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Seinerzeit versah Adenauer die Funktion des Außenministers neben seinem Amt als Bundeskanzler. 1958 wurde ihm die Leitung der Delegation übertragen, die Verhandlungen zur Gründung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft führte. Im selben Jahr wurde er auch zum Leiter der Delegation berufen, die Verhandlungen zur Wiedergutmachung mit Israel führte. Hallstein nahm übrigens auch am 19.10.1954 mit Adenauer an der ersten deutsch-französischen Konferenz in Paris teil. Jener die deutsche Außenpolitik in den fünfziger und sechziger Jahren prägenden Doktrin wurde die Bezeichnung „Hallstein-Doktrin gegeben. Sie hatte bekanntlich zum Inhalt, dass die BRD keine diplomatischen Beziehungen zu einem Staat pflegen würde, der die DDR anerkennt. Ausgenommen hiervon war lediglich die Sowjetunion. Die besagte Doktrin wurde maßgeblich von Hallstein erarbeitet, jedoch am 23.09.1955 von Wilhelm Grewe, dem Leiter der politischen Abteilung im Auswärtigen Amt formuliert. Am Entwurf des EWG-Vertrags hat Walter Hallstein ebenfalls maßgeblich mitgewirkt.
Am 11.05.1966 einigt sich der Ministerrat auf die restlichen Agrarmarktordnungen. Dieses Gremium erzielt auch eine Einigung über die Finanzmarktordnung und die Vollendung der Zollunion. Für die Vollendung der Zollunion wurde als Zeitpunkt der 01.07.1968 festgelegt. Großbritannien und Irland stellen am 10.05.1967 erneut Antrag auf Aufnahme in die EWG. Dänemark stellt ebenfalls am 11.05.1967 zum zweiten Mal einen entsprechenden Antrag. Für ein wichtiges Datum für die Zusammenarbeit europäischer Staaten halte ich den 01.07.1967. An diesem Tag trat nämlich der Vertrag über die Fusion der Organe der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl sowie der Europäischen Atomgemeinschaft in Kraft.
22.05.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (14)
Während der Präsidentschaft von Charles de Gaulle setzte Frankreich seine von Skepsis geprägte Politik hinsichtlich eines Beitritts Großbritanniens zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft fort. Frankreich legte nämlich im Dezember 1967 erneut sein Veto gegen die Wiederaufnahme der Beitrittsverhandlungen mit Großbritannien ein. Aus meiner Sicht ist auch der 01.07.1968 ein bemerkenswertes Datum. Von diesem Zeitpunkt wurden die Binnenzölle für gewerbliche Erzeugnisse abgeschafft und gleichzeitig ein gemeinsamer Außenzoll eingeführt. Durch diese Maßnahmen wurde die Zollunion verwirklicht. Dieses geschah übrigens achtzehn Monate früher als geplant. In jenen Jahren wurden auch bereits die Beziehungen zu nordafrikanischen Staaten intensiviert. Am 04.03.1969 schloss die EWG ein Assoziierungsakommen mit Tunesien und Marokko ab. Auf den 29.07.1969 fiel dann die Unterzeichnung des Zweiten Jaunde-Abkommens, das die Beziehungen zu weiteren afrikanischen Staaten regelte.
Ein wichtiger Schritt für die Zusammenarbeit europäischer Staaten wurde ebenfalls im Jahr 1969 getan. In diesem Jahr trat George Pompidou die Nachfolge Charles de Gaulles als Präsident der französischen Republik an. Pompidou sprach sich im Gegensatz zu seinem Vorgänger für die Erweiterung der EWG aus. Auf der Konferenz in Den Haag, die am 01. und 02. 1969 stattfand, beschlossen die Staats-und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten, Verhandlungen mit den beitrittswilligen Ländern Großbritannien, Irland, Dänemark und Norwegen aufzunehmen. Weitere Themen dieser Konferenz waren die Vollendung des Binnenmarktes sowie die Vertiefung und Beschleunigung der Integration. In diesem Zusammenhang wurde ein Beschluss zur stufenweisen Einführung der Wirtschafts – und Währungsunion (WWV) bis zum Jahr 1980 und zur politischen Zusammenarbeit gefasst. Mit Wirkung vom 01.01.1970 ging die Kompetenz für die Außenhandelspolitik von den Mitgliedsländern auf die EWG über. Diese Maßnahme wird als Beginn der gemeinsamen Außenhandelspolitik angesehen. Mit diesem Datum wurde auch die Zollunion im landwirtschaftlichen Bereich vollendet. Im Januar 1970 einigte sich der Rat der EWG über die Beitrittsbedingungen der oben erwähnten beitrittswilligen Staaten und lud diese zu entsprechenden Verhandlungen ein. Am 22.04.1970 kam es zur Unterzeichnung des Luxemburger Vertrages. Mit ihm sollte stufenweise ein Eigenmittelsystem eingeführt werden. Im Rahmen dieses Systems sollten die Zölle auf Einfuhren aus Drittländern, die Agrarabschöpfungen sowie ein Teil der Mehrwertsteuer-Einnahmen an die Gemeinschaft abgeführt werden. Auch waren erweiterte Haushaltsbefugnisse des Europäischen Parlaments vorgesehen. Der Vertrag trat am 01.01.1971 in Kraft. Das Assoziierungsabkommen mit Malta wurde am 30.06.1970 unterzeichnet. Die Beitrittsverhandlungen mit Großbritannien wurden im Juli 1970 aufgenommen. Mit Dänemark, Irland und Norwegen begannen diese Verhandlungen im September 1970. Schwierigkeiten bereiteten bei den Verhandlungen die Fischereiprobleme. Aber auch hier konnte mit Dänemark, Großbritannien und Irland schließlich eine Einigung erzielt, so dass die Verhandlungen mit diesen Staaten im Dezember 1971 abgeschlossen waren. In jenen Jahren waren die norwegischen Erdöl-und Erdgasvorkommen noch nicht erschlossen. Vielmehr stellte das Fischereiwesen für Norwegen einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar. Dieser Umstand wirkte sich mithin auf die Beitrittsverhandlungen erschwerend aus. Dennoch konnte auch mit Norwegen im Januar 1972 eine ähnliche Vereinbarung getroffen werden.
Im Oktober 1970 erzielt der Rat Einvernehmen über die Grundsätze und Modalitäten über die Durchführung von regionalpolitischen Gemeinschaftsaufgaben. Am 26.11.1970 beschloss der Rat eine Reform des Europäischen Sozialfonds (ESF). Hierzu fand ich die folgende Erläuterung: „Die Gemeinschaft verfügt nunmehr über ein Instrument, mit dem sie den Zusammenhängen zwischen der Sozialpolitik und der Politik der Gemeinschaft in den anderen Bereichen besser Rechnung tragen kann“. Am 12.05.1971 führt der Rat ein System der Ausgleichsbeträge für den innergemeinschaftlichen Handel mit Agrarerzeugnissen ein.
05.06.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (15)
Bei meinen Ausführungen hinsichtlich der Geschichte der EWG bin ich bisher erst bis zum Jahr 1972 gekommen. Nach meiner Wahrnehmung war die Währungspolitik der sich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossenen europäischen Staaten von jeher für deren weitere Entwicklung wichtig. Aus diesem Grunde halte ich auch den 24. April 1972 für bedeutungsvoll. An diesem Tag wurde nämlich der Europäische Währungsverbund gegründet. Mit dem Gründungsakt verbunden war die Einführung der Europäischen Währungsschlange. Der Rat und die Regierungen der Mitgliedsstaaten der EWG einigten sich darauf, die Wechselkurse der Währungen der besagten Staaten nur noch um höchstens 2,5 Prozent voneinander abweichen zu lassen. Am 22.06.1972 wurde dann ein Freihandelsabkommen mit den noch in der Efta verbliebenen Staaten Island, Österreich, Portugal, Schweden und der Schweiz abgeschlossen. Das Assoziierungsabkommen der EWG mit Zypern wurde am 19.12.1972 unterzeichnet und trat am 01.01.1973 in Kraft. Ereignisreich für Europa war auch das Jahr 1973. Mit dem 01. Januar jenes Jahres wurden nämlich Dänemark, Großbritannien und Irland Mitglieder der EWG. Mit diesem Datum trat auch das mit den restlichen Efta-Staaten vereinbarte Freihandelsabkommen in Kraft. In einer Volksabstimmung hatten sich die Bürger Norwegens gegen einen Beitritt ihres Landes zur EWG ausgesprochen. Am 14.05.1973 konnte jedoch ein Freihandelsabkommen mit Norwegen unterzeichnet werden, das mit dem 01.07.1973 wirksam wurde. In der Währungspolitik ging Großbritannien schon früh eigene Wege. Es nahm nämlich nicht an der Währungsschlange teil. Ihre Teilnahme an diesem Projekt versagten ebenfalls Italien und Irland. Im Zuge einer gemeinsamen Währungspolitik beschlossen die Finanzminister der EWG bei einer Sitzung im März 1973 das gemeinsame Floaten ihrer Währungen gegenüber dem Dollar bei festen Wechselkursen untereinander. Der Rat beschloss am 02.04.1973 die Errichtung eines Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit. Die EWG nahm sich übrigens 1973 auch der Umweltpolitik an, indem der Rat am 19.03.1973 das erste Aktionsprogramm für den Umweltschutz verabschiedete. Außerdem sind auch im Bereich der Außenpolitik Aktivitäten zu verzeichnen. Mit dem Kopenhagener Bericht vom 23.07.1973 wurden die Mitgliedsstaaten zur gegenseitigen Konsultation vor einer endgültigen Stellungnahme zu wichtigen außenpolitischen Fragen verpflichtet.
19.06.2018
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (10)
Bereits in meinem letzten Artikel zum Thema Leben und Werk Erich Maria Remarques habe ich darauf hingewiesen, dass die Ehe des Autors mit Jutta Zambona Ende der 1920er Jahre zerrüttet war. Am 04.01.1930 erfolgte dann die Scheidung. Bereits zu Beginn des Jahres 1930 hatte Remarque die zu jener Zeit erst 19jährige Ruth Albu kennengelernt. Diese junge Frau war seinerzeit mit Heinrich Schnitzler, dem Sohn des Dramatikers Arthur Schnitzler verheiratet. Ruth Albu stammt aus einem wohlhabenden und kunstliebenden jüdischen Elternhaus. Ihre Mutter war Pianistin, über ihren Vater fand ich die Notiz vor, dass er schreibt. Sie betätigte sich als Schauspielerin. In einer von mir herangezogenen Quelle heißt es, dass Ruth Albu ein aufgehender Stern an Berlins Theaterhimmel war. Sie habe in Stücken Zuckmayers gespielt, sei in den Revuen von Friedrich Hollaender gefeiert worden und sei zeitweise an einem Theater in Breslau engagiert gewesen. Remarque habe sie auf einer Gesellschaft des Anwalts Max Lion kennengelernt, der damals für ihn tätig gewesen ist. Ruth Albu wird als attraktiv, belesen und kunstinteressiert geschildert. Sie soll Remarques Geschmack gebildet haben. Es wird in mehreren Quellen besonders betont, dass sie den Autor mit dem Kunsthändler Walter Feilchenfeldt zusammengeführt hat. Dieser habe den Verlag und Kunsthandel Paul Cassirers nach dessen Suizid weitergeführt. Die Begegnung Remarques mit Feilchenfeldt wird als der Beginn einer der wenigen großen Männer – und Geistesfreundschaften im Leben des Autors bezeichnet. Remarque erwarb mit Hilfe Feilchenfeldts ein Gemälde van Goghs. Dieses Gemälde trägt den Titel „Bahnunterführung“. Es gehörte der Schauspielerin Tilla Durieux, der Witwe Paul Cassirers. Der Kaufpreis belief sich auf 80.000 Reichsmark. Durch den Einsatz seines Kunsthändlers gelangten unter anderem auch Werke von Degas, Cézanne, Toulouse-Lautrec und Renoir in den Besitz Remarques. Zu den Objekten seiner Sammelleidenschaft zählten aber auch ägyptische, griechische und römische Skulpturen. Der Autor hatte sich übrigens von jeher für Teppiche interessiert. Ruth Albu konnte sich mit ihrem Kunstverstand ebenfalls beim Erwerb von Teppichen einbringen. Hierbei vermittelte sie ihm seriöse Händler und kaufte auch die erforderliche Fachliteratur. Es wird berichtet, dass Remarque diese Fachliteratur mit Begeisterung las. Er sei im Laufe der Zeit ein kenntnisreicher und geschmackvoller Sammler geworden. Hierbei sei der materielle Wert seiner Sammlung für ihn nicht von ausschlaggebender Bedeutung gewesen. Vielmehr habe er sich vor allem an der Schönheit der von ihm erworbenen Kunstwerke erfreut.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (16)
Auch in den 1970er Jahren wurde die Zusammenarbeit der Europäischen Gemeinschaft mit Ländern in Afrika und dem Nahen Osten vertieft. Am 28.02.1975 wurde das Erste Lomé-Abkommen mit 48 in Afrika, der Karibik und im Pazifik gelegenen Staaten abgeschlossen. Für diese Länder wird das Kürzel AKP-Staaten verwendet. Gegenstand dieses Abkommens sind die Bereiche Handel, Finanzen und Technik. Ort des Vertragsabschlusses ist Lomé in Togo. Es folgte ein Kooperationsabkommen mit Israel, das am 05.05.1975 getroffen und am 01.11.1978 in Kraft trat. Im Juli 1976 wurden weitere Kooperationsabkommen abgeschlossen. Vertragspartner waren Algerien, Marokko und Tunesien. Diese Abkommen wurden ebenfalls sämtlich am 01.11.1978 wirksam. Mit Ägypten, Jordanien und Syrien schloss die EG am 15.01.1977 Kooperationsabkommen ab. Der Libanon wurde ebenfalls in diese Maßnahmen einbezogen. Ein entsprechendes Abkommen wurde am 03.05.1977 vereinbart. Für die letztgenannten Abkommen wurde ebenfalls als Datum ihrer Wirksamkeit der 01.11.1978 vereinbart.
Was die europäischen Länder anbetrifft, so ist festzustellen, dass auch Finnland seine Zusammenarbeit mit der EG vertiefte. Am 03.10.1973 wurde ein Freihandelsabkommen mit Finnland unterzeichnet. In jener bewegten Zeit suchten weitere Staaten Europas die Nähe zur EG. Am 12.06.1975 beantragte Griechenland den Beitritt zur EG. Portugal stellte am 28.03.1977 einen Beitrittsantrag zur EG. Auch Spanien wollte offensichtlich beim europäischen Projekt nicht abseits stehen. Dieses Land stellte am 28.07.1977 einen Antrag auf Beitritt zur EG.
26.06.2018
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (11)
Erneutes Ungemach kam auf Remarque zu, als die deutsche Version des nach dem Roman „Im Westen nichts Neues“ gedrehten Films „All Quiet on the Western Front“ in Deutschland anlief. Die Uraufführung der deutschen Version dieses Films sollte am 06.12.1930 in Berlin stattfinden. Seinerzeit war Joseph Goebbels leitender Funktionär der NSDAP in Berlin. Goebbels hatte Vorkehrungen getroffen, mit dem Einsatz von Angehörigen der SA diese Veranstaltung massiv zu stören und deren Abbruch zu erzwingen. Es wird berichtet, dass wenige Minuten nach Beginn der Kinoaufführung im Vorführungsraum erste laute Protestrufe der eingeschleusten Nazis erschallen. Bald erklingen auch Trillerpfeifen und es werden sogar Stinkbomben geworfen. Schließlich werden noch weiße Mäuse im Kinosaal ausgesetzt, die zwischen den Zuschauerreihen herumrennen. Es ist davon die Rede, dass Geschrei, Tumulte, Schlägereien, echte und gespielte Empörung die Szene beherrschen. Die Vorstellung wird abgebrochen, die Polizei räumt den Saal. Im Mitteilungsblatt „Der Angriff“ der Berliner Nazis wird der Erfolg dieser Aktion unter wüsten Äußerungen antisemitischen Inhalts bejubelt. In den noch gemäßigteren Verlautbarungen heißt es, dass Deutsche Schulter an Schulter im Mozartsaal stehen, die sich in jähem Erwachen zu ihrem Volkstum bekennen. Wasser auf die Mühlen der Nazis war der Umstand, dass sowohl der Produzent des Films als auch der Regisseur Juden waren. Neben gewalttätigen Protesten gegen den Film auf den Straßen Berlins kam es am 12.12. 1930 zu einer beschämenden Debatte im Reichstag, in dem die NSDAP damals schon zahlreich vertreten war. Auf Antrag der Landesregierungen von Thüringen, Braunschweig, Sachsens, Bayerns und Württembergs verbot die Oberste Filmprüfstelle am 11.12.1930 die Vorführung des Films im Deutschen Reich. Als Begründung des Verbots fand ich auf einer Website der Universität Osnabrück folgende Passage: „Eine so ausgesprochen einseitige Darstellung, die die ganze Krassheit des Krieges und seiner menschlichen Schwächen nur und ausschließlich auf der deutschen Seite sucht und findet und jedes ethische Moment auf deutscher Seite bewusst vermissen lässt, wird von weitesten Volkskreisen, die Kriegsteilnehmer gewesen sind, ohne Rücksicht auf Parteizugehörigkeit als Verhöhnung empfunden. Eine solche Darstellung wird dem Gemütsleben einer Generation des deutschen Volkes, die in diesem Krieg gelitten und ihr Leben gelassen hat, so wenig gerecht, dass es verständlich erscheint, wenn sie laute Proteste auslöst. Insoweit befindet sich die Oberprüfstelle in Übereinstimmung mit dem Gutachten des Sachverständigen des Reichswehrministeriums, dass der vorliegende Bildstreifen nicht der Film des Krieges, sondern der Film der deutschen Niederlage ist. Mit der Würde eines Volkes wäre es nicht vereinbar, wenn es seine eigene Niederlage, noch dazu verfilmt durch eine ausländische Herstellungsfirma, sich vorspielen ließe. Es würde im Ausland nicht verstanden und als Billigung der bösartigen Originalfassung dieses amerikanischen Filmwerks angesehen werden, wenn dieser Bildstreifen, für den deutschen Gebrauch zurechtgestutzt, über die Leinwand deutscher Lichtspielhäuser laufen würde“.
03.07.2017
Die Stadt Hagen in Westfalen (8)
Ich betrachte es als eine aus heutiger Sicht seltsame Erscheinung, dass im Kaiserreich im Raum Hagen ansässige Personen ihre Verbindung mit Persönlichkeiten aus dem Bereich der Politik dadurch zum Ausdruck gebracht haben, dass zu Ehren jener Honoratioren Türme errichtet wurden. Als besonderer touristischer Höhepunkt wurden hierbei die auf dem Drei-Türme-Weg errichteten Bauwerke dieser Art angesehen. Über diese Türme habe ich bereits in einem anderen Artikel berichtet. Im Stadtteil Vorhalle von Hagen gibt es jedoch noch einen weiteren Turm, der mir besonders gut gefällt. Hierbei handelt es sich um den Freiherr-vom-Stein-Turm. Dieser Turm steht auf dem 185 Meter hohen Kaisberg. Meine Kenntnisse im Bereich der Architektur sind dürftig. Ich traue es mir daher nicht zu, eine eigenständige Beschreibung des Freiherrn-vom-Stein-Turms zu geben. Ich las, dass der besagte Turm im Stil der Neorenaissance gebaut wurde. Er sei von Friedrich Schmidt entworfen worden. Er habe einen quadratischen Grundkörper. Dieser verfüge über zwei Balustraden. Der Turm selbst wird als filigran bezeichnet und habe die Form eines Hexagons. In mehreren von mir hinzugezogenen Quellen wird auf eine an der Fassade des Turms angebrachte Tafel hingewiesen. Diese Tafel enthält eine Inschrift, die auf einem Zitat des Freiherrn beruhen soll. Die Inschrift hat folgenden Wortlaut: „Des Guten Grundstein. Des Bösen Eckstein. Des Deutschen Volkes Edelstein. Das dankbare Bürgertum dem Andenken des Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein. 1869“. Eine besondere Erwähnung findet auch die Eingangshalle. Aus meinen Recherchen schließe ich, dass die Eingangshalle noch nicht wieder in ihrem ursprünglichen Zustand wiederhergestellt wurde. Es wird vorgetragen, dass sie unter Kennern „Westfälische Walhalla“ genannt wird. Dieser in den Rang einer Ruhmeshalle erhobene Raum habe einst die Büste des Freiherrn vom Stein, des Pädagogen Adolph Diesterweg, des Schulreformers Bernhard Christoph Ludwig Natorp, des Industriellen Friedrich Harkort und des Hagener Landrats Friedrich Carl Heinrich Gerstein enthalten. Übrigens wurde auf Initiative von Friedrich Harkort 1856 zunächst ein Holzturm errichtet, der in den Jahren 1866 bis 1869 durch das jetzige Bauwerk ersetzt wurde. Der Freiherr-vom-Stein-Turm befand sich lange Zeit in einem schlechten baulichen Zustand. Seit 2011wurde der Turm Schritt für Schritt saniert und hierbei auch standsicher gemacht. Nach einer Mitteilung der Westfalenpost vom 12.10.2017 ist der Turm wieder betretbar. Es fehle jedoch eine Treppe, die vom Balkon im Obergeschoss in die Turmspitze führt. Die Anlage steht unter Denkmalschutz. Zu Beginn seiner Laufbahn im preußischen Staatsdienst fand der Freiherr vom Stein Verwendung in Positionen innerhalb Westfalens. Ihm wurde zunächst die Leitung des Bereichs Bergbau der Bergämter Wetter und Ibbenbüren übertragen. Zu seinen Aufgaben zählte der Wegebau, der Ruhrkanal und die Organisation des unter staatlicher Aufsicht stehenden Bergbaus. Der Freiherr lebte von 1757 bis 1831.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (17)
In der zweiten Hälfte der 1970er Jahre sind in der Europäischen Gemeinschaft aus meiner Sicht auch hinsichtlich organisatorischer Belange manch bemerkenswerte Maßnahmen zu verzeichnen. Aber auch in Sachen Programmatik wurde so einiges auf den Weg gebracht. Zunächst gehe ich jedoch auf das Jahr 1974 ein. Am 21.01.1974 verabschiedeten die Arbeits – und Sozialminister der Mitgliedsländer das sozialpolitische Programm der Gemeinschaft. Im Rahmen dieses Programms sollten in drei Bereichen Aktivitäten entwickelt werden. Hierbei handelte es sich um Beschäftigungsfragen, Fragen der Angleichung der Lebens-und Arbeitsbedingungen und die Beteiligung der Sozialpartner an sozial- und wirtschaftspolitischen Entscheidungen der EG. Im April hatte sich dann die Gemeinschaft mit einem unliebsamen Ansinnen der neuen britischen Regierung, die von der Labour Party gebildet wurde, zu beschäftigen. Jene Politiker forderten nämlich eine Neuverhandlung der von der Konservativen Partei bereits akzeptierten Beitrittsbedingungen. Hierauf konnten sich jedoch die Organe der EG nicht einlassen. Im Oktober wurde ein für die EG wichtiger Schritt im Verhältnis zu den Vereinten Nationen vollzogen. Die EG erhielt nämlich einen Beobachterstatus zur UNO. Im Dezember fassten die Staats-und Regierungschefs der Mitgliedsländer in Bezug auf ihre Zusammenarbeit im Interesse der EG den Beschluss, künftig mindestens dreimal im Jahr als Europäischer Rat zu tagen. Man wurde übrigens auch in der Verbraucherpolitik aktiv, indem der Rat am 14.04.1975 beschloss ein Erstes Programm zum Schutz und zur Unterrichtung der Verbraucher verabschiedete. Beachtlich ist, dass die Mehrheit der britischen Bevölkerung 1975 noch eine positive Einstellung zur EG hatte. In einer 05.06.1975 durchgeführten Volksbefragung stimmte sie für den Verbleib des Landes in der EG. Dem Europäischen Parlament wurde in diesem Jahr dadurch eine Aufwertung zuteil, dass am 22.07.1975 der Vertrag über die Erweiterung der Haushaltsbefugnisse des besagten Parlaments unterzeichnet wurde. Gleichzeitig wurde ein Vertrag über die Errichtung eines Europäischen Rechnungshofes abgeschlossen. Als Sitz des Rechnungshofes wurde Luxemburg bestimmt. Dieser Institution wurde auferlegt, fortlaufend die Rechtmäßigkeit und ordnungsgemäße Verwendung aller Einnahmen und Ausgaben der Gemeinschaft zu prüfen. Als ihre Hauptaufgabe wurde in einer von mir hinzugezogenen Quelle die Vorlage eines jährlichen Berichts über die Verwendung der Mittel bezeichnet. Auf einer Website einer Einrichtung der Europäischen Union ist davon die Rede, dass der Europäische Rechnungshof die Interessen der europäischen Steuerzahler vertritt.
09.10.2018
Die Stadt Hagen in Westfalen (9)
Vor einiger Zeit war ich ein passionierter Bahnbenutzer. Ich kam daher auf vielen Bahnhöfen an und habe mich dabei auch immer ein wenig für die Bahnhofsarchitektur interessiert. An den Hauptbahnhof Hagen habe ich jedoch keine Erinnerung. Ich muss daher auf meine Recherchen im Internet zurückgreifen. Ich erfuhr, dass der Architekt des Empfangsgebäudes, bei dem es sich um Walter Morin handelt, für diesen Komplex den neobarocken Baustil gewählt hat. Das Empfangsgebäude sei mit Ziegelsteinen gebaut, teilweise sei es mit Sandstein verkleidet. Bei der Ausgestaltung des Empfangsgebäudes hat auch der als Kunstsammler und Mäzen in Erscheinung getretene Bürger Karl Ernst Osthaus mitgewirkt. Er hat nämlich dafür Sorge getragen, dass im Jahr 1911 im Hauptfenster über dem Eingang ein Glasgemälde des Kunstschaffenden Jan Thorn Prikker eingesetzt wurde. Dieses Werk erhielt den Titel „Der Künstler als Lehrer für Handel und Gewerbe“. Auch ein gewisser Stephany wird im Zusammenhang mit dem besagten Bahnhof genannt. Dieser Herr habe die zweischiffige Bahnhofshalle entworfen. Sie wird als ein bedeutendes Beispiel für die seit dem späten 19. Jahrhundert entwickelte Hallenkonstruktion in Stahlbauweise bezeichnet. Jene Konstruktion überspanne trotz ihrer als beeindruckend dargestellten Ausmaße aber nicht alle Bahnsteige. Zwei Bahnsteige würden nämlich nicht von ihr geschützt. Ich las, dass es sich bei dem Hauptbahnhof Hagen um einen sogenannten Trennungsbahnhof in Staffelbauweise mit Weichen und Überholgleisen an den beiden Hauptbahnsteigen in der Halle handelt. Dadurch ergäbe sich die Möglichkeit, bis zu vier Züge gleichzeitig an einem Bahnsteig abzufertigen. Allerdings könnten hierbei nur kurze Züge zum Einsatz kommen. In Westfalen und dem Ruhrgebiet sei die in diesem Artikel erwähnte Bahnhofshalle die einzige erhaltene klassische Bahnsteighalle. In ganz Deutschland gäbe es nur noch wenige Exemplare dieser Art. Der Hauptbahnhof Hagen steht unter Denkmalschutz. Außerdem ist er Teil der Route für Industriekultur. Diese Route ist ein Projekt des Regionalverbandes Ruhr (RVR). Sie verbindet als touristische Themenstraße die wichtigsten und touristisch attraktivsten Industriedenkmäler des Ruhrgebiets. Die Auswahl der Stationen für dieses Projekt trifft der Regionalverband Ruhr. Bei den Angriffen der Luftstreitkräfte der USA und Großbritanniens im Zweiten Weltkrieg kam es auch zu Zerstörungen am Hauptbahnhof Hagen. Die Zerstörungen waren jedoch nicht so gravierend wie bei anderen Bahnhöfen des Ruhrgebiets. In einer von mir hinzugezogenen Quelle ist davon die Rede, dass die Bahnhofshalle in den 1990er Jahren denkmalgerecht restauriert wurde. Vom Herbst 2004 bis Ende 2006 sei das Innere des Bahnhofs für ungefähr 1.2 Millionen aufwändig restauriert worden. Mit weiteren Sanierungsarbeiten, die das Innere und Äußere des Bahnhofs betreffen, sei im Oktober 2014 begonnen worden.
23.10.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (18)
Ein bedeutendes Thema in der Geschichte der Europäischen Union stellt aus meiner Sicht die Währungspolitik dar. In seiner Sitzung am 06.07. und 07.07.1978 beschloss der Europäische Rat, ein Europäisches Währungssystem (EWS) und eine Europäische Währungseinheit zu schaffen. Auf einer weiteren Sitzung, die am 04.10. und 05.10.1978 in Brüssel stattfand, beschloss der Europäische Rat das Inkrafttreten des Europäischen Währungssystems zum 01.01.1979. Anlässlich meiner Recherchen im Internet zu diesem Politikfeld habe ich notiert, dass das Europäische Währungssystem gegründet wurde, um innerhalb der Europäischen Gemeinschaft eine Zone zu schaffen, die weniger anfällig für Wechselkursschwankungen war. Die teilnehmenden Währungen durften nur in einer bestimmten Bandbreite nach oben oder unten schwanken. Interventionen der beteiligten Notenbanken sollten ein Überschreiten der Bandbreiten verhindern. Als rechnerische Bezugsgröße wurde der ECU eingeführt. Der ECU war keine eigenständige Währung, sondern ein Währungskorb, der sich aus Währungen von Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft zusammensetzte. Zunächst nahmen acht Länder an diesem Wechselkursmechanismus teil.
In meine Stoffsammlung der mir für die EG wichtig erscheinenden Ereignisse im Jahr 1978 habe ich noch die Unterzeichnung eines Handelsabkommens, das zwischen der Gemeinschaft und der Volksrepublik China abgeschlossen wurde, aufgenommen. Die Unterzeichnung fand am 3. April statt. Außerdem wurde am 24. Oktober das neue Übereinkommen über die multilaterale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Fischerei im Nordwestatlantik in Ottawa unterzeichnet.
Ein für das europäische Projekt besonders wichtiges Ereignis fand in der Zeit vom 07.06.1979 bis zum 10.06.1979 statt. In diesem Zeitraum wurde nämlich die erste allgemeine und unmittelbare Direktwahl zum Europäischen Parlament durchgeführt. Vom 17.07.1979 bis zum 20.07.1979 tagte das direkt gewählte Parlament erstmalig in Straßburg. Simone Veil wurde zur ersten Präsidentin des Parlaments gewählt. Aus heutiger Sicht erscheint mir ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 20.02.1979 als etwas seltsam, weil der freie Warenverkehr innerhalb der Gemeinschaft nunmehr als Selbstverständlichkeit gilt. In jenem Urteil erklärte das besagte Gericht, dass die Verbraucher ein Recht auf unbeschränkten Zugang zu Lebensmitteln aus anderen Mitgliedsstaaten haben, sofern das betreffende Erzeugnis rechtmäßig hergestellt und vertrieben wird und eine Einfuhr unter gesundheitlichen und ökologischen Gesichtspunkten unbedenklich ist. Am 28.05.1979 wurde der Vertrag über den Beitritt Griechenlands zur EG in Athen unterzeichnet. Er trat übrigens am 01.01.1981 in Kraft. Auf seiner Tagung vom 21. und 22. Juni 1979 in Straßburg vereinbarte der Europäische Rat die Ausarbeitung einer gemeinsamen Energiestrategie und prüfte die Probleme mit der Konvergenz der Wirtschaftsleistung der Mitgliedsstaaten. Im Jahr 1979 baute die Gemeinschaft ihre Beziehungen zu Staaten Afrikas, der Karibik und des Pazifiks dadurch aus, dass am 31.10.1979 das Lomé II-Abkommen zwischen der EG und 58 AKP-Staaten unterzeichnet wurde. Am 20.11.1979 billigte dann der Europäische Rat die Ergebnisse der multilateralen Handelsverhandlungen im Rahmen des Allgemeinen Zoll-und Handelsabkommens (GATT).
13.11.2018
Die Europäische Gemeinschaft und ihre Vorgängerorganisationen (18)
In diesem Artikel widme ich mich dem Zeitraum 04.11.1980 bis 08.11.1984. Bei Durchsicht
meiner im Rahmen von Recherchen gefertigten Notizen fiel mir auf, dass der Europäische Rat
von den Gremien der EG am meisten erwähnt wurde. Diese Einrichtung ist nach meiner
Wahrnehmung bis heute der wichtigste Entscheidungsträger der Gemeinschaft. In die Kritik der
Medien und politischen Organisationen gerät jedoch vor allem die Europäische Kommission mit
ihrem als aufgebläht empfundenen Apparat. Im Berichtszeitraum dieses Beitrags sind wiederum
etliche Vereinbarungen über die Zusammenarbeit der EG mit Ländern auf anderen Kontinenten
getroffen worden. Aber auch die Beschäftigung mit Wissenschaft und Bildung zählten zu den
Aktivitäten der Gremien der EG. Besonders hervorzuheben ist aus meiner Sicht, dass in dem
besagten Zeitraum die Sonderstellung Großbritanniens innerhalb der Gemeinschaft entschieden
auffällig wurde. Ich habe mich entschlossen, bei meinen Ausführungen über den vorgenannten
Zeitraum weitgehend chronologisch vorzugehen. Das bereits auf einer Konferenz in Kual
Lumpur am 08.03.1980 unterzeichnete Kooperationsabkommen zwischen der EG und den
Ländern der südostasiatischen Staaten (ASEAN) trat zum 01.10.1980 in Kraft. Die einst
wirtschaftlich auf den Sektoren der Landwirtschaft und des Bergbaus so starke britische
Kolonie Rhodesien erhielt nach ihrer Befreiung aus der Kolonialherrschaft den Namen
Zimbabwe. Heute befindet sich dieses Land durch schlechtes Regieren in Verbindung mit einer
lang andauernden Misswirtschaft jedoch in einem sehr maroden Zustand. Am 04.11.198
erhielt Zimbabwe übrigens den Status eines Mitgliedsstaates des Zweiten AKP-Abkommens
von Lomé. Am 01.12. und 02.12.1980 fand in Luxemburg eine Tagung des Europäischen Rates
statt. Auf dieser Tagung wurde eine Anzahl unterschiedlicher Beschlüsse gefasst, die einen
Einblick in das weitgefächerte Wirken des Rates gewähren. Hierzu gehörte eine Beihilfe für
Italien für den Wiederaufbau der durch ein Erdbeben verwüsteten Gebiete. Die in dieser Tagung
getroffenen Beschlüsse betrafen auch die Ost-West-Beziehungen sowie eine Beihilfe für Polen.
Am 01.01.1981 wurde dann Griechenland das zehnte Mitglied der EG. Am 28.02.1982 stimmte
die Bevölkerung Grönlands in einer Volksbefragung für den Austritt aus der EG. Maßgeblich
hierfür waren intensiv genutzte Fischereirechte durch Mitgliedsländer der EG in den Hoheitsgewässern
Grönlands. Grönland wurde übrigens durch die Verfassung von 1953 gleichberechtigter Teil des
Königsreichs Dänemark. Bemerkenswert finde ich, dass der Rat bereits im Jahr 1983 eine
Entschließung zur Einführung der neuen Informationstechnologie im Unterrichtswesen
verabschiedete. Nach meiner Wahrnehmung war die Fischereipolitik wiederholt ein Streitpunkt
unter den Mitgliedsländern der EG. Um so erfreulicher ist es aus meiner Sicht, dass der Rat am
14.12.1983 eine allgemeine Zustimmung zur gemeinschaftlichen Fischereipolitik erzielte.
Bei meinen Recherchen stieß ich mehrfach darauf, dass das Europäische Parlament die Frage
der Gründung einer Europäischen Union erörterte. Am 14.02.1984 nahm dann das Europäische
Parlament mit großer Mehrheit den Entwurf eines Vertrages zur Gründung der Europäischen
Union an. Der betreffende Entwurf geht auf den in mehreren Quellen als bedeutenden Europäer
bezeichneten italienischen Politiker Spinelli zurück. Ich stellte fest, dass die Informationstechnologie
im Jahr 1984 ebenfalls Bestandteil der Arbeit des Europäischen Rates war. Dieses Gremium
genehmigte nämlich am 28.02.1984 einen Entschluss über ein strategisches Programm für Forschung
und Entwicklung auf dem Gebiet der Informationstechnologie. Wichtig für das Voranschreiten des
Projekts Europa halte ich den Umstand, dass der Rat am 17.06.1984 eine Entschließung über die
Lockerung der Personenkontrollen an den Grenzen für Bürger der EG verabschiedete. Im
Berichtszeitraum ist ein weiteres für die Entwicklung der Gemeinschaft bedeutungsvolles Ereignis
zu verzeichnen. Im Juni 1984 wurde nämlich die zweite allgemeine unmittelbare Wahl zum
Europäischen Parlament durchgeführt. In meinem Gedächtnis hat sich eingeprägt, dass die
brtische Premierministerin Thatcher äußerst energisch Klage über die Höhe des Beitrags ihres
Landes zum Haushalt der EG führte. Bei der Tagung des Europäischen Rates in
Fontainebleau im Juni 1984 wurde dann eine Einigung über den Ausgleichsbetrag erzielt, der dem
Vereinigten Königreich zu gewähren sei, um seinen Beitrag zum Gemeinschaftshaushalt zu
verringern. Im Welthandel spielt heute die Erhebung von Zöllen eine bedeutende Rolle. In diesem
Zusammenhang halte ich es für interessant, dass der Europäische Rat am 08.11.1984 beschloss, die
in den multilateralen Handelsbesprechungen unter der Bezeichnung Tokio-Runde vorgeschlagenen
Zollsenkungen beschleinigt einzuführen.
Die Stadt Hagen in Westfalen (10)
In deutschen Städten prägen in der Regel mehr oder minder markante Sakralbauten das Stadtbild. Hagen ist hiervon nicht ausgenommen. Ich beginne meinen Beitrag über jene Bauwerke mit der Ev-luth Johanniskirche am Markt. In den von mir zum Thema Kirchengebäude in Hagen durchgesehenen Websites wurde ich darüber unterrichtet, dass die Johanniskirche das älteste Gotteshaus in Hagen ist. Eine erste Kirche soll am Standort der Johanniskirche bereits zur Zeit Karls des Großen errichtet worden sein. Jener Sakralbau bestand nach archäologischen Forschungen noch aus Holz. Er habe unter dem Patronat der römischen Märtyrer Gervasius und Protarius gestanden. Es wurde die Vermutung geäußert, dass die besagte Urpfarre im Zusammenhang mit einem Königshof stand. Im Jahr 1089 soll sogar ein Pfarrer urkundlich bezeugt worden sein. Um das Jahr 1150 herum sei dann die Holzkirche durch eine kreuzförmige romanische Basilika ersetzt worden. In den Status von Schutzheiligen dieser Basilika wurden Papst Urban und der heilige Georg erhoben. Ich las, dass sich ein Figurentaufstein aus jener Zeit im Märkischen Museum auf Burg Altena befindet. Das erwähnte Kirchengebäude blieb immerhin ungefähr sechshundert Jahre als romanische Basilika erhalten. Eine grundlegende Veränderung wurde erst im 18. Jahrhundert getroffen. In der Zeit von 1748 bis 1750 wurde dann auf dem Gelände des romanischen Gotteshauses eine größere Hallenkirche im Barockstil erbaut. Der romanische Turm blieb allerdings zunächst noch stehen. Dieser wurde aber in den Jahren 1903 und 1904 durch eine Schaufassade mit spitzhelmbekrontem Turm ersetzt. Als Architekt wird Walter Fischer genannt. Langhaus und Chor werden in einer Quelle als bruchsteinsichtig bezeichnet. In dieser Quelle wird außerdem darauf hingewiesen, dass sich die repräsentative Vorhalle vom Altbau stark unterscheidet. Es wird berichtet, dass die Johanniskirche im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe schwer beschädigt wurde. Der Wiederaufbau der Kirche konnte erst 1951 aufgenommen werden. Verantwortlich für die betreffenden Baumaßnahmen war der Architekt Adolf Schulz. Für erwähnenswert halte ich den Umstand, dass der spitze Turmhelm erst 1980 wieder aufgesetzt wurde.
Ein gewisser Pfarrer Theodor Nicolai trat 1543 mit einem großen Teil der Hagener Gemeinde zum Luthertum über. Dieser Schritt gefiel jedoch bestimmten altgläubigen Kreisen nicht. Sie setzten 1550 die Vertreibung Theodor Nicolais durch. Auf das Wirken des Pastors Johannes G. Wippermann ist es jedoch zurückzuführen, dass die neue Lehre nach Hagen zurückkehrte. Seither ist sie dort etabliert.
Nachzutragen ist noch, dass der Bielefelder Kirchenkünstler Prof. Arnold Rickert die heutige Struktur der Einrichtung der Johanniskirche in traditionellen Formen um 1950 schuf. Der Entwurf vom großen Chorfenster stammt von Paul Thol. Dieses Fenster ist mit Symbolen vom Abendmahl ausgeschmückt. Zu sehen sind Ähren und Trauben sowie ein Engel mit Brot. Die Große Orgel auf der Empore ist ein Werk von Paul Ott aus dem Jahr 1958.
20.11.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (19)
In diesem Beitrag berichte ich über die Geschichte der EG in der Zeit vom 01.02.1985 bis 25.06.1988. Auch in dieser Zeit war die Frage der Erweiterung der Gemeinschaft aktuell. Aber auch die Abkehr vom Projekt Europa spielte eine gewisse Rolle. Mit Wirkung vom 01.02.1985 trat nämlich Grönland aus der Gemeinschaft aus. Es blieb jedoch als so genanntes Überseeisches Gebiet assoziiert. Auf seiner Tagung am 29.03. und 30.03.1985 stimmte der Europäische Rat in Brüssel dem Beitritt Spaniens und Portugals zur EG zu. Bereits am 14.04.1986 beantragte die türkische Regierung die Aufnahme der Republik Türkei in die Europäische Gemeinschaft. Diesem Antrag wurde bekanntlich bis heute nicht stattgegeben. Von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung der EG ist der Umstand, dass am 14.08.1985 das Schengener Abkommen über die Abschaffung der Grenzkontrollen von Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden unterzeichnet wurde. Auch das Wirken des Europäischen Gerichtshofs im Zusammenhang mit der Realisierung des Gleichbehandlungsgrundsatzes für Bürger der Gemeinschaft durch Institutionen eines anderen Mitgliedsstaats hatte einen günstigen Einfluss auf das Zusammenwachsen der einzelnen Mitgliedsländer. Nach einem Urteil dieses Gerichtshofs vom 13.02.1985 ist der Grundsatz der Nichtdiskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit auf einen französischen Studenten anzuwenden, für den für sein Studium in Belgien nicht höhere Einschreibgebühren verlangt werden dürfen als von den inländischen Studenten. Dem Thema Nichtdiskriminierung von Personen ist auch eine gemeinsame Erklärung des Europäischen Parlaments, des Rats und der Kommission vom 11.06.1986 gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zuzurechnen. Auf der Tagesordnung der EG stand wiederholt der Punkt Binnenmarkt. Hierzu ist anzumerken, dass die Kommission dem Rat am 14.06.1985 ein Weißbuch über die Vollendung des Binnenmarktes übermittelte. Die Gremien der EG richteten ihre Aufmerksamkeit öfter auf die Probleme des Europäischen Währungssystems (EWS). Hierzu ist zunächst zu erwähnen, dass die zuständigen Minister der Mitgliedsländer und die Präsidenten der jeweiligen Zentralbanken am 20.07.1985 die Leitkurse innerhalb des EWS´ neu festsetzten. Im November 1987 verabschiedeten dann die Wirtschafts - und Finanzminister Maßnahmen zur Stärkung des EWS. Auch die Agrarpolitik wurde im Berichtszeitraum nicht vernachlässigt. So übermittelte zum Beispiel die Kommission dem Rat im Juli 1985 ein Grünbuch über die Perspektiven der gemeinsamen Agrarpolitik. Die dem verfassungsmäßigen Bereich zuzurechnenden Belange der Gemeinschaft waren in der besagten Zeit Gegenstand von Aktivitäten der Organe der EG. Hierzu möchte ich darauf hinweisen, dass die Staats – und Regierungschefs der Mitgliedsländer der EG bei der Tagung des Rats im Juni 1985 in Milano beschlossen, eine Regierungskonferenz im Hinblick auf eine Reform ihrer Institutionen einzuberufen. Auf der Tagung des Rats im Dezember 1985 in Luxemburg vereinbarten die Mitgliedsländer, die Römischen Verträge zu ändern und den Prozess der europäischen Integration mit der Ausarbeitung einer Einheitlichen Europäischen Akte erneut in Gang zu setzen. Zu diesem Instrument fand ich bei Wikipedia die folgende in Kurzform gefasste Erläuterung: „Die Einheitliche Europäische Akte stellt den ersten besonderen Reformvertrag dar, auf dem später die Vertragswerke Maastricht, Amsterdam, Nizza und Lissabon folgten. Sie bedeutet den vorläufigen Abschluss einer mehrjährigen Reformdebatte. Mit der Einheitlichen Europäischen Akte wurden die Verträge über die EG geändert und ergänzt, es wurde keine Union geschaffen“. Die Einheitliche Europäische Akte trat übrigens am 01.07.1987 in Kraft. Am 20.07.1987 verabschiedete der Rat eine Änderung seiner Geschäftsordnung für die Einleitung des Abstimmungsverfahrens. Dieses Verfahren konnte durch die Veränderung nicht nur allein auf Initiative des Ratspräsidenten, sondern auch auf Initiative eines Mitglieds des Rats oder der Kommission eingeleitet werden. Bedingung hierfür war jedoch, dass die Mehrheit der Mitglieder des Rats ihre Zustimmung zu der betreffenden Maßnahme erteilte. Wichtig für die einzelnen Mitgliedsländer war von jeher die Handelspolitik. Hierzu sei angeführt, dass das Abkommen zwischen den AKP-Staaten und der EG am 01.05.1986 in Kraft trat. Im Mai 1988 wurde ein Kooperationsabkommen zwischen der EG und den Mitgliedsstaaten des Kooperationsrates der Golfstaaten unterzeichnet. Am 25.06.1988 kam es schließlich noch zu einer Annäherung der EG an die Länder des Ostblocks. An diesem Tag wurde nämlich eine gemeinsame Erklärung über die Aufnahme offizieller Beziehungen zwischen der Gemeinschaft und dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) unterzeichnet.
27.11.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (20)
In dem von mir in diesem Beitrag behandelten Zeitraum fällt der Zusammenbruch des in Ländern Mittel- und Osteuropa installierten Gesellschaftssystems, das sich nach den Bekundungen der dort bestimmenden Funktionäre als Sozialismus verstand. Im so genannten Westen wurden jene Länder jedoch als Ostblock bezeichnet. Dem in diesen Ländern einsetzenden Transformationsprozess wurde schon früh von der Europäischen Gemeinschaft Aufmerksamkeit geschenkt. Er wurde aber auch mit unterstützenden Maßnahmen begleitet. So fand zum Beispiel am 28.04.1990 in Dublin eine Sondertagung des Europäischen Rats statt. Auf dieser Tagung wird ein gemeinsames Vorgehen im Hinblick auf die deutsche Einigung und die Beziehungen der Gemeinschaft zu den Ländern Mittel- und Osteuropas vereinbart. Am 29.05.1990 wird dann das Abkommen zur Errichtung der Bank für Wiederaufbau und Entwicklung zur finanziellen Unterstützung der Länder Mittel- und Osteuropas in Paris vereinbart. Vor den Ereignissen der Jahre 1989 und 1990 war übrigens bereits am 26.09.1988 in Brüssel ein Abkommen über den Handel sowie die handelspolitische und wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Gemeinschaft und Ungarn unterzeichnet worden. Ein vergleichbares Abkommen wurde am 19.09.1989 in Warschau mit Polen abgeschlossen. Im Berichtszeitraum hatte nach meinen Recherchen die Handelspolitik generell einen hohen Stellenwert für die Gemeinschaft. Auch unter der Präsidentschaft Ronald Reagans zeigten sich in der Handelspolitik der USA Tendenzen, die auf Abschottung zielten. Der Europäische Rat nahm dieses zum Anlass eine Erklärung zum amerikanischen Handels- und Wettbewerbsgesetz mit der Bezeichnung „Trade Act“ abzugeben. In dieser Erklärung brachte der Rat seine tiefe Besorgnis über das protektionistische Potenzial des betreffenden Gesetzes zum Ausdruck. Mit der Sowjetunion wurde ebenfalls im Jahr 1989 ein Handelsabkommen vereinbart, in dem die Bedeutung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit besonders betont wurde. Am 02.04.1990 unterzeichneten außerdem die Europäische Gemeinschaft und Argentinien ein Handels- und Kooperationsabkommen. Ferner kümmerte sich die Gemeinschaft wiederum um Afrika und überseeische Regionen. In Lomé (Togo) wurde nämlich am 15.12.1989 das neue AKP-EWG-Abkommen zwischen der Gemeinschaft und 69 Ländern Afrikas, des karibischen Raumes und des Pazifischen Ozeans unterzeichnet.
Noch ein aus meiner Sicht für Deutschland wichtiges Ereignis fällt in den Berichtszeitraum. Am 17.07.1989 beantragt die Republik Österreich offiziell ihren Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften. Auf der Tagesordnung der Gremien der EG standen wiederholt die Belange des Europäischen Währungssystems. Am 12.04.1989 legte der Ausschuss Wirtschafts- und Währungsunion unter dem Vorsitz von Jaques Delors seinen Bericht vor. Im Juni 1989 wurde die spanische Peseta in den Wechselkursmechanismus des Europäischen Währungssystems (EWS) aufgenommen. Gleichzeitig wurde der ECU-Währungskorb infolge der Einbeziehung von Peseta und Escudo angepasst. Auf einer Website der EU las ich, dass auf der Tagung des Europäischen Rats in Madrid im Juni 1989 entscheidende Schlussfolgerungen zur Wirtschafts- und Währungsunion verabschiedet wurden. Hierbei sei die Notwendigkeit hervorgehoben worden, bei der Vollendung des Binnenmarktes Ausgewogenheit zwischen sozialen und wirtschaftlichen Aspekten zu gewährleisten. Aber es wurde auch die Priorität der Umweltfragen bestätigt.
Die Stadt Hagen in Westfalen (11)
Zu den nach meinen Recherchen bedeutenden Sakralbauten in Hagen zählt auch das der katholischen Kirche gehörende Gotteshaus St. Marien. Das Kirchengebäude liegt im Stadtzentrum in der Nähe einer von Bürgern häufig aufgesuchten Fußgängerzone. Ich habe keine Erinnerungen an diese Kirche. Nach den von mir betrachteten Abbildungen wirkt sie ganz imposant. Die Kirche wurde von 1882 bis 1895 im neugotischen Stil erbaut. Sie wird als dreischiffige Hallenkirche bezeichnet. Der Entwurf stammt von dem Architekten Caspar Clemens Pickel. Der Autor eines Textes auf einer von mir hinzugezogenen Website beschreibt das Innere der Kirche als weiten und luftigen Raum mit schlanken Pfeilern. Er trägt vor, dass im Chor der frühbarocke Hauptaltar mit einem Bild des heiligen Liborius steht. Über Liborius brachte ich in Erfahrung, dass er im vierten Jahrhundert lebte. Er habe im heutigen Frankreich das Amt eines Bischofs bekleidet. Ihm werden mehrere Wunderheilungen zugeschrieben. Der besagte Altar habe einst als Seitenaltar im Paderborner Dom gestanden. Der Altartisch bestehe aus dunkelgrünem Sandstein. Auf dem Altartisch stünden als Zierde sechs Kirchenleuchter. Der Taufbrunnen sei ein Werk alter Steinmetzkunst. Er sei vom Bildhauer Edgar Gaisling überarbeitet worden und zeige sich nunmehr in einem veränderten Gewande. Jener Autor geht ausführlich auf eine Skulptur ein, die ihren Standort über dem Mittelgang vor der Orgelempore hat. Er spricht von dieser Skulptur als Strahlenmadonna. Er führt aus, dass Maria hier als hoheitsvolle Herrscherin mit dem Jesuskind auf dem Arm im Strahlenkranz der Sonne dargestellt wird. Die im 18. Jahrhundert geschaffene Skulptur stamme aus dem Umfeld des Klosters Schussenried in Schwaben. Jener Autor weist ebenfalls auf das monumentale Kreuz im rechten Querschiff hin. Dieses habe ein gewisser Paul Rautenberg bereits vor 1945 unter dem Eindruck von Tod und Zerstörung im Zweiten Weltkrieg geschaffen. Das Kreuz sei für eine in der Kirche geplante Kriegergedächtnisstätte vorgesehen gewesen. In der Kirche St. Marien befinde sich auch eine spätgotische Madonna aus der Schule des Bildschnitzers Veit Stoß aus dem 15. Jahrhundert. Unter der Empore sei auf der Schmuckfläche im Giebeldreieck ein Relief zu sehen, das eine Marienkrönung darstellt. Jener Autor weist auch auf eine Skulptur des heiligen Antonius hin. Sie sei im Mittelalter geschaffen worden und stamme aus Portugal oder Spanien. Der Heilige werde mit Kind und Buch dargestellt. Am Eingang zur Anbetungskapelle sei eine Statue des heiligen Liberius zu betrachten. Ein weiteres Kunstwerk habe seinen Platz in einer Nische der Krypta. Hierbei handele es sich um eine Pietá aus der Zeit um 1600. Sie stamme aus einer nunmehr abgebrochenen Kapelle in Graubünden. In der von mir gefundenen Quelle wird auch auf die großflächigen Fenster eingegangen. Die dort gestalteten Werke der Glaskunst werden als freie Kompositionen zur Lauretanischen Litanei bezeichnet. Ich konnte zum Begriff Lauretanische Litanei keine Erläuterung finden. Litanei wird allerdings in einem Lexikon mit liturgischem Wechselgebet zwischen Vorbeter und Gemeinde erklärt, in dem Gott und die Heiligen angerufen werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche St. Marien bei einem Luftangriff der Alliierten stark beschädigt. Im Jahr 1954 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Seither wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt.
03.12.2018
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (21)
In meinem Artikel vom 27.11.2018 wurden bereits hinsichtlich des Berichtszeitraums 01.07.1988 bis 29.05.1990 mehrere Themen behandelt. Hierbei handelte es sich um „Die Erweiterung der Gemeinschaft“, „Das Europäische Währungssystem“, „Handelsangelegenheiten“ und „Die Aktivitäten der EG in Anbetracht der Auflösung des Ostblocks“. In diesem Zeitraum waren jedoch noch manch andere Aktivitäten der Organe der EG und ihr nahestehender Organisationen zu verzeichnen. So nahm sich zum Beispiel der Europäische Gerichtshof mehrerer Rechtsfragen in Sachen Gleichbehandlungsgrundsatz, freier Warenverkehr und institutionelles Gleichgewicht an. Nach dem Urteil dieses Gerichts vom 02.01.1989 hat ein britischer Tourist, der in der Pariser Metro tätlich angegriffen wurde, auf Grund der Nichtdiskriminierung aus Gründen der Staatsangehörigkeit Anspruch auf die gleiche Entschädigung wie ein eigener Staatsangehöriger. In einem weiteren Urteil vom 07.03.1990 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass eine nationale Rechtsvorschrift, die den Zugang zu dem im Einkaufsland rechtmäßig erhältlichen Werbematerial verbietet, dem Grundsatz des freien Warenverkehrs entgegensteht. Nach dem Urteil des besagten Gerichts vom 22.05.1990 können die übrigen Organe vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen das Europäische Parlament erheben, und das Europäische Parlament kann vor dem Europäischen Gerichtshof Klage gegen die übrigen Organe erheben, wenn sie das institutionelle Gleichgewicht in Frage stellen. Diese Grundsätze sollen anschließend in den Vertrag von Maastricht aufgenommen werden. Was die Organisation und die verfassungsmäßigen Belange der Gemeinschaft anbetrifft, so stieß ich im Berichtszeitraum auf zwei mir wichtig erscheinende Daten. Am 01.07.1988 trat die interinstitutionelle Vereinbarung über die Haushaltsdisziplin des im Juni genehmigten Haushaltsverfahrens in Kraft. Auf der Tagung des Europäischen Rats in Straßburg im Dezember 1989 wurde beschlossen, im Jahr 1990 eine Regierungskonferenz einzuberufen, um den Vertrag im Hinblick auf die abschließenden Phasen der Wirtschafts- und Währungsunion zu ändern. Auf jener Tagung nahmen die Staats- und Regierungschefs von elf Mitgliedsländern außerdem die Gemeinschaftscharta der sozialen Grundrechte der Arbeitnehmer an. Bezüglich der sozialen Angelegenheiten ist noch zu berichten, dass der Rat am 07.05.1990 die Europäische Stiftung für Berufswesen eingesetzt hat. Bei derselben Tagung nahm der Rat übrigens eine Verordnung über die Einsetzung der Europäischen Umweltagentur an. Ich halte ein weiteres Ereignis auf dem Gebiet des Umweltschutzes für erwähnenswert. Am 07.10.1988 ratifizierte die Gemeinschaft das Wiener Übereinkommen über den Schutz der Ozonschicht. Ich kann mich noch entsinnen, dass der Begriff des Audiovisuellen in den 1970er und 1980er Jahren im medialen Diskurs eine gewisse Rolle spielte. Neu ist mir allerdings, dass sich auch die EG hiermit beschäftigte. Zu diesem Thema ist anzumerken, dass am 02.10.198 in Paris eine Tagung über audiovisuelle Medien stattfand. Anschließend hätten die Europäische Kommission und 26 europäische Länder eine gemeinsame Erklärung zur Einführung von „Audiovisuel Eureka“ abgegeben, um die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Sektors der Audiovision durch engere Zusammenarbeit zu stärken.
Die Stadt Hagen in Westfalen (12)
Mein Besuch in dem in Hagen ansässigen Kunstmuseum liegt, sofern mich meine Erinnerung nicht täuscht, ungefähr 37 Jahre zurück. Die dortige Schausammlung gefiel mir gut. Damals interessierte ich mich nämlich besonders für die Klassische Moderne. Durch mein Standartwerk „Der deutsche Museumsführer“ des Verlags Wolfgang Krüger aus dem Jahr 1979 waren mir für das damals noch Karl-Ernst-Osthaus-Museum genannte Kunstinstitut bereits entsprechende Hinweise gegeben worden. Dort heißt es: “Die Sammeltätigkeit des Museums konzentriert sich auf die Kunst des deutschen Expressionismus, auf die zeitgenössische Kunst sowie die allgemeine Kulturgeschichte“. Auch wurde auf eine umfangreiche Spezialsammlung mit Arbeiten Henry van de Veldes aufmerksam gemacht. Das heutige Kunstinstitut trägt übrigens die Bezeichnung „Osthaus Museum“. Dem Vorgängerinstitut wurde die Bezeichnung „Folkwang-Museum-Hagen“ gegeben. Eröffnet wurde dieses Kunstinstitut im Jahre 1902. Auf einer Website des „Osthaus Museums“ wird Henry van de Velde besonders erwähnt. Er sei von Karl Ernst Osthaus, dem Begründer des Folkwang-Museums-Hagen, für die Gestaltung jenes Kunsthauses engagiert worden. Auf der besagten Website wird hervorgehoben, dass van de Velde mit der Museumseinrichtung das erste öffentliche Gebäude im neuen Stil schuf. Hierbei handele e sich um ein einzigartiges Ambiente der organischen Innenarchitektur. Das Folkwang-Museum-Hagen habe Ruhm als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst erlangt. Ausführlich gewürdigt wird auch das Wirken Karl Ernst Osthaus für diejenige Kunst, die später als klassische Moderne in die Kunstgeschichte einging. Er habe sich intensiv mit den neuesten Strömungen in Kunst, Kunstgewerbe und Architektur auseinandergesetzt. Er sei bereit gewesen, sich noch nicht etablierten, doch überzeugenden Ansätzen zu öffnen. Diese Haltung werde durch eine Ausstellung mit Arbeiten der Maler der Künstlergemeinschaft „Die Brücke“ aus dem Jahr 1907 belegt. Bei dieser Veranstaltung habe es sich um eine der ersten Museumsausstellungen der jungen Künstlergemeinschaft gehandelt. Osthaus habe die Avantgarde vor Angriffen in Schutz genommen. In diesem Zusammenhang werden folgende Worte Osthaus´ zitiert: „Es wäre unrecht, Künstlern die Möglichkeit zu Ausstellungen zu versagen, weil sie Widerspruch hervorrufen könnten. Der Zweck unserer Anstalt ist nicht, die Menschheit vor Entwicklung zu schützen“. Zwei Jahrzehnte lang habe Karl Ernst Osthaus durch seine Museumsarbeit das aktuelle nationale und internationale Kunstschaffen in die Industrieregion geholt. Durch diese Bestrebungen habe er von dort aus wiederum über die regionalen Grenzen hinaus gewirkt. Die Präsentation der Avantgarde habe das Folkwang Museum zu Hagen zu einem starken Magneten gemacht, der viele Kunstbegeisterte angezogen habe. Mit vielen Künstlern habe Osthaus in einem intensiven Kontakt gestanden. Hierzu hätten unter anderem Ernst Ludwig Kirchner, Emil Nolde und Alexander Archipenko gezählt. Er habe ihre Werke in monographischen Ausstellungen vorgestellt und zahlreiche Arbeiten für seine Sammlung aufgekauft. Nicht teilen kann ich die Osthaus zugeschriebene Überzeugung, die von der Kultur unberührte Provinz wäre stärker als die kunstgesättigte Metropole der geeignete Boden für künstlerische Innovationen. Es wird dann auch berichtet, dass Osthaus´ Kunstmission im lokalen und regionalen Bereich mehr oder minder ignoriert wurde, während sein Engagement in den Kunstzentren wahrgenommen wurde. Interessant hingegen finde ich die Auffassung des Karl Ernst Osthaus, dass die Errungenschaften der Künste auch für das alltägliche Leben fruchtbar gemacht werden könnten.
Ich beabsichtige, künftig noch weitere Ausführungen zum Thema Kunststandort Hagen zu machen.
22.01.2019
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (13)
Der Vorabdruck von Remarques Romans „Der Weg zurück“ erschien vom 07. Dezember 1930 bis zum 29. Januar 1931 wiederum in der „Vossischen Zeitung. Am 30. April 1931 lieferte der zum Ullstein Konzern gehörende Propyläen-Verlag die Buchausgabe aus. Der sensationelle Verkaufserfolg des Romans „Im Westen nichts Neues“ konnte erwartungsgemäß mit diesem Werk nicht erreicht werden. In wenigen Wochen wurden jedoch 180.000 Exemplare verkauft. Noch im Erscheinungsjahr wurden Übersetzungen in 25 Sprachen gefertigt. Der Roman „Der Weg zurück“ brachte es bereits im Jahr 1931 zum Bestseller. Auch heute wird noch im Internet von Handelsunternehmen für diesen Roman geworben. Bei meinen Recherchen im Internet stieß ich auch auf einige Rezensionen, die mich allerdings nicht so recht überzeugen konnten. In einer dieser Rezensionen heißt es unter anderem: „Die Heimkehrer von der Front kehren nicht wirklich heim, sie sind fremd geworden zuhause, Eindringlinge mit anderen Werten, anderen Erwartungen, anderer Sprache. Schwer nur ist eine Verständigung mit den Daheimgebliebenen möglich, die das, was den Frontsoldaten geprägt hat, nicht kennen“. In einer anderen Rezension wird der folgende interessante Aspekt vorgetragen: “Ein weiteres Thema des Romans ist die Verdrängung des Geschehenen in der Weimarer Republik. Zur Zeit der Erscheinung des Buches dienen die verschobenen Erinnerungen aus dem Ersten Weltkrieg bereits der Anstachelung des Nationalsozialismus. Die Schreckensbilder des Krieges scheinen bereits vergessen, und die Nation steuert euphorisch getrieben auf ein neues Unglück zu. Dieses Zustreben auf einen neuen Krieg beschreibt Remarque in nahezu prophetischer Vorausschau. Während er in „Im Westen nichts Neues“ eher einen neutralen Bericht aus der Sicht eines Beobachters geschaffen hat, wechselt er in „Der Weg zurück“ zu einem direkten Appell an die Bevölkerung, um wachzurütteln und Schlimmeres zu vermeiden. Remarque befürchtete schon damals, die Erfahrungen des Ersten Weltkriegs hätten nicht gereicht und Deutschland stolpere auf eine neue Katastrophe zu“. Die vom Autor vorgestellten Kriegsheimkehrer fühlten sich betrogen und getäuscht. Einer dieser Personen drückt seine Befindlichkeit wie folgt aus: „Man sagte uns Vaterland und meinte die Okkupationspläne einer habgierigen Industrie – man sagte uns Ehre und meinte das Gezänk und die Machtwünsche einer Handvoll ehrgeiziger Diplomaten und Fürsten – man sagte uns Nation und meinte den Tätigkeitsdrang beschäftigungsloser Generale! ….. Die Jugend der Welt ist aufgebrochen, und in jedem Lande ist sie belogen und missbraucht worden, in jedem Land hat sie für Interessen gefochten statt für Ideale, in jedem Land ist sie zusammengeschossen worden und hat sich gegenseitig ausgerottet!“ Ein weiterer Autor führt aus, dass der Episodenstil von „Im Westen nichts Neues“ nicht mehr so konsequent und gängig eingesetzt sei. Es fehle auch die Dichte und die scheinbar kühle Distanz des Erzählers. Der besagte Autor kommt außerdem zum Schluss, dass die Figuren plastischer, die Geschichte breiter werden. Die Monotonie der Front sei einem vielfältigen Geschehen in den bewegten Friedenszeiten gewichen. Jener Autor weist übrigens darauf hin, dass Remarque in der Buchfassung einen optimistischen Schluss wählt, der konträr zur verzweifelten Grundstimmung des Romans liegt. Eine als Lehrer tätige Person spreche stellvertretend für seinen literarischen Schöpfer von der „kleinen“ Utopie der Hoffnung. Dieser Lehrer trägt vor, dass er eine sinnvolle Aufgabe habe. Als Lehrer könne er positiv auf seine Schüler einwirken. Im Vorabdruck des Romans in der „Vossischen Zeitung“ hatte Remarque einen pessimistischen Schluss gewählt, indem eine Person, die nach heutigen Maßstäben von einem posttraumatischen Belastungssyndrom betroffen war, Suizid beging. Der erwähnte Autor mutmaßt, dass der Grund für den geänderten Schluss des Romans in den Angriffen der Kritiker Remarques aus dem nationalistischen Lager liegen könne. Jene Kritiker hätten Remarque Defätismus und Lebensverneinung vorgeworfen. Remarque hätte möglicherweise keinen weiteren Beitrag zum allgemeinen Stimmungsverfall liefern wollen.
Die Stadt Hagen in Westfalen (13)
Ernst Karl Osthaus starb im Jahr 1921. Sein Tod hatte negative Folgen für das kulturelle Leben in der Stadt Hagen. Seine Erben führten nämlich sein Lebenswerk nicht weiter. Sie verkauften vielmehr 1922 die von ihm gesammelten Kunstwerke an den Folkwang-Museumsverein Essen und die Stadt Essen. Im Kaufvertrag war außerdem festgelegt, dass der Name Folkwang-Museum ebenfalls auf die Käufer übergehen sollte. Auch das Hagener Folkwang-Gebäude wurde einer neuen Nutzung zugeführt. Es wurde Sitz des Kommunalen Elektrizitätswerks Mark. Zwischen Karl Ernst Osthaus und dem Maler Christian Rohlfs bestand eine besondere Beziehung. Als Förderer Christian Rohlfs hatte Osthaus dem Maler und seiner Ehefrau Helene im Folkwang-Gebäude ein lebenslanges Wohnrecht eingeräumt. Dieses Recht bezog sich auf eine im Dachgeschoss gelegene Wohnung. Die Eheleute Rohlfs konnten diese Wohnung jedoch auch unter den neuen Verhältnissen behalten. An der bildenden Kunst interessierte Kreise setzten sich vehement für die Neugründung eines Kunstmuseums in Hagen ein. In diesem Zusammenhang werden die Künstlervereinigung Hagenring und der Karl-Ernst-Osthaus-Bund genannt. Am 09. August 1930 war es dann soweit. An diesem Tag wurde das Städtische Kunstmuseum in den Räumen des Karl-Ernst-Osthaus-Bundes an der Hochstraße eröffnet. Christian Rohlfs wurde auch nach dem Tod seines Förderers Osthaus in Hagen eine besondere Wertschätzung zuteil. Anlässlich des achtzigsten Geburtstags des Malers wurde im Dezember 1929 in der an der Hochstraße gelegenen Villa Elbers eine große Retrospektive veranstaltet. Bemerkenswert finde ich, dass die politisch Verantwortlichen der Stadt Hagen in jener Zeit beschlossen hatten, ein großes Konvolut von Werken Christian Rohlfs für ihr Gemeinwesen anzukaufen. Die betreffenden Werke sollten in einem Christian-Rohlfs-Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Im Sommer 1932 wurde die Rohlfs-Sammlung im neu gegründeten Hagener Kunstmuseum präsentiert. Dieses Kunstinstitut befand sich in der an der Wehringhauser Straße gelegenen Villa Post. Für die mit den Werken Christian Rohlfs erweiterten städtischen Kunstsammlungen wurde die Bezeichnung Städtisches Museum mit Christian-Rohlfs-Museum gewählt. In den von mir herangezogenen Quellen fand ich keinen Stoff über das Schicksal der Kunstsammlungen der Stadt Hagen in der Zeit des Nationalsozialismus. Ich wurde lediglich darüber unterrichtet, dass die Stadtverwaltung 1934 den regimekonformen Gerhard Bruns zum Leiter der Hagener Museen berief. Das Städtische Museum mit Christian- Rohlfs-Museum habe im Zuge der Gleichschaltung der Hagener Künstlerverbände und der Neustrukturierung der Museen durch den Oberbürgermeister Vetter 1934 eine neue Bezeichnung erhalten. Diese habe Städtisches Museum-Haus der Kunst gelautet. Der Verweis auf das Christian-Rohlfs-Museum sei entfallen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde bereits im Herbst 1945 das Karl-Ernst-Osthaus-Museum mit dürftigen Beständen eröffnet. Leiterin dieses neuen Museums war Herta Hesse-Frielinghaus. Sie war in dieser Funktion dreißig Jahre tätig. Während ihrer Amtszeit baute sie eine Sammlung zur Kunst des 20. Jahrhunderts auf. Es wird berichtet, dass sich Frau Hesse-Frielinghaus den Ideen von Osthaus verpflichtet sah und ihre Sammlungspolitik im Hinblick auf das Konzept der Folkwang-Sammlung gestaltete. Nach der Währungsreform des Jahres 1948 habe sie vor allem hochkarätige Werke der deutschen Expressionisten sowie aktuelle Kunst gekauft. 1955 zog das Museum in den Folkwang-Bau an der Hochstraße. Dieses Bauwerk wurde 1972 erweitert. 1991 wurde die historische Inneneinrichtung rekonstruiert. Das nunmehr Osthaus Museum Hagen genannte Kunstinstitut verfügt über rund 1.000 Werke der Malerei und etwa 800 Werke der Bildhauerkunst. Zu seinem Bestand zählen außerdem ca. 250 Künstler-Objekte, 5.000 Arbeiten auf Papier, nahezu 700 Arbeiten Angewandter Kunst, über 100 Installationen sowie 2.000 Mappen, Bücher und Objektkästen. Eine besondere Wertschätzung wird von Verantwortlichen des Museums offensichtlich der Installation „Architektur der Erinnerung“ der Künstlerin Sigrid Sigurdsson zuteil. Dieses Werk sei im Kontext der kulturellen Diskussion über Erinnerung und Gedächtnis erfahrbar. Erfahrbar sei durch die Installation ebenfalls das Bewusstsein von Geschichte im nationalen und europäischen Kontext.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (22)
Dieser Artikel beginnt mit dem Monat Juni 1990. Als wichtiges Datum habe ich bei meinen Recherchen den 16.06.1990 vorgemerkt. An diesem Tag haben nämlich die Benelux-Staaten, Deutschland und Frankreich das Abkommen von Schengen über die Abschaffung der Grenzkontrollen unterzeichnet. Italien folgte diesem Schritt am 27.11.1990. Im Berichtszeitraum machte auch die Erweiterung der Gemeinschaft weitere Fortschritte, indem die Republik Zypern am 03.07.1990 und die Republik Malta am 16.07.1990 ihren Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften erklärten. Am 18.03.1992 stellte dann auch noch Finnland einen formellen Antrag auf Aufnahme in die Europäischen Gemeinschaften. Das Jahr 1992 ist vor allem dadurch von Bedeutung, dass die Außen- und Finanzminister der Mitgliedsstaaten am 07.02.1992 in Maastricht den Vertrag über die Europäische Union unterzeichneten, nachdem sich der Europäische Rat zuvor am 10.12.1991auf den ihm vorgelegten Vertragsentwurf geeinigt hatte. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die dänische Bevölkerung in einem am 02.06.1992 durchgeführten Referendum gegen die Ratifizierung des Vertrages über die Europäische Union gestimmt hat. Die irische Bevölkerung hingegen stimmte am 18.06.1992 in einem Referendum für die Ratifizierung des besagten Vertrages. Für die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents war der Umstand bedeutungsvoll, dass der Rat am 21.10.1991 Einigung über die Schaffung des Europäischen Wirtschaftsraums erzielte. Ich las, dass es sich bei dem Europäischen Wirtschaftsraum um eine vertiefte Freihandelszone handelt, in der Zölle abgeschafft sind. Ich stellte bei meinen Erhebungen fest, dass die Gemeinschaft auch in den Jahren 1990, 1991 und 1992 mit vielen Ländern eng zusammenarbeitete. Bei dieser Zusammenarbeit standen die Handelsbeziehungen wiederum im Vordergrund. Am 18.03.1991 wurde die Siebte Ministerkonferenz zwischen der EG und ihren Mitgliedsstaaten sowie den mittelamerikanischen Staaten der Contadora- Gruppe eröffnet. Zu dieser Gruppe gehören übrigens Kolumbien, Mexiko, Panama und Venezuela. Im Mittelpunkt der Konferenz standen der politische Dialog und die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Am 01.09.1991 trat das bereits vierte Lomé- Abkommen in Kraft. In früheren Beiträgen habe ich bereits darauf hingewiesen, dass dieses Abkommen die Beziehungen der Gemeinschaft mit den Staaten Afrikas, der Karibik und dem Pazifischen Raum regelt. Die besondere Beziehung der Gemeinschaft zu diesen Staaten zeigt sich auch darin, dass der Rat am 07.11.1991 einer Entschuldung der AKP- Staaten zustimmte. Auch auf der politischen Weltbühne gewann die Gemeinschaft in dieser Zeit beträchtlich an Einfluss. Am 08.04.1991 kam der Rat in Luxemburg zu einem informellen Treffen zusammen, um die infolge des Golfkriegs im Nahen Osten entstandenen Probleme zu erörtern. Er beschloss Soforthilfemaßnahmen für kurdische und andere Flüchtlinge. Im Juli 1991 stellte der Rat finanzielle Hilfen für Israel und die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten bereit. Im vierten Quartal des Jahres 1991 fand in Madrid die Nahost- Friedenskonferenz statt. Mit der Federführung bei den bevorstehenden multilateralen Verhandlungen wurde die Gemeinschaft betraut. Die Unterzeichnung der Europa- Abkommen mit Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei fällt ebenfalls in diesen Zeitraum. Auf einer Website der Europäischen Union fand ich für den 03.02.1992 den folgenden Eintrag: „Der Rat beschließt positive Maßnahmen zugunsten von Kroatien, Slowenien, der jugoslawischen Republiken Bosnien- Herzegowina und Montenegro sowie der ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien“. Worin diese positiven Maßnahmen im einzelnen bestehen wird nicht erläutert. Aufgrund meiner Erinnerungen an jene Zeit komme ich jedoch zu dem Schluss, dass es sich hierbei in erster Linie um finanzielle Hilfen handelte.
29.01.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (23)
In meinem Artikel vom 22.01.2019 habe ich bereits dargelegt, dass die irische Bevölkerung am 18.06.1992 in einem Referendum für die Ratifizierung des Vertrages über die Europäische Union stimmte. Außerdem hatte ich erwähnt, dass die dänische Bevölkerung am 02.06.1992 gegen die Ratifizierung des besagten Vertrags votiert hatte. Dänemark erhielt jedoch die Chance, weiterhin am europäischen Projekt teilzunehmen. Auf seiner am 11.12.1992 und 12.12. 1992 in Edinburgh durchgeführten Tagung beschloss der Europäische Rat nämlich eine Ausnahmeregelung, die es Dänemark ermöglichte, erneut ein Referendum über die Ratifizierung des Vertrages über die Europäische Union durchzuführen. Diese zweite Volksabstimmung wurde am 18.06.1993 durchgeführt. Bei dieser Abstimmung votierten die Dänen für den Vertrag über die Europäische Union. Nach meiner Wahrnehmung waren in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Gemeinschaft häufig die Abgeordneten der jeweiligen Parlamente die Entscheidungsträger für den Vertrag über die Europäische Union. Im Verlauf des Jahres 1992 fanden in den zuständigen Gremien der Mitgliedsstaaten Abstimmungen über den betreffenden Vertrag statt. In den nachstehend weiter aufgeführten Ländern wurde dem Vertrag über die Europäische Union zugestimmt: Luxemburg am 02.07.1992, Griechenland am 31.07.1992, Frankreich am 20,09,1992 (Volksabstimmung), Italien am 26.10.1992, Belgien am 04.11.1992, Spanien am 25.11.1992, Portugal am 11.12.1992, die Niederlande am 15.12.1992 und Deutschland am 18.12.1992. Zu Beginn der 1990er Jahre konnte die Schweiz noch nicht näher an die Gemeinschaft herangeführt werden. Die Entscheidung darüber, ob die Schweiz dem Europäischen Wirtschaftsraum beitreten sollte, wurde auf dem Weg der direkten Demokratie getroffen. Im Referendum vom 06.12.1992 stimmte die schweizerische Bevölkerung gegen den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum. Für erwähnenswert halte ich den Umstand, dass die Schweiz am 20.05.1992 einen formellen Antrag auf Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften gestellt hatte. Rumänien und Bulgarien hingegen zeigten sich aufgeschlossener im Hinblick auf die Annäherung an die Gemeinschaft. Beide Länder unterzeichneten das mit der Gemeinschaft verhandelte Europa-Abkommen über Handelsfragen. Die Unterzeichnung des Abkommens durch Rumänien geschah am 08.03.1993. Bulgarien unterzeichnete am 14.05.1993. Im Berichtszeitraum war auch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten Thema bei den Konferenzen der Gremien der Gemeinschaft. In einer Notiz auf einer Homepage der EU wird unter dem Datum 03.10.1990 folgendes angemerkt: „Die Länder des früheren Ostdeutschland gehören zur Europäischen Union“. Der Europäische Rat verabschiedete dann am 04.10.1990 die im Rahmen der deutschen Einheit vorgesehenen Übergangsmaßnahmen.
05.02.2019
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (14)
Nach meinen Recherchen war die literarische Kritik zu Remarques Roman „Der Weg zurück“ äußerst vielfältig. Ein Autor bezeichnet übrigens jene Kritik in Deutschland als zurückhaltend bis vernichtend. In vielen der als „Verrisse“ zu kennzeichnenden Stellungnahmen werden Bezeichnungen wie Kitsch, Bombast und mangelnde Gestaltungskraft verwendet. Die Frankfurter Zeitung veröffentlichte einen Text mit dem folgenden Wortlaut:“ Das neue Buch ist nahezu hilflos. Es rührt, wie dumpf und ungeschickt erstrebt wird, seelische Entwicklung aufzuzeigen, und wie nichts anderes entsteht als die Addition von kleinen, ganz primitiven Szenen, die mit einer ad hoc erfundenen, völlig durchsichtigen Psychologie erklären sollen, wo doch hätte gestaltet werden müssen“. In der „Revalschen Zeitung“, einem als provinziell eingestuften Blatt, heißt es unter anderem: „Von hier bis zum Kitsch ist ein kaum bemerkbarer Sprung. Und nichts kommt gegen den Bombast auf, dessen Unwahrscheinlichkeit in jeder Hinsicht dem Leser kalte Schauer über den Rücken jagt“. Einen recht merkwürdigen Diskussionsbeitrag hat Kurt Tucholsky mit seiner Rezension in der „Weltbühne“ geliefert. Hier hat sich Tucholsky unter anderem wie folgt eingelassen: „Und das brauchte nun eben nicht in feierlichen Tiraden gepredigt zu werden; man könnte das ja auch gestalten, aber Remarque kann es nicht. Es langt nicht. Das soll uns nicht hindern zu sagen: Wenn nur alle Bücher so sauber gearbeitet, so hübsch grundiert und ausgemalt, so reinlich gestaltet wären. Aber es langt nicht“. Mit dieser Darstellung dürfte Tucholsky seine Leser ratlos zurückgelassen haben. Aber nicht nur konservative Kreise beurteilten Remarques Roman negativ. Auch im kommunistischen Organ „Die Rote Fahne“ kam Remarque nicht gut davon. Dort war folgende Passage zu lesen: „An allen großen historischen Kräften, die nach Kriegsende wirkten, geht Remarques trauriger Held vorbei. Klassenkampf ist ein unbekannter Begriff. Die Revolutionäre werden als Mob gezeigt“. Nationalisten und Rechtsextremisten hatten Remarque auf ihre befremdliche Weise eingestuft. Für sie war er der Autor, der den braven Frontsoldaten ihr Heiliges nimmt, für das sie kämpften und bluteten: Ehre, Heldentum, Vaterlandsliebe. Eine entsprechende Äußerung wurde von der „Goslarschen Zeitung verbreitet. Ganz und gar derbe, verleumderische und hasserfüllte Worte wählte ein Autor des „Völkischen Beobachters“. Er äußerte sich wie folgt:“ Remarque zeigt den Krieg in den Augen des Etappenschweins und pazifistischen Feiglings……..Remarque hat die Erlebnisse einiger Schweine zur Moral und zum Geist des deutschen Soldaten erhoben“. Als kurios kann man aus heutiger Sicht eine in der „Neuen Badischen Landeszeitung“ erschienene Rezension ansehen. In diesem Beitrag wird das wahre, echte Deutschtum Remarques mit diesen Worten in höchsten Tönen gelobt: „Deutsch ist dieses Buch, deutsch bis in die Knochen ……..Wem das Wort Deutsch mehr ist als eine Phrase, wird mit fast nationalem Stolz sagen dürfen, nur ein deutscher Mensch konnte dieses schreiben“. Die Überhöhung des Begriffs Deutsch in manchen Kreisen der damaligen Zeit ist nach den Verbrechen von Nationalsozialisten, die in deutschem Namen begangen worden sind, heute nicht mehr nachvollziehbar. Bei meinen Erhebungen stieß ich aber auch auf Hinweise über positive Bewertungen des Romans „Der Weg zurück“. In der „Volksstimme“ ist die Rede von einem Kunstwerk. Dem „Brünner Tagesboten“ wird folgendes Urteil zugeschrieben: „Dichter von hohem Rang. Ein erschütternder Menschengestalter“. In der Zeitschrift „Die Literatur“ heißt es: „Dass Remarque ein Mann ist, der nicht um den Welterfolg seines ersten Buches willen ein zweites schrieb, sondern ein Künstler, der etwas zu sagen hat, das beweist <Der Weg zurück>“. Heinrich Mann war Erich Maria Remarque durchaus gewogen. Nach seiner positiven Aufnahme des Romans „Im Westen nichts Neues“ spricht er in einem Beitrag für die „Vossische Zeitung“ von „wahrhaft ergreifenden Szenen des Romans“.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (24)
Bei dem Vertrag über die Europäische Union handelt es sich um ein umfangreiches Vertragswerk. In diesem Artikel gehe ich nur auf einige, mir wesentlich erscheinende Aspekte ein. Auf einer offiziellen Website las ich, dass sich die Staats -und Regierungschefs der Mitgliedsländer auf eine Stärkung der internationalen Rolle der Gemeinschaft verständigt hätten. Mit dem Vertrag hätten vor allem die Reformen in der Wirtschaftspolitik fortentwickelt werden sollen. Hierbei hätte ein besonderes Augenmerk auf der Währungspolitik gelegen. Der Vertrag habe die folgenden fünf Ziele verfolgt: 1. Die demokratische Legitimität der Organe zu stärken. 2. Ihre Funktionsfähigkeit zu stärken. 3. Eine Wirtschafts- und Währungsunion zu schaffen. 4. Die soziale Dimension der Gemeinschaft fortzuentwickeln. 5. Eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik einzuführen. In den von mir durchgesehenen Websites wurde auf die komplizierte Struktur des Vertrages hingewiesen. Im Ergebnis würde er die EU zu einer Dachorganisation mit einer Dreisäulenstruktur umwandeln. Die erste Säule setzte sich zusammen aus der Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl und EURATOM. Die zweite Säule wäre die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik. Die dritte Säule bildete die Zusammenarbeit in der Innen- und Justizpolitik. Bemerkenswert finde ich, dass das Parlament an der Einsetzung der Kommission beteiligt wurde. Es wurde auch ein Ausschuss der Regionen eingeführt. Hierdurch wurde ein beratendes Gremium geschaffen, das die Interessen der Regionen und Kommunen in der EU stärkte. Die Kompetenz der Gemeinschaft wurde außerdem um sechs neue Politikfelder erweitert. Hierbei handelt es sich um Transeuropäische Netze, Industriepolitik, Verbraucherschutz, allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Kultur. Es wird die Auffassung vertreten, dass der Binnenmarkt durch die Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion gestärkt wurde. In diesem Zusammenhang wird hervorgehoben, dass die Einführung einer einheitlichen Währung in drei Stufen vorbereitet wurde. Aus meiner Sicht ist die Einführung einer Unionsbürgerschaft von besonderer Bedeutung. Dieser Status ergänzt die nationale Staatsbürgerschaft. Durch ihn erhielten die EU- Bürger etliche neue Rechte. Für besonders wichtig halte ich den Umstand, dass sie sich in allen Mitgliedsländern frei bewegen und auch niederlassen können. Sie haben aber auch europaweit das aktive und passive Wahlrecht bei Europa- und Kommunalwahlen. Ferner wird den EU- Bürgern das Recht auf diplomatischen und konsularischen Schutz in einem Drittstaat zuerkannt, sofern der eigene Staat dort keine Vertretung unterhält. Außerdem wird ihnen das Petitionsrecht beim Europäischen Parlament und das Beschwerderecht beim Europäischen Bürgerbeauftragten gewährt. Ein interessantes Thema sind bei der Gemeinschaft die Entscheidungsprozesse. Durch den besagten Vertrag wurden im Ministerrat qualifizierte Mehrheitsentscheidungen in 96 Bereichen möglich. Vorher betrafen diese Entscheidungen 51 Bereiche. In der Außen- und Sicherheitspolitik hingegen sind Beschlüsse durch den Ministerrat einstimmig zu fassen. Die Kommission und das Europäische Parlament haben in diesem Bereich kein Entscheidungsrecht. Die jeweiligen Beschlüsse unterliegen übrigens nicht der Kontrolle durch den Europäischen Gerichtshof.
19.02.2019
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (15)
In meinen Ausführungen über den Verlauf des Lebens von Erich Maria Remarque habe ich zuletzt die Scheidung von Jutta Zambona und den Beginn der Beziehung mit Ruth Albu erwähnt. Diese Begebenheiten ereigneten sich im Jahr 1930. Ich fahre nunmehr mit dem Jahr 1931 fort. In einem früheren Beitrag habe ich bereits darauf hingewiesen, dass auf einer Website einer Einrichtung der Universität Osnabrück eine Kurzbiographie Remarque betreffend enthalten ist. Diese ziehe ich hin und wieder zu Rate. Auf dieser Website wird für den Monat April des Jahres 1931 mitgeteilt, dass sich Remarque an der Cote d’Azur in Cannes und Cap d’Antibes aufhielt. Dann wird hinzugefügt, dass er sich nach Monte Carlo begab, um dort als Zuschauer dem „Grand Prix Automobile de Monaco beizuwohnen. In einer anderen Quelle wird berichtet, dass er in jenem Jahr außerdem in Noordwijk aan Zee, in Heidelberg und in Rothenburg ob der Tauber war. Auf diesen Reisen begleiteten ihn unterschiedliche Frauen. Bei seinen Begleiterinnen hat es sich um Jutta Zambona, Brigitte Neuner und Ruth Albu gehandelt. Das unruhige Reise- und Liebesleben soll Remarque jedoch keineswegs befriedigt haben. Vielmehr habe es bei ihm eine Krisenstimmung ausgelöst. In dieser Zeit war er mit seiner Arbeitsleistung unzufrieden. Er war sich wohl bewusst, dass die vielen Reisen und die nächtlichen Trinkgelage seiner schriftstellerischen Arbeit nicht gerade zuträglich waren, zumal dieser Lebensstil mit Schuldgefühlen verbunden war, die wiederum zu depressiven Verstimmungen führten. Auch traten bei ihm Zweifel an seinem künstlerischen Vermögen auf. Die desolate politische Lage des Jahres 1931war ebenfalls nicht dazu angetan, in Euphorie zu verfallen. Das Scheitern der Regierung Brüning stand bevor. Im Juli kam es zu Insolvenzen von Banken. Auf den Straßen deutscher Städte kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen, wobei sich vor allem paramilitärische Gruppierungen der Nationalsozialisten und Kommunisten mit unerbittlicher Härte bekämpften. Zum Jahresende waren 5,6 Millionen Arbeitslose zu verzeichnen. Ruth Albu schätzte die Gefährlichkeit der politischen Lage offensichtlich richtig ein. Sie drängte Remarque, das Land zu verlassen. Ruth Albu und Remarque reisten darauf hin in den Tessin, um nach einem Wohnsitz für den Schriftsteller Ausschau zu halten. In der besagten Kurzbiographie heißt es unter dem Datum 20.08.1931 prosaisch: „Auf Anregung von Ruth Albu Kauf der Villa Casa Monte Tabor in Porto Ronco am Lago Maggiore (Tessin, Schweiz). Porto Ronco liegt übrigens nur wenige Kilometer von Ascona entfernt. In einer anderen Quelle fand ich in diesem Zusammenhang folgende Passage: „An den Berg schmiegt sich das Haus, der Blick von der großen Terrasse fällt auf den Lago Maggiore und zwei kleine Inseln, <Isole di Brissago>, wo sich der einstige Warenhausbesitzer und jetzige Aussteiger Max Emden ein kleines Schloss eingerichtet hat. Links liegt im Dunst der Berge und des Sees das idyllische Ascona, rechts überragt ein <italienischer> Kirchturm das Dorf Ronco. Die Sonne des Südens, das Blau des fernen Mittelmeeres liegen über dieser zauberhaften Landschaft. Für 80.000 Franken kauft Remarque die Villa. <Casa Monte Tabor> lautet die Adresse, und hier lebt der Autor für vierzig Jahre, mit vielen, auch sehr langen Unterbrechungen. Er wird die Villa erst für immer verlassen, als der Krankenwagen ihn nach Locarno fährt“.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (25)
In zwei Artikeln habe ich bereits das Europäische Projekt betreffende Ereignisse der Jahre 1990, 1991, 1992 und 1993 behandelt. Zur Ergänzung meiner bisherigen Ausführungen möchte ich auf weitere Begebenheiten eingehen, die sich in diesem Zeitraum zugetragen haben. Bei meinen Recherchen stieß ich wiederholt auf die Begriffe Weißbuch und Grünbuch. Der Begriff Weißbuch war mir bisher vor allem im Zusammenhang mit der deutschen Verteidigungspolitik aufgefallen. Bei Wikipedia fand ich folgende Erläuterung: „Die von der Europäischen Gemeinschaft veröffentlichten Weißbücher enthalten Vorschläge für ein gemeinschaftliches Vorgehen in einem bestimmten Bereich. Sie knüpfen zum Teil an Grünbücher an, die einen Konsultationsprozess auf europäischer Ebene in Gang setzen“. Auf der Website einer Einrichtung für politische Bildung wird darauf hingewiesen, dass Weißbücher von der Europäischen Kommission verfasst werden, Sie beschrieben ein bestimmtes Problemfeld und enthielten konkrete Vorschläge für ein Tätigwerden der Gemeinschaft in diesem Bereich. Weißbücher griffen häufig die Ergebnisse von so genannten Grünbüchern auf, die einen öffentlichen Konsultationsprozess zu bestimmten Themen einleiten und möglichst viel Expertenwissen in den politischen Entscheidungsprozess einbeziehen sollten. Weißbücher seien nicht rechtsverbindlich, gäben aber häufig eine politische Grundrichtung vor und könnten zu Aktionsprozessen führen. Eine Website der Europäischen Union, die sich mit der Geschichte dieser Institution befasst, enthält für den 06.06.1990 folgenden Eintrag: „Die Europäische Union legt ein Grünbuch über die städtische Umwelt vor“. Unter dem Datum 19.02.1992 wird berichtet, dass die Kommission ein Grünbuch über die Auswirkungen des Verkehrs auf die Umwelt annimmt. Für den 02.12.1992 wird angemerkt, dass die Kommission ein Weißbuch über die künftige Entwicklung der gemeinsamen Verkehrspolitik angenommen hat. Ferner wurde ich darüber unterrichtet, dass die Kommission am 23.12.1992 das Grünbuch „Pluralismus und Medienkonzentration im Binnenmarkt – Bewertung der Notwendigkeit einer Gemeinschaftsaktion“ gebilligt hat. Außerdem las ich, dass die Kommission am 14.05.1993 ein Grünbuch über die Sanierung von Umweltschäden angenommen hat. Für erwähnenswert halte ich auch den Umstand, dass die Gemeinschaft in jenen Jahren zwei Einrichtungen ins Leben gerufen hat. Hierbei handelt es sich um die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung mit Sitz London und das Amt für humanitäre Hilfe. Für die Energiepolitik der Gemeinschaft ist von Bedeutung, dass am 16.12.1991 die Europäische Energiecharta unterzeichnet wurde. Für bemerkenswert halte ich, dass am 01.07.1990 die erste Phase der Wirtschafts- und Währungsunion in Kraft trat. Allerdings musste für vier Staaten eine Sonderregelung eingeführt werden, Von dieser Maßnahme betroffen waren Griechenland, Irland, Portugal und Spanien. Bei diesen Ländern wurde ein unzureichender Fortschritt im Hinblick auf ihre finanzielle Integration festgestellt. Ein aus meiner Sicht wichtiges Ereignis fand am 26.11.1991 statt. An diesem Tag trat die Gemeinschaft der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) bei. Mit diesem Schritt wurde die EG als erste Wirtschaftsgemeinschaft ordentliches Mitglied einer UN- Sonderorganisation. Ich halte es ebenfalls für bedeutsam, dass die Gemeinschaft im Mai 1992 an der Umwelt- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen in Rio teilnahm. Hierbei unterzeichnete ihr Vertreter das Rahmenabkommen über weltweite Klimaveränderungen und das Übereinkommen über die Erhaltung der biologischen Vielfalt. Im Oktober 1992 fand in Genf eine Somalia- Konferenz der Geberländer statt. An dieser Konferenz nahm die Gemeinschaft mit Blick auf ihre künftigen Hilfen teil. Im Berichtszeitraum wurde ich auf zwei Urteile des Europäischen Gerichtshof aufmerksam. Nach dem Urteil dieses Gerichts vom 25.07.1991 verstießen die Bestimmungen des französischen Arbeitsrechts, denen zufolge Frauen in der Industrie keine Nachtarbeit leisten durften, gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz. Mit Urteil vom 19.11.1991 entschied der EuGH, dass ein Mitgliedsstaat, der gegen das Gemeinschaftsrecht verstößt, die einem Einzelnen entstandenen Schäden zu ersetzen hat.
26.03.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (26)
Ich habe nunmehr zum Thema „Europäisches Projekt“ Recherchen über die Zeit vom 19.06.1993 bis 31.12.1994 durchgeführt. Nach meinen bisherigen Planungen wird meine Stoffsammlung mehrere Artikel erforderlich machen. Ich habe meine Aufzeichnungen in mehrere Rubriken aufgeteilt und beginne mit der Teilnahme der Gemeinschaft an internationalen Konferenzen. In der Zeit vom 19.06.1993 bis 24.06.1993 veranstalteten die Vereinten Nationen eine Weltkonferenz über Menschenrechte. An dieser Konferenz nahm die Gemeinschaft teil. Im Oktober 1993 fand ein Gipfeltreffen des Europarats in Wien statt. Beim Europarat handelt es sich um einen völkerrechtlichen Zusammenschluss europäischer Länder. Diese Institution wurde 1948 in London gegründet. Das Statut sieht eine Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten vor. Hierbei sind auch wirtschaftliche Fragen von Bedeutung. Ziel des Europarats ist eine enge Verbindung der Mitglieder zur Förderung der gesamteuropäischen Gemeinschaft, zur Wahrung der Ideale und Grundsätze, die ihr gemeinsames europäisches Erbe bilden, und ihre kulturelle, soziale und politische Fortentwicklung in Freiheit und Einheit. Am besagten Gipfeltreffen nahm die Gemeinschaft ebenfalls teil. Nachdem auch das Vereinigte Königreich am 02.08.1993 den Vertrag über die Europäische Union ratifiziert hatte, konnte das Ratifizierungsverfahren abgeschlossen werden, und der Vertrag mit Wirkung vom 01.11.1993 in Kraft treten. Im Berichtszeitraum spielte wiederum der Beitritt mehrerer Staaten zur Europäischen Union eine besondere Rolle. Beitrittskandidaten waren Finnland, Norwegen, Österreich und Schweden. Die Beitrittsverhandlungen mit diesen Staaten waren am 30.03.1994 abgeschlossen. Bei diesen vier Beitrittskandidaten wurden jeweils zur Frage der Mitgliedschaft in der Europäischen Union Volksbefragungen durchgeführt. Hierbei stimmten die zur Abstimmung zugelassenen Staatsbürger Finnlands, Österreichs und Schwedens mehrheitlich für den Beitritt. Die Bevölkerung Norwegens votierte jedoch mehrheitlich gegen den Beitritt zur Europäischen Union. Als weitere Kandidaten für eine Mitgliedschaft in der EU traten Ungarn und Polen in Erscheinung. Ungarn stellte am 31.03.1994 einen entsprechenden Antrag, Polen am 05.04.1994. In jener Zeit waren die Aktivitäten der Gemeinschaft intensiv auf die Staaten des ehemaligen Ostblocks gerichtet. Auf seiner Tagung in Essen im Dezember 1994 vereinbarte der Europäische Rat eine allgemeine Strategie zur Heranführung der assoziierten Staaten Mittel- und Osteuropas an die Gemeinschaft. Zuvor hatte der Rat bereits auf seiner Tagung in Kopenhagen im Juni 1993 diesen Staaten zugesichert, dass sie die Vollmitgliedschaft in der Gemeinschaft erwerben könnten, sobald sie die geforderten politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen erfüllten. Am 19.07.1993 hatte der Rat ein neues Programm zur technischen Unterstützung der unabhängigen Staaten der ehemaligen Sowjetunion vereinbart. Am 09.12.1993 hatten Boris Jelzin, Jacques Delors und der Präsident des Europäischen Rates Jean-Luc Dehaene eine Erklärung über den Ausbau der Beziehungen zwischen der Russischen Föderation und der EU unterzeichnet. Hiervon sollte besonders der politische Bereich betroffen sein. Im Mai 1994 hatte in Paris eine Eröffnungskonferenz zur Aushandlung eines Stabilitätspakts für Mittel- und Osteuropa stattgefunden. In Luxemburg hatten die EU und die Ukraine am 14.06.1994 ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen unterzeichnet. Am 18.07.1994 waren in Brüssel die Unterzeichnung von Freihandelsabkommens mit Estland, Lettland und Litauen vollzogen worden
12.03.2019
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (16)
In meinem letzten Artikel habe ich über die Übersiedlung Remarques in den Tessin berichtet und bin auch auf sein neues Heim in der Nähe von Ascona eingegangen. Ich las, dass es sich entgegen mancher Verlautbarungen bei dem von ihm erworbenen Haus um keine Luxusvilla gehandelt hat. Jenes Haus wird vielmehr als ziemlich klein und, was die Lage der Räume und Badezimmer betrifft, unpraktisch und verquer gebaut geschildert. Besonders gelobt wird der große Kaminraum mit den Bücherregalen, der ausladenden Sitzgarnitur und dem mächtigen Schreibtisch. Außerdem wird hervorgehoben, dass an den Wänden Bilder von van Gogh, Cezanne, Degas und Renoir hingen. Die Parkettböden seien mit wertvollen alten Teppichen belegt gewesen. Auf dem Arbeitstisch, in den Regalen und auf den Kommoden hätten sich die antiken Figuren, Plastiken und Vasen gesammelt. Zum Hausinventar hätten auch Hunde und Katzen gehört. Der Garten wäre schmal und steil zum Lago Maggiore herabgefallen. Am See habe sich ein kleiner Steg befunden. Dort habe ein Boot gelegen. Mit diesem Boot sei Remarque gelegentlich zu den „Isole de Brissago“ gefahren, wo der ehemalige Warenhausbesitzer Max Emden gewohnt habe, der ebenfalls ein Gemälde von van Gogh besessen habe. Zwischen Remarque und Max Emden bestand offensichtlich ein gutes nachbarliches Verhältnis. Es wird nämlich berichtet, dass die beiden Männer dort bis zur Morgendämmerung getrunken hätten. An seinem neuen Wohnort habe Remarque alsbald das Ehepaar Elga und Emil Ludwig kennengelernt. Emil Ludwig sei ebenfalls als Schriftsteller tätig gewesen. Er habe sich zunächst als Dramatiker versucht. In diesem Genre habe Ludwig jedoch keinen Erfolg gehabt. Dieser Umstand hätte ihn veranlasst, Biographien zu schreiben. Er wird als politisch engagiert geschildert. Er habe Mussolini verehrt. Mussolini habe Ludwig dereinst zu einem großen Interview empfangen. Diese Schwärmerei dürfte Remarque keineswegs gefallen haben. Gordon, der Sohn des Ehepaares Ludwig spricht allerdings davon, dass sich zwischen Remarque und Ludwig bald eine große Kollegialität und Achtung ergeben hat. Die Besuche hätten sich zumeist bis spät in die Nacht hingezogen. Am 20.03.1937 habe Remarque jedoch folgenden Eintrag für sein Tagebuch gefertigt: „Gestern abend Ludwig und Frau. Brauchte einen Tag um mich zu erholen. Von Ludwig und seiner Frau. Wenn die Basis eines Lebens Ehrgeiz und Eitelkeit sind, wird man mit Begabung und Fleiß höchstens ein guter Schriftsteller, niemals ein erträglicher Mensch“. Von Ludwig wird übrigens überliefert, dass er Remarque am Lago Maggiore am anmutigsten und auch glücklich gefunden habe. Nach meinen Recherchen hatte Remarque bereits in seiner ersten Zeit im Tessin zahlreiche soziale Kontakte. Bald habe er seinen Stammplatz im Café Verbano oder im Hotel „Schiff“ gehabt, wo er bis in die Morgenstunden mit dem Wirt und den Gästen getrunken und geplaudert habe. Freundschaften hätten Remarque mit Galeristen und Buchhändlern des Ortes verbunden. Er habe ihre Geschäfte und über Kunst oder die Schönheit einer wertvollen antiken Skulptur gefachsimpelt.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (27)
In diesem Artikel wende ich mich wiederum dem Zeitraum vom 19.06.1993 bis 31.12.1994 zu. Auch diesen Zeitraum stufe ich für die Entwicklung der Gemeinschaft als ereignisreich und bedeutungsvoll ein. Die Beziehungen zu anderen Ländern konnten erweitert werden, und die in verschiedenen Institutionen der EU anfallenden Organisationsaufgaben wurden zielstrebig in Angriff genommen. Die Gemeinschaft hatte an den Verhandlungen im Rahmen der „Uruguay- Runde“ teilgenommen. Bei dieser Veranstaltung wurden Fragen des Handelsrechts erörtert. Am 15.12.1993 unterzeichneten die Delegationen der Teilnehmerstaaten ein Abkommen, das nach einer Anmerkung auf einer Website der EU die umfangreichste Liberalisierung in der Geschichte des Welthandels ermöglichte. Die besagte Website erhält außerdem noch den Hinweis, dass am 15.04.1994 in Marrakesch die Schlussakte der Uruguay- Runde im Rahmen des GATT unterzeichnet wurde. Das Kürzel GATT steht für General Agreement on Tarifs and Trade. Die deutsche Bezeichnung lautet Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen. Das Abkommen wurde am 30.10.1947 von 23 Staaten abgeschlossen. Es trat am 01.01.1948 in Kraft. Es sollte der Erleichterung des gegenseitigen Handels auf der Grundlage der Meistbegünstigung dienen und zur Neuordnung des Welthandels führen. Hierfür sollten Zölle und nicht tarifäre Handelsabkommen abgebaut werden. Außerdem sollten diskriminierende Eingriffe in die internationale Arbeitsteilung beseitigt werden. Ferner sollten durch verstärkten Warenaustausch Produktion und Lebensstandard erhöht, ein hoher Beschäftigungsgrad und steigende Realeinkommen erreicht sowie die weltweiten Ressourcen besser erschlossen werden. Hinsichtlich der Beziehungen zu anderen Ländern ist erwähnenswert, dass am 10.10.1994 die Gemeinschaft und Südafrika ein Kooperationsabkommen unterzeichneten.
Auf einer interinstitutionellen Konferenz in Luxemburg im Oktober 1993 verabschiedeten Rat, Kommission und Parlament eine Erklärung über Demokratie, Transparenz und Subsidiarität. Sie billigten den Entwurf einer Entschließung des Parlaments zu den Aufgaben des Bürgerbeauftragten und den Arbeitsmethoden des Vermittlungsausschusses im Rahmen des Mitentscheidungsverfahrens. Auf seiner Sitzung im Oktober 1993 in Brüssel legt der Europäische Rat unter anderem Bereiche für gemeinsame Aktionen der Union im Rahmen der „Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik“ fest. Er fasst ebenfalls einen Beschluss über den Sitz mehrerer Gemeinschaftseinrichtungen und Gemeinschaftsagenturen. Auf einer weiteren Sitzung in Brüssel im Dezember 1993 erstellte der Rat einen Aktionsplan für eine kurz- und mittelfristige Strategie für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung sowie einen ersten Aktionsplan im Bereich Justiz und Inneres. Durch einen Eintrag auf einer Website der EU wurde ich auf Aktivitäten der Europäischen Investitionsbank aufmerksam. Am 25.05.1994 hat nämlich der Gouverneursrat dieses Unternehmens den Europäischen Investitionsfonds errichtet. Auf der besagten Website wird auch berichtet, dass am 15.11.1954 in Frankfurt erstmals der Rat des Europäischen Währungsinstituts tagte. Eine Besonderheit ist in jener Zeit auch im Bereich des Haushaltswesens zu verzeichnen. Diese besteht darin, dass im November 1994 durch die Erweiterung der Gemeinschaft die finanzielle Vorausschau für den Zeitraum 1995 – 1999 angepasst werden musste. An der Verabschiedung der angepassten finanziellen Vorausschau waren Parlament, Rat und Kommission beteiligt. Im Rahmen der Strategie für Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung waren auch Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit den Gremien der EU ein besonderes Anliegen.
26.03.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (28)
Mit diesem Artikel schließe ich meine Ausführungen zum Zeitraum 19.06.1993 bis 31.12.1994 ab. Bei Durchsicht meiner Notizen fiel mir auf, dass Gremien der Gemeinschaft im besagten Zeitraum für ihr politisches Handeln häufig Rat von außen in Form von Grünbüchern und Weißbüchern einholten. Dieser Prozess begann im Juni 1993 auf der Tagung des Europäischen Rates in Kopenhagen. Auf dieser Tagung beauftragte nämlich der Rat die Kommission, ein Weißbuch über die langfristige Strategie zur Förderung von Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung auszuarbeiten. Am 29.09.1993 nahm dann die Europäische Kommission ein Grünbuch über die europäische Dimension des Bildungswesens an. Weitere Maßnahmen dieser Art erfolgten auf den unterschiedlichsten Politikfeldern. Hierbei wurden Grünbücher und Weißbücher wie folgt angenommen: Am 20. 10.1993 von der Kommission ein Grünbuch über Verbrauchsgütergarantien und Kundendienst, am 16.11.1993 von der Kommission ein Grünbuch über den Zugang der Verbraucher zum Recht und die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten der Verbraucher im Binnenmarkt, am 17.11.1993 von der Kommission das Grünbuch „Europäische Sozialpolitik- Weichenstellung für die Europäische Union“, am 05.12.1993 von der Kommission das Weißbuch „Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung- Herausforderungen der Gegenwart und Wege ins 21. Jahrhundert“, am 06.04.1994 von der Kommission ein Grünbuch über die audiovisuelle Politik der Union, am 27.07.1994 von der Kommission ein Weißbuch über die europäische Sozialpolitik und von der Kommission am 25.10.1994 Teil I des Grünbuchs über die Liberalisierung der Telekommunikationsinfrastruktur und der Kabelnetze.
In der Politik der EU kommt auch dem Bildungswesen eine bedeutende Rolle zu. Nach meiner Wahrnehmung schenken die Medien vor allem dem Bildungsprogramm Erasmus ihre Aufmerksamkeit. Ich finde es jedoch bemerkenswert, dass auch der Bereich der beruflichen Bildung den Europäischen Rat beschäftigte, der dabei eine aus meiner Sicht wichtige Entscheidung traf, indem er am 06.12.1994 das Bildungsprogramm „Leonardo da Vinci“ verabschiedete. Ich las auf einer Website, dass „Leonardo da Vinci“ das Unterprogramm für die berufliche Bildung des EU- Bildungsprogramms „Erasmus+“ für Bildung, Jugend und Sport ist. „Leonardo da Vinci“ unterstütze als Bildungsprogramm die europäische Zusammenarbeit von Unternehmen, Berufsschulen, Kammern, Sozialpartnern und Bildungseinrichtungen. Ziel sei es durch Praktika und Fortbildungen praxisnahe berufliche Erfahrungen in europäischen Unternehmen und Institutionen zu sammeln und die Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern. Durch die Teilnahme an Leonardo da Vinci- Projekten könnten Auszubildende, Schülerinnen und Schüler beruflicher Schulen, Lehrkräfte und Ausbilder ihre fachlichen, sprachlichen und interkulturellen Kompetenzen erweitern und so ihre Chancen am Arbeitsmarkt erhöhen. Im Berichtszeitraum kam meines Erachtens die Sozialpolitik zu kurz. Ich fand lediglich den Eintrag vor, dass der Rat im Dezember 1994 eine erste Entschließung im Rahmen des Protokolls über die Sozialpolitik verabschiedete. Die Umweltpolitik stand ebenfalls nicht im Mittelpunkt der Arbeit der Gremien der EU. Nach meinen Recherchen verabschiedete der Rat im Dezember 1994 nur Schlussfolgerungen zur Gemeinschaftsstrategie für die Verringerung der CO2- Emissionen sowie zu Umwelt und Verkehr. Er erließ jedoch außerdem eine Verordnung über Stoffe, die zum Abbau der Ozonschicht führen, sowie eine Richtlinie über die Verbrennung gefährlicher Abfälle. Bei meinen Erhebungen stieß ich auch auf ein interessantes Urteil des Europäischen Gerichtshofs. Mit Urteil vom 14.07.1994 hat dieses Gericht entschieden, dass ein Mitgliedsstaat unter bestimmten Bedingungen die Schäden zu ersetzen hat, die einem Einzelnen durch die nicht fristgemäße Umsetzung einer Richtlinie in einzelstaatliches Recht entstanden sind. Im Zusammenhang mit dem in Großbritannien im Jahr 2016 durchgeführten Referendum über den Austritt des Landes aus der EU halte ich für berichtenswert, dass der Rat im Dezember 1994 ein mehrjähriges Hilfsprogramm für Nordirland genehmigte.
09.04.2019
Die Stadt Hagen in Westfalen (14)
Da mein letzter Besuch der Stadt Hagen schon mehrere Jahrzehnte zurückliegt, kenne ich das Emil- Schumacher- Museum, das im August 2009 eröffnet wurde, nur aus Abbildungen. Dennoch kann ich sagen, dass mich dieses Bauwerk beeindruckt hat. Auf einer Website der Stadt Hagen wird dieses Museum unter anderem mit folgenden Worten vorgestellt: „Das Emil- Schumacher-Museum widmet sich in wechselnden Ausstellungen dem Lebenswerk des international bekannten Hagener Künstlers Emil Schumacher, einem der bedeutendsten Vertreter expressiver Malerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf drei Stockwerken werden die Gemälde, Arbeiten auf Papier, Keramik und Porzellan Emil Schumachers in wechselnden Präsentationen gezeigt. Die Sammlung umfasst 500 Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers und geht auf eine Stiftung seines Sohnes Ulrich Schumacher zurück. Das Emil- Schumacher- Museum besitzt 1.100 qm Ausstellungsfläche auf drei Etagen. Der Rundgang durch das Haus ist eine Promenade durch Leben und Werk Schumachers, zugleich ein visueller Spaziergang durch eine Bildwelt, die von spätimpressionistischer Gegenständlichkeit in die Abstraktion bis hin zu später, von elementaren Grundmotiven geprägter Figuration Schumachers reicht“. Ich gehe davon aus, dass ich bei meinen zahlreichen Museumsbesuchen auch vor Werken Schumachers stand. Ich kann mich jedoch an kein einziges Werk Emil Schumachers mehr erinnern. In mein Gedächtnis eingeprägt hat sich jedoch eine Fernsehsendung über diesen Künstler. Bei dieser Sendung kam Schumacher ausführlich zu Wort, auch wurde er bei seinem Schaffensprozess gezeigt. Im Internet habe ich eine beträchtliche Anzahl von Abbildungen der Werke Schumachers gesehen. Dennoch fühle ich mich nicht imstande, substantielle Aussagen über die abstrakten, expressiven Bilder des Künstlers zu machen. Ich greife daher auf meine Lesefrüchte zurück. Auf einer Website, die über Museen des Ruhrgebiets informiert, wurde ich darüber unterrichtet, dass Schumacher seit den 1950er Jahren Werke entwickelte, die nur aus der Farbe gebildet sind, ohne konstruktives Gerüst. Das prozesshafte Arbeiten ohne Vorzeichnung würde mit maximaler Freiheit auf die Erfahrungen von Krieg und Diktatur antworten. Diese Bilder ließen dem Betrachter alle Möglichkeiten der Interpretation. Auf einer Website mit der Bezeichnung „Kunstgebiet Ruhr“ las ich, dass der 1912 geborene und 1999 verstorbene Maler Emil Schumacher in den 1950er Jahren Vertreter des Informel wurde, einer Kunstrichtung, die auf gegenständliche Abbildung verzichte. Im Informel seien Farbe und Gestik während des Malprozesses betont worden. Seit 1935 als freier Künstler tätig, beeinflusst vom französischen Tachismus und dem amerikanischen Action- Painting habe sich Schumacher zunehmend vom Gegenstand gelöst und seinen eigenen Stil innerhalb der Abstraktion gefunden. Für Schumacher sei die Farbe in den 1950er Jahren immer bedeutender geworden. Dick aufgetragen wirke sie plastisch, fast objektartig. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre habe Schumacher sogenannte Hammerbilder geschaffen. Dabei habe er hölzerne Bildträger mit einem Hammer bearbeitet. Hierdurch habe er eine andere Qualität und Ausdrucksform des Werks erreicht. Das Spannungsverhältnis von Fläche und Raum sei ein Thema gewesen, mit dem sich Schumacher immer wieder auseinandergesetzt habe. Erst in den 1990er Jahren sei er zu gegenständlichen Motiven zurückgekehrt. Meine Ausführungen über das besagte Museum und dessen Namensträger werden in einem weiteren Artikel fortgesetzt.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (29)
Vor kurzem habe ich über die Aktivitäten der Gremien der EU im Jahr 1995 recherchiert. Ich stufe dieses Jahr als ereignisreich für die Gemeinschaft ein. Als besonders bemerkenswert beurteile ich den Umstand, dass das Schengener-Abkommen, wenn auch nach heutigen Maßstäben mit nur wenigen Vertragspartnern, in Kraft trat. Als weiteren Höhepunkt des Jahres betrachte ich die Tatsache, dass eine beträchtliche Anzahl von Staaten Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union stellte. Hierbei handelte es sich um Staaten des ehemaligen Ostblocks bzw. Länder, die mit dem Status einer Republik Bestandteil der untergegangenen Sowjetunion waren. Im Berichtszeitraum spielten die Beziehungen der EU zu diesen Ländern, aber auch zu Russland. Für bedeutsam halte ich auch den Abschluss einer Reihe von Kooperationsabkommen mit anderen Ländern. Das Schengener-Abkommen zwischen Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal und Spanien trat übrigens am 26.03.1995 in Kraft. Mit Österreich entschied sich 1995 ein weiteres Land für dieses Abkommen. Österreich unterzeichnete nämlich am 28.04.1995 das Schengener Abkommen. Einen Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union stellten 1995 folgende Staaten: Rumänien am 22.06.1995, die Slowakei am 27.06.1995, Lettland am 23.10.1995, Estland am 24,11.1995, Litauen am 08.12.1995 und Bulgarien am 14.12.1995. Zuvor hatte bereits am 01.02.1995 das Europa-Abkommen zur Gründung einer Assoziation zwischen der EU und Bulgarien, Rumänien, der Slowakischen Republik sowie der Tschechischen Republik Rechtskraft erlangt. Im März 1995 wurde außerdem in Paris der Stabilitätspakt für Mittel- und Osteuropa verabschiedet und unterzeichnet. Ferner fand am 12.06.1995 die Unterzeichnung des Assoziationsabkommens mit Estland, Lettland und Litauen statt. Mit Russland unterzeichnete die EU ein Interimsabkommen. Im Juli 1995 schloss die EU ein Europa- Mittelmeerabkommen mit Tunesien und ein Kooperationsabkommen mit Vietnam ab. Am 20.11.1995 folgte dann noch ein Europa- Mittelmeer- Assoziationsabkommen mit Israel. Für erwähnenswert halte ich ebenfalls, dass am 27.11.1995 und am 28.11.1995 eine Europa- Mittelmeer- Konferenz in Barcelona stattfand. Für die gemeinsame Entwicklungspolitik war die Tagung des Europäischen Rates, die im 1995 in Cannes durchgeführt wurde, von Bedeutung. Auf dieser Tagung erzielte der Rat Einigung über die finanzielle Zusammenarbeit mit Drittländern. Die betreffende Einigung schloss die Finanzierungsmodalitäten des 8. Europäischen Entwicklungsfonds für die AKP- Staaten ein. Visaangelegenheiten beschäftigen auch noch heute die Gremien der EU. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Mitgliedsstaaten im September 1995 eine Liste der Drittstaaten vorgelegt haben, deren Staatsangehörige bei der Einreise in die EU im Besitz eines Visums sein müssen. Weitere Ausführungen über die Aktivitäten der EU im Jahr 1995 werde ich in einem weiteren Artikel folgen lassen.
16.04.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (30)
Im Jahr 1995 holte die Europäische Kommission wiederholt Sachverstand von außen in Form von Grünbüchern und Weißbüchern zur Ausarbeitung bestimmter sich noch im Planungsstadium befindlicher Maßnahmen. Sachverstand wurde von der Kommission wie folgt eingeholt: Am 25.01.1995 durch Annahme von Teil II des Grünbuchs über die Liberalisierung der Telekommunikationsinfrastruktur und der Kabelfernsehnetze, am 04.04.1995 durch Annahme eines Grünbuchs über die Rolle der Union im Bereich des Fremdenverkehrs, durch Verabschiedung eines Weißbuchs über die Vorbereitung der assoziierten Staaten Mittel- und Osteuropas auf die Integration in den Binnenmarkt der EU im Mai1995, durch Verabschiedung eines Grünbuchs über die praktischen Fragen des Übergangs zur einheitlichen Währung ebenfalls im Mai 1995, am 19.07.1995 durch Verabschiedung von Grünbüchern über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte in der Informationsgesellschaft und über den Gebrauchsmusterschutz im Binnenmarkt (rechtlicher Schutz des geistigen Eigentums), am 29.11.1995 durch Verabschiedung eines Grünbuchs über das Bürgernetz (öffentlicher Personenverkehr) und eines Weißbuches zur allgemeinen beruflichen Bildung sowie durch Verabschiedung des Weißbuchs „Eine Energiepolitik für die Europäische Union“ am 13.12.1995. Bei meinen Erhebungen über den Berichtszeitraum stieß ich auch auf organisatorische Maßnahmen der Kommission bzw. auf Belange, die ich dem inneren Bereich der Union zurechne. So wurde zum Beispiel über den Ausschuss der Regionen berichtet, dass dieser am 21.04.1995 eine Initiativstellungnahme in den Vorbereitungen für die Regierungskonferenz 1996 abgab. Am 03.05.1995 genehmigte die Kommission übrigens das Programm „Info 2000 zur Anregung der Entwicklung einer europäischen Industrie für Multimedia- Inhalte in der entstehenden Informationsgesellschaft“. Den meisten Bürgern der Mitgliedsstaaten dürfte unbekannt sein, dass die EU die Position eines Bürgerbeauftragten geschaffen hat. Zum ersten Bürgerbeauftragten wurde im Juli 1995 der Finne Jacob Södermann gewählt. Die Gemeinschaft wurde außerdem im Bereich der inneren Sicherheit tätig. Die Mitgliedsstaaten unterzeichneten nämlich am 20.07.1995 das Europol- Übereinkommen über die polizeiliche Zusammenarbeit. Das politische Handeln der EU erstreckte sich 1995 auch auf das Bildungswesen. Am 14.03.1995 unterzeichneten der Europäische Rat und das Europäische Parlament das Sokrates- Programm für die Zusammenarbeit im Bildungsbereich. Dieses Programm erhielt später die Bezeichnung „Programm für lebenslanges Lernen“ und ging dann in das Erasmus- Programm auf. Auf der Agenda der EU stand ebenfalls die Kernenergie. Am 07.11.1995 wurde ein neues EURATOM-US-Abkommen über die friedliche Nutzung der Kernenergie unterzeichnet. Im Blickfeld des außenpolitischen Handelns standen nach dem Ende des Jugoslawien- Krieges die Belange der Nachfolgestaaten dieser untergegangenen Republik. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die Europäische Kommission und die Weltbank im Dezember 1995 in Brüssel ein Treffen der Geberländer und Geberorganisationen für den Wiederaufbau Bosnien- Herzegowinas organisierten. Bei meinen Recherchen wurde ich auf zwei Urteile des Europäischen Gerichtshofs aufmerksam. Hierbei handelt es sich um die Urteile vom 23.02.1995 und 17.10.1995. Mit Urteil vom 23.02.1995 entschied dieses Gericht, dass die Ausfuhr von Münzen, Banknoten oder Schecks ohne vorherige Genehmigung zulässig ist. Nach dem Urteil des EuGH´s vom 17.10.1995 geht die Regelung, Frauen bei Beförderungen automatisch Vorrang einzuräumen, über den Grundsatz der Gleichbehandlung von Frauen und Männern hinaus und stellt somit eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts dar.
Die Stadt Hagen in Westfalen (15)
In meinem Artikel vom 09.04.2019 habe ich mich bereits zum Emil-Schumacher- Museum sowie zu Leben und Werk des Namensträgers dieses Kunstinstituts eingelassen. Meine bisherigen Ausführungen bedürfen der Ergänzung. Hierbei möchte ich vor allem auf aus meiner Sicht besondere Ereignisse im Leben Emil Schumachers eingehen. Mir ist noch nicht aufgefallen, dass Verfasser von Biografien die Schulzeit ihres Protagonisten auslassen. Ich folge daher den Usancen dieser Mitmenschen und erwähne, dass Emil Schumacher von 1926 bis 1931 die Oberrealschule in Hagen besuchte. Hieran schloss sich bis 1934 ein Studium der freien Grafik an der Kunstgewerbeschule Dortmund mit dem Berufsziel Werbegrafiker an. Hierzu kam es jedoch offensichtlich nicht. Die von mir hinzugezogenen Quellen weisen vielmehr für die Zeit von 1934 bis 1939 eine Tätigkeit als freier Kunstmaler ohne Teilnahme an Ausstellungen aus. Als Schüler, Studierender und freier Künstler unternahm Schumacher Kunstreisen mit dem Fahrrad, die ihn nach Paris, an den Lago Maggiore und nach Belgien und den Niederlanden führten. Im Jahr 1939 fand dann eine einschneidende Veränderung im Leben Emil Schumachers statt. Er wurde dienstverpflichtet und musste fortan als Technischer Zeichner in einem Rüstungsbetrieb, den Akkumulatoren- Werken zu Hagen, arbeiten. Er blieb dort bis 1945. Einen Hinweis auf einen Einsatz Schumachers als Frontsoldat im Zweiten Weltkrieg fand ich nicht. Es wird berichtet, dass er 1945 unmittelbar nach Kriegsende das Wagnis unternahm, erneut als freier Künstler tätig zu werden. Im Jahr 1947 fand dann die erste Einzelausstellung mit Werken Emil Schumachers in dem vom Architekten Rasch eingerichteten Studio für neue Kunst in Düsseldorf statt. In jenem Jahr wurde Schumacher Mitbegründer der Künstlervereinigung „junger westen“. 1948 wurde Schumacher übrigens der Kunstpreis „junger westen“ der Stadt Recklinghausen zuerkannt. Hierbei handelte es sich nach meiner Kenntnis um seinen ersten Kunstpreis. Als besonderes Jahr im Leben des Künstlers habe ich 1958 ausgemacht. In dieses Jahr fällt die Teilnahme Schumachers an der 9. Biennale di Venezia. Außerdem wurde ihm der Guggenheim Award (National Award) verliehen. Auch erreichte ihn ein Ruf als Professor an der Hochschule der Bildenden Künste Hamburg. Dort wirkte er bis 1960. 1959 nahm Schumacher an der documenta II in Kassel, 1964 an der documenta III teil. Für erwähnenswert halte ich auch, dass der Künstler von 1966 bis 1977 Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe war. In den Jahren 1967 und 1968 hatte er eine Gastprofessur an der Minneapolis School of Art inne. Im Laufe seines langen Lebens wurden Emil Schumacher weltweit zahlreiche Einzelausstellungen gewidmet. Auch wurden ihm viele Preise verliehen. Außerdem wurden ihm hohe Auszeichnungen zuteil.1968 wurde ihm das Verdienstkreuz Erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen, 1983 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 1982 wurde Schumacher Mitglied des Ordens Pour le mérite für Wissenschaft und Kunst. Ferner war er Mitglied der Akademie der Künste, Berlin. 1992 verlieh ihm die Universität Dortmund den Doktorgrad ehrenhalber Dr. phil h.c. Für besonders ehrenvoll halte ich den Umstand, dass Schumacher 1998 den Auftrag für ein Wandgemälde im Gebäude des Reichstags zu Berlin erhielt. Das Wandgemälde wurde 1999 im Todesjahr des Künstlers ausgeführt. Ich komme nun wieder auf das besagte Museum zurück. Die von Schumachers Sohn Ulrich gestiftete Sammlung besteht aus 88 zwischen 1936 und 1999 entstandenen Ölbildern, 200 Gouachen, dem gesamten grafischen Werk, 25 keramischen Arbeiten, 50 Bildern auf Porzellan und 10 Malereien auf Schiefer. Es zählen aber auch etwa 100 Werke aus dem Besitz der Stadt Hagen zur Sammlung. Ich las, dass das Werk Schumachers regelmäßig im Dialog mit dem Schaffen anderer Künstler, deren Arbeit eine formale und inhaltliche Nähe zum Werk Schumachers aufweist, vorgestellt wird. Hierbei würden auch junge zeitgenössische Künstler berücksichtigt. Das Emil-Schumacher-Museum verstehe sich als Zentrum der Erforschung expressiver Malerei nach 1945. Das Museumsgebäude wurde von Angehörigen des Architekturbüros Lindemann entworfen. Auf einer Website dieses Unternehmens entdeckte ich eine kurze Stellungnahme zum Hagener Museumsbau. Dort heißt es, dass das Projekt aus Neubau, Anbau und Umbau des bestehenden denkmalgeschützten Museums besteht. Der Wettbewerbsbeitrag zeichne sich durch eine konsequente Weiterentwicklung des Museumsbaus aus und weise richtungsgebende klimatische Verbesserungen auf. Es entstehe eine gläserne Gebäudehülle, welche den eigentlichen Museumsbau umschließe. Bei Wikipedia wird herausgestellt, dass das Emil-Schumacher-Museum gemeinsam mit dem Osthaus Museum Hagen und den historischen Gebäuden des ehemaligen Folkwang Museums ein städtebauliches Ensemble bildet. Es bestehe aus einem rechteckigen Sichtbetonbau, der von einer das gesamte Gebäude umfangenden Glashülle ummantelt werde. Auffälligstes architektonisches Element sei die vom Museumsplatz einsehbare, langgestreckte Treppenanlage, die das Gebäude umschließe. Das Tragwerk der Glashülle bestehe aus vertikal gespannten 30 Millimeter starken Stahlsäulen, die in einem horizontalen Abstand von drei Metern auf der Innenseite der Glasfassade angeordnet seien.
Anmerkungen zu Leben und Werk Erich Maria Remarques (17)
Schon vor Beginn der Herrschaft der Nationalsozialisten setzten Remarque gegen ihn gerichtete Maßnahmen der deutschen Staatsorgane zu. Gegen Remarque wurde nämlich ein Verfahren wegen eines Devisenvergehens durchgeführt. Er wurde beschuldigt, gesetzeswidrig Geld in die Schweiz transferiert zu haben. Auch wurde ihm vorgeworfen, unrechtmäßig einen zweiten Wohnsitz in den Niederlanden zu unterhalten. Dieser Vorwurf entbehrte jedoch jeder Grundlage. In den letzten Jahren der Weimarer Republik herrschte im Deutschen Reich als Folge der anhaltenden Wirtschaftskrise eine restriktive Devisenbewirtschaftung. Wegen dieser einschränkenden Maßnahme durften deutsche Staatsbürger nur einen begrenzten Geldbetrag in Devisen umwechseln oder ausführen. Zu jener Zeit wurde Remarque für seine schriftstellerischen Arbeiten mit beträchtlichen Honoraren bedacht. Es ist daher anzunehmen, dass er mit seinen Überweisungen auf seine Schweizer Konten den zulässigen Betrag überschritten hat. Das Amtsgericht Berlin-Mitte erließ jedenfalls im August 1932 einen Strafbefehl gegen Remarque. Nach diesem Strafbefehl hatte er 30.000 Reichsmark an die betreffende Gerichtskasse zu entrichten. Ersatzweise war eine Gefängnisstrafe von sechzig Tagen festgesetzt worden. Gleichzeitig erfolgten Sperrung und Zugriff auf seine Konten bei der Berliner und Darmstädter Nationalbank. Remarque betraute seinen Anwalt Max Lion mit der Wahrnehmung seiner Interessen in dieser Angelegenheit. Im Verlauf der von Max Lion mit den deutschen staatlichen Stellen geführten Verhandlungen wurde eine neue Forderung gegen Remarque erhoben. Ihm wurde vorgeworfen, die fällige Krisensteuer für das Jahr 1931 nicht entrichtet zu haben. Diese Angelegenheit wurde schließlich dadurch bereinigt, dass Remarque einen Betrag von 33.000 Reichsmark an die jeweiligen deutschen Institutionen überwies. In Anbetracht des für Remarque wenig erfreulichen Verhaltens deutscher staatlicher Institutionen kommt der Autor einer von mir genutzten Quelle zu dem Schluss, dass Remarque der Abschied aus Deutschland leicht gemacht wurde. Er räumte übrigens ein, dass er in finanziellen Dingen oftmals den Überblick verlor. Hierzu sei eine entsprechende Einlassung Remarques zitiert: „Kürzlich habe ich eine Aufstellung meiner Ausgaben im letzten Jahr gemacht, man hat sie verlangt. Ich konnte sie natürlich nur lückenhaft machen, denn wann hätte ich was von meinem Gelde gewusst“. Remarque befand sich wegen seiner guten finanziellen Situation gegenüber anderen Personen, die ebenfalls ins Exil gingen und dabei nahezu mittellos waren, in einer privilegierten Lage. Mittellose Personen erhielten damals in der Schweiz kein Bleiberecht. In anderen Ländern war dieser Personenkreis ebenfalls nicht erwünscht. In jener schweren Zeit erwies sich Remarque als hilfsbereit. Er nahm durchreisende Flüchtlinge in sein Haus auf und stattete sie auch mit finanziellen Mitteln aus. Zu den Personen, die ihn aufsuchten, zählten unter anderem Ernst Toller und Bruno Frank. Remarque wurde von den Schweizer Behörden in seinem Haus in Porto Ronco nicht behelligt. Es wird jedoch berichtet, dass er bei seinen Auslandsreisen später Passprobleme hatte. Auf seinem Grundstück wurde im Mai 1933 der jüdische Journalist Felix Manuel Mendelssohn tot aufgefunden. Es wurden Mutmaßungen darüber angestellt, dass Mendelssohn Opfer eines Attentats ist, das eigentlich Remarque gegolten hätte. Am 10.Mai 1933 veranstalteten Nationalsozialisten in Deutschland jene berüchtigte Bücherverbrennung, bei der auch Schriften Remarques ins Feuer geworfen wurden. Remarque nahm von diesem schändlichen Schauspiel durch eine im Rundfunk gesendete Übertragung Kenntnis. Diese Sendung hörte er gemeinsam mit seinem Bekannten Emil Ludwig in dessen Haus. Remarques literarische Produkte wurden mit folgenden Worten geschmäht: „Gegen literarischen Verrat am Soldaten des Weltkrieges! Für Erziehung des Volkes im Geist der Wehrhaftigkeit! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Erich Maria Remarque!“
30.04.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (31)
Im Jahr 1996 beteiligte sich die Europäische Union wiederum an mehreren internationalen Konferenzen. Zunächst fand Anfang März in Bangkok der Asien- Europa- Gipfel unter Beteiligung der Gemeinschaft statt. Sodann wurde Ende März eine Konferenz der als „G7“ bezeichneten Industrieländer in Lille zum Thema Beschäftigung einberufen. Hier war die Gemeinschaft ebenfalls vertreten. Vertreter jener Industrieländer und Russland kamen dann im April zusammen. Tagungsort war Moskau. Thema der besagten Tagung war Überwachungssicherheit und nukleare Sicherheit. Auch hieran war die Gemeinschaft beteiligt. Als wichtige Veranstaltung stufe ich die Neunte Konferenz der Vereinten Nationen über Handel und Entwicklung (UNCTAD) vom Mai 1996 in Mitrand/Südafrika ein. Zu dieser Konferenz schickte die EU abermals ihre Repräsentanten. Ein weiteres Treffen der „G7“ wurde Ende Juni 1996 mit einer Abordnung der EU in Lyon durchgeführt. Dabei wurden unter anderem eine Erklärung zum Terrorismus abgegeben und ein Wirtschaftskommuniqué verabschiedet. Dieses erhielt den Titel „Erfolgreiche Globalisierung zum Nutzen aller“. Auf einer Website der EU wird für September 1996 ein Gipfel von Harare erwähnt. Die Teilnehmer dieses Gipfels hätten ein „weltumfassendes Sonnenenergieprogramm 1996 bis 2005 aufgelegt“. Vom 09.12.1996 bis zum 13.12.1996 fand in Singapur eine „Ministerkonferenz“ statt. Sie wurde mit einem Abkommen über die Produkte der Informationstechnologien abgeschlossen. Als letzte internationale Konferenz des Jahres 1996 ist der transatlantische Gipfel mit den Vereinigten Staaten von Amerika zu nennen. Im Berichtszeitraum sind übrigens zwei Anträge auf Beitritt zur EU zu verzeichnen. Die Tschechische Republik stellte am 17.01.1996 einen entsprechenden Antrag, Slowenien beantragte den Beitritt zur EU am 10.06.1996. Bemerkenswert finde ich, dass in jenen Jahren die ehemaligen Ostblockstaaten im Focus der Politik der EU standen. So traten am 01.02.1996 die Interimsabkommen mit Russland und der Ukraine in Kraft, am 13.05.1996 billigte der Europäische Rat einen Aktionsplan der EU für Russland. Georgien, Armenien und Aserbaidschan unterzeichneten am 22.04.1996 ein Partnerschafts- und Kooperationsabkommen mit der EU, mit Usbekistan wurde am 21.06. 1996 ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Aber auch mit anderen Ländern Asiens wurden die Beziehungen durch den Abschluss von Abkommen dieser Art vertieft. Am 01.06.1996 traten die Kooperationsabkommen mit Vietnam und Nepal in Kraft, am 28.10.1996 wurde das Kooperationsabkommen mit der Republik Korea unterzeichnet. Die EU nahm jedoch auch Kontakt zu einer Organisation auf, die sich bis heute um einen eigenen Staat für die von ihr vertretene Volksgruppe bemüht. Es handelt sich hierbei um die palästinensische Befreiungsorganisation. Mit dieser Institution wurde am 10.12.1996 ein Europa- Mittelmeer- Interimsabkommen paraphiert. Es wurde aber auch mit einem Land in Afrika und einem Land in Südamerika zusammengearbeitet. Am 26.02.1996 wurde nämlich ein Europa- Mittelmeer- Assoziationsabkommen mit Marokko unterzeichnet, mit Chile wurde am 21.06.1996 ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Die Beziehungen der EU zur Türkei gestalten sich bekanntlich bis heute nicht unproblematisch. Immerhin trat am 01.01.1996 die Zollunion zwischen der EU und der Türkei in Kraft.
07.05.2019
Die Stadt Hagen in Westfalen (16)
Bei meinen die Stadt Hagen und ihre Umgebung betreffenden Recherchen stieß ich immer wieder auf Aussagen über die Bedeutung dieses Raumes für die Erforschung der Ur- und Frühgeschichte. Es wird zum Beispiel betont, dass der Raum Hagen seit über 200 Jahren zu den wichtigsten Fundlandschaften in Deutschland zählt. In diesem Zusammenhang wird besonders auf die im Stadtgebiet Hagens gelegene Blatterhöhle hingewiesen. Für den Archäologen und Naturforscher sei die Fundsituation in der Blatterhöhle einzigartig. Dieses wird damit begründet, dass sich in Mitteleuropa nur sehr wenige Höhlen erhalten haben, die auf diese Weise völlig unberührt von den Grabungen früherer Forscher und Grabräuber geblieben sind. In dieser Höhle seien die bisher ältesten Überreste von modernen Menschen aus der Nacheiszeit in Europa gefunden worden. Sie seien 11.000 Jahre alt. Es wird berichtet, dass die besagten Fundstücke im Museum für Ur- und Frühgeschichte Wasserschloss Werdringen verwahrt werden. Als Standort dieses Wasserschlosses wird Hagen- Vorhalle angegeben. Es liege im Ruhrtal am Fuße des sagenumwobenen Kaisbergs. Der frühere Adelssitz aus dem 13. Jahrhundert sei von einer einzigartigen Natur- und Geschichtslandschaft umgeben. In der näheren Umgebung des Bauwerks befänden sich zahlreiche paläontologische, archäologische und historische Denkmäler. Ich las auf einer Website, dass das Museum für Ur- und Frühgeschichte als außeruniversitäre Forschungseinrichtung einen festen Platz in der archäologischen Wissenschaft erlangt hat. Auf der Website des Museums wird geäußert, dass die Geschichte seiner als umfangreich dargestellten Sammlung bis in das frühe 19. Jahrhundert zurückreicht. Einige Funde seien für die Paläontologie und Archäologie auch international bedeutend. Es wird weiterhin hervorgehoben, dass in der Ausstellung archäologische und paläontologische Funde aus der Region präsentiert werden. Die Schausammlung enthalte unter anderem die ältesten Fossilien in Westfalen, frühe Landpflanzen aus dem Mitteldevon an Volme und Lenne, riesige Ur- Insekten aus dem Oberkarbon in Hagen und Dinosaurier aus der Kreidezeit im Sauerland. Es wird konstatiert, dass die Sammlung von archäologischen Funden von Steinwerkzeugen des Neandertalers sowie alt- und mittelsteinzeitlicher Jägergruppen über jungsteinzeitliche und metallzeitliche Höhlen- und Freilandfunde bis hin zu Relikten von Burgen aus dem Hochmittelalter reicht. Wikipedia widmet den im Museum gezeigten Dermoplastiken eine eigene Passage. Dort wird beschrieben, dass die Besucher im Eingangsbereich von einer lebensnahen Dermoplastik eines 3,70 Meter hohen und 6,50 Meter langen Mammuts empfangen werden. Weiter wird geschildert, dass in den anderen Museumsabteilungen nach wissenschaftlichen Erkenntnissen gefertigte Rekonstruktionen und Plastiken in hochwertiger Museumsqualität die originalen Fundstücke ergänzen. Zu sehen seien unter anderem Dermoplastiken eines Wollhaarnashorns und eines Rentiers. Übrigens wird auch noch erwähnt, dass die Besucher an Arbeitstischen selbständig mit Faustkeilen und anderen Werkzeugen tätig werden können. Bei meinen Erhebungen stieß ich vor allem auf positive Bewertungen des Museums. Einer Bloggerin gefielen besonders in der Eisenzeit zwischen 2800 und 2500 gefertigte Schmuckstücke. Auch hatte es ihr eine 2600 Jahre alte Bronzeplastik eines Wasservogels angetan. Ein Besucher hat jedoch auch vor einigen Jahren eine durchaus kritische Stellungnahme abgegeben. Er hat sich wie folgt eingelassen: „Es zeigt sich, dass dieses Museum mehr auf Show denn auf Wissenschaftsaspekte abzielt. Inwieweit auch einem wissenschaftlichem Anspruch Rechnung getragen wird, muss sich erst noch zeigen. Allerdings wirkt die Geologie derzeit noch etwas unterrepräsentiert und auf die Fossilien konzentriert“. Im Museum wurde vor einigen Monaten mit Umbauarbeiten begonnen. Es wurde geschlossen. Ich fand keinen Hinweis darüber, dass es inzwischen wieder geöffnet wurde. Die Museumsleitung hat sich mit folgenden Worten an die Öffentlichkeit gewandt: „Das Museumsteam freut sich, Sie im Frühjahr 1919 in einem neu gestalteten Foyer sowie mit vielen neuen Ausstellungsobjekten und einem eigenen Ausstellungsbereich zur international bedeutenden Blatterhöhle in Hagen zu begrüßen“.
Die Europäische Organisation und ihre Vorgängerorganisationen (32)
Im Jahr 1996 befassten sich die Gremien der EU ebenfalls mit Hilfsprogrammen. So nahm der Europäische Rat am 25.06.1996 die neue Verordnung „TACIS“ über die Unterstützung der „Neuen Unabhängigen Staaten“ und der Mongolei für 1996 bis 1999 an. Außerdem nahm der Rat am 23.07.1996 eine Verordnung über die Hilfen für die Staaten des ehemaligen Jugoslawien an. In diesem Zusammenhang halte ich den Umstand für interessant, dass auf der Konferenz in London zur Umsetzung des Friedensabkommens im ehemaligen Jugoslawien im Dezember 1996 eine Entscheidung über einen Plan zur Konsolidierung des Friedens getroffen wurde. Ferner beschloss der Rat am 11.11.1996 eine gemeinsame Aktion zur Unterstützung des demokratischen Prozesses in Zaire. Als ein wichtiges Ereignis im Berichtszeitraum stufe ich die Tagung des Rates in Dublin ein, die am 13.12. und 14.12.1996 stattfand. Auf dieser Tagung wurde über die zur Einführung der einheitlichen Währung notwendigen Voraussetzungen Einigkeit erzielt. Verhandelt wurde über den Rechtsrahmen für den Euro. Hierzu zählen der vereinbarte Stabilitätspakt und ein neuer Wechselkursmechanismus. Hinsichtlich der Währungspolitik haben sich 1996 folgende weitere bemerkenswerte Ereignisse zugetragen: Am 14.10.1996 stieß die finnische Mark zu den Währungen, die am EWS- Wechselkursmechanismus teilnahmen, am 25.11.1996 schloss sich die italienische Lira erneut dem EWS- Wechselkursmechanismus an. Die Aktivitäten der EU waren in dem von mir in diesem Artikel behandelten Zeitraum wiederholt auf die inneren Belange der Gemeinschaft gerichtet. Im September 1996 unterzeichneten die Mitgliedsstaaten der EU ein Übereinkommen zur Auslieferung sowie das Protokoll zum Schutz der finanziellen Interessen der EU, im Juli 1996 nahm die Europäische Kommission einen Vorschlag für eine Richtlinie zur Sicherstellung der gesetzgeberischen Transparenz an, im Dezember 1996 beschloss der Rat die „Dubliner Erklärung“ zur Beschäftigung. Für den 14.06. und den 15.06.1996 wurde eine sogenannte Dreierkonferenz über Wachstum und Beschäftigung anberaumt, die in Rom stattfand. Teilnehmer waren die Institutionen der Gemeinschaft, die Mitgliedsstaaten und die Sozialpartner. Auf der Tagung des Rates in Florenz im Juni 1996 wurde entschieden, dass der Europäische Gerichtshof bei Fragen, die die Auslegung des Europol- Übereinkommen betreffen, zuständig ist. Auch auf dem humanitären Sektor war die Gemeinschaft tätig. Am 01.10.1996 beschloss nämlich der Rat eine gemeinsame Aktion zum vollständigen Verbot der Antipersonenminen (umgangssprachlich Tretminen). Fragen der Raumordnung waren ebenfalls Bestandteil der Agenda der EU. Vom 07.11.1996 bis zum 09.11.1996 wurde in Cork (Irland) eine europäische Konferenz über die Entwicklung im ländlichen Raum durchgeführt. Ich erinnere mich noch, dass Mitte der 1990er Jahre äußerst intensiv das Thema BSE (volkstümlich Rinderwahnsinn) in den Medien behandelt wurde. BSE war auch für die EU ein wichtiges Thema. In diesem Zusammenhang ist von besonderer Bedeutung, dass die Kommission am 27.03.1996 eine Entscheidung über die zum Schutz gegen die spongiforme Rinderenzephalopathie zu treffende Dringlichkeitsmaßnahme annahm. Diese sah vor, ein weltweites Exportverbot für britisches Rindfleisch und Rindfleischerzeugnisse zu verhängen. Auf seiner Tagung in Florenz im Juni 1996 stimmt dann der Rat der von der Kommission vorgestellten Maßnahme zur Tilgung der BSE zu.
21.05.2019
Die Stadt Hagen in Westfalen (17)
Bei meiner Suche nach Sehenswürdigkeiten Hagens hätte ich beinahe Haus Hohenhof übersehen. Ich wurde auf einer Website darüber unterrichtet, dass dieses Bauwerk 2015 Aufnahme in die Gruppe der Iconic Houses fand. Diese Einrichtung war mir bisher unbekannt. Es handele sich bei den Bauten, die auf diese Weise gewürdigt werden, um außergewöhnliche Architektenhäuser des 20. Jahrhunderts, die einen besonderen Stellenwert in der Geschichte der modernen Architektur haben und für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Hohenhof sei das erste Haus im Ruhrgebiet und Westfalen, dem eine Wertschätzung dieser Art zuteil geworden ist. Bauherr dieses Hauses ist Karl- Ernst Osthaus, der 1906 Henry van de Velde mit der Errichtung und Innenausstattung dieses Bauwerks beauftragte. Der Bau war als Wohnhaus für die Familie Osthaus gedacht. Dieses auf einem Grund in Hohenhagen zu errichtende Gebäude sollte nicht die einzige Villa auf jenem Terrain werden. Vielmehr sollten noch weitere 16 Villen folgen. Hierzu kam es jedoch nicht. Es wurde lediglich Haus Hohenhof erbaut, das 1908 bezugsfertig wurde. Der Grundriss des Hauses wird in der Form eines Doppelhakens geschildert. Nur die östliche Hauptfassade zeige Achsensymmetrie. Die Eingangs- und Gartenseiten spiegelten hingegen die unregelmäßige Raumaufteilung im Innern wider. Die Autorin einer von mir hinzugezogenen Website vertritt die Auffassung, dass van de Velde die Innenarchitektur vollständig aus einem Guss schuf. Dieses Verfahren gehe herunter bis auf die Petschaft auf dem Schreibtisch. Van de Velde habe Möbel, Wanddekorationen, Bodenbelege, Lampen, Stoffe, Geschirr und Bestecke nach eigenen Entwürfen in Absprache mit dem Bauherrn gestaltet. Van de Veldes „Neuer Stil“ habe einerseits den Lebensraum der Bewohner des Hauses bestimmen und andererseits vorbildlich nach außen wirken sollen. Auch der Auswahl der Gemälde wird bei der besagten Autorin in ihrer Beziehung zur Umgebung eine kompositorische Komponente beigemessen. An diesen Kunstwerken habe sich die Farbkomposition der Räume orientiert. Erwähnt werden das Gemälde „Der Auserwählte“ von Ferdinand Hodler, das in den Empfangsraum gehängt wurde, sowie das von Eduard Vuillard geschaffene Bild „Herbst vor Paris“, welches das „Damenzimmer“ schmückt. Außerdem wird hervorgehoben, dass Henry Matisse das Fliesentriptychon „Nymphe und Satyr“ für den Wintergarten entwarf. Ferner wird darauf hingewiesen, dass die Treppenhausverglasung sowie die als starkfarbig bezeichnete Schablonenmalerei im Arbeitszimmer von Johan Thorn- Prikker stammen. Die Aufzählung von Haus Hohenhof zierenden Kunstwerken wird im Text jener Autorin mit den das Hauptportal flankierenden Reliefs von Hermann Haller abgeschlossen. Sie trägt übrigens vor, dass das Hohenhof genannte Bauwerk zu den bedeutendsten architekturgeschichtlichen Gebäuden Europas zählt, die kurz nach der Jahrhundertwende errichtet worden sind. Die Einlassungen zu Haus Hohenhof werden in einem späteren Beitrag fortgesetzt.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (33)
Obwohl ich dem Jahr 1996 bereits zwei Artikel gewidmet habe, werde ich in diesem Beitrag noch einmal auf einige in jenes Jahr fallende Begebenheiten zurückkommen. Für erwähnenswert halte ich, dass am 13.10.1996 in Österreich und am 20.10.1996 in Finnland erstmalig Wahlen zum Europäischen Parlament stattfanden. 1996 versah sich die Europäische Kommission in beträchtlichem Maße mit Sachverstand von außen in Form von Grünbüchern und Weißbüchern. Hierbei handelt es sich um folgende Grünbücher: Grünbuch vom 31.01.1996 über die Veränderung der Verordnung über die Unternehmenszusammenschlüsse, Grünbuch vom 06.03.1996 über den rechtlichen Schutz verschlüsselter Dienste, Grünbuch vom 08.05.1996 über die kommerziellen Kommunikationen im Binnenmarkt, Grünbuch 22.05.1996 über Finanzdienstleistungen, Grünbuch vom 24.06.1996 mit dem Titel „Leben und Arbeiten in der Informationsgesellschaft. Im Vordergrund der Mensch“, Grünbuch vom 02.10.1996 mit dem Titel „Allgemeine und berufliche Bildung- Forschung: Hindernisse für die grenzüberschreitende Mobilität“, Grünbuch vom 04.11.1996 über die künftige Politik der Lärmbekämpfung. Grünbuch vom 20.11.1996 mit dem Titel „Beziehungen der Europäischen Union zu den AKP- Staaten, Grünbuch vom 20.11.1996 über Nummerierungspolitik im Bereich der Telekommunikation, Grünbuch vom 20.11.1996 über Strategien der Gemeinschaft zur Entwicklung erneuerbarer Energien, Grünbuch vom 27.11.1996 mit dem Titel „Die öffentliche Auftragsvergabe in der Europäischen Union- Ausblick und Fragen“. Hinsichtlich der Weißbücher stieß ich im hier zur Erörterung stehenden Zeitraum auf zwei Ausführungen. Das Weißbuch vom 06.03.1996 hat das Luftverkehrsmanagement zum Inhalt, das Weißbuch vom 30.06.1996 handelt über eine Strategie zur Revitalisierung der Eisenbahn in der Gemeinschaft. Bei meinen Recherchen stellte ich fest, dass sich der Europäische Gerichtshof 1996 mit Fragen der Staatshaftung befasst hat. Mit Urteil vom 05.03.1996 hat dieses Gericht Richtlinien darüber festgelegt, wann ein Mitgliedsstaat für Schäden, die dem Einzelnen durch Verstöße entstehen, die diesem Staat zuzurechnen sind, haftbar gemacht werden kann. Mit Urteil vom 23.05.1996 hat der Europäische Gerichtshof entschieden, dass ein Mitgliedsstaat zum Ersatz des Schadens verpflichtet ist, der dem Einzelnen dadurch entstanden ist, dass ihm eine Ausfuhrgenehmigung verweigert wurde. Schließlich ist auch noch das Urteil vom 08.10.1996 im Rahmen der Staatshaftung von besonderer Bedeutung. Nach diesem Urteil muss ein Mitgliedsstaat den Schaden ersetzen, der einem Einzelnen dadurch entstanden ist, dass eine Richtlinie nicht fristgemäß umgesetzt worden ist.
Ich habe nunmehr in meiner Serie über das Projekt Europäische Gemeinschaft Erhebungen über das Jahr 1997 durchgeführt. In jenem Jahr spielte bei den Aktivitäten der EU wiederum die Erweiterung der Gemeinschaft eine besondere Rolle. In diesem Zusammenhang weise ich vor allem auf das Datum 16.07.1997 hin. An diesem Tag hat die Kommission die Mitteilung „Agenda 2000- eine stärkere und erweiterte Union“ mit ihren zehn Stellungnahmen zu den Beitrittsanträgen der Länder Mitteleuropas vorgelegt. Zuvor hatte bereits der Rat am 02.06.1997 einen gemeinsamen Standpunkt zur Festlegung der Strategie der EU gegenüber Albanien angenommen. Auf der Tagung des Rates in Luxemburg, die am 12,12.1997 und dem 13.12.1997 stattfand, wurden dann Beschlüsse gefasst, die zur Einleitung des gesamten Erweiterungsprozesses notwendig waren. Als ein aus heutiger Sicht besonderes Ereignis ist die Internationale Klimakonferenz von Kyoto zu nennen. Sie fand vom 01.12.1997 bis zum 10.12.1997 unter Teilnahme der EU und ihrer Mitgliedsstaaten statt. Auf dieser Konferenz hatten sich die Industrieländer verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu senken. Weitere Ausführungen über die Aktivitäten der Gemeinschaft im Jahr 1997 folgen.
28.05.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (34)
In meinem Artikel vom 21.05.2019 habe ich bereits damit begonnen, einige ins Jahr 1997 fallende Ereignisse, die die EU betreffen, zu erwähnen. Hinsichtlich der internationalen Aktivitäten der EU halte ich für bemerkenswert, dass im Dezember 1997 in Ottawa ein internationales Übereinkommen über Antipersonenminen unterzeichnet wurde. Im selben Monat wurde dem Abkommen über Finanzdienstleistungen im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) beigetreten. Bereits im Februar wurde übrigens ebenfalls im Rahmen der WTO ein Übereinkommen über Basistelekommunikationsdienste erzielt. Auch 1997 wurde die Gemeinschaft auf dem Sektor der Kooperationsabkommen tätig. Am 24.02.1997 unterzeichneten die Europäische Gemeinschaft und die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) eine gemeinsame Erklärung zur Aufnahme eines regelmäßigen politischen Dialogs und ein Europa- Mittelmeer- Interimsassoziationsabkommens für den Zeitraum von fünf Jahren. Zwischen den AKP- Staaten und den Ländern der damaligen EWG wurde seinerzeit ein Ministerrat installiert. Dieses Gremium nahm am 24.04.1997 einen Beschluss zur Billigung des Protokolls über den Beitritt Südafrikas zum Abkommen von Lomé an. Am 29.04.1997 unterzeichnete die EU dann Kooperationsabkommen mit Kambodscha und Laos. Am 08.12.1997 folgte dann ein Abkommen mit Mexiko über wirtschaftliche Partnerschaft, politische Koordinierung und Zusammenarbeit. Zum Komplex Hilfsprogramme ist zu berichten, dass am 23.07.1997 und am 24.07.1997 in Brüssel die dritte Geberkonferenz für den Wiederaufbau von Bosnien- Herzegowina stattfand. Hinsichtlich der internen Angelegenheiten der EU weise ich zunächst darauf hin, dass am 25.03.1997 eine Feier zum Gedenken an den 40. Jahrestag der Unterzeichnung der Römischen Verträge im Kapitol in veranstaltet wurde. Im Mai 1997 nimmt die Kommission ihr Arbeitsprogramm für die Betrugsbekämpfung 1997- 1998 an. Gleichfalls im Mai erstellt der Rat ein Übereinkommen über die Bekämpfung der Bestechung, an der Beamte beteiligt sind. Zuvor hatte der Rat bereits ein Übereinkommen über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- und Handelssachen erarbeitet. Aus heutiger Sicht ist interessant, dass der Rat bereits am 02.06.1997 eine Verordnung zur Einrichtung der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit annahm. Am 08.12.1997 stimmt der Rat dann noch dem Verbot der Tabakwerbung zu. Zum Arbeitsprogramm der Kommission zählte jenseits der Beschäftigung mit Grünbüchern und Weißbüchern, dass sie am 04.06.1997 einen Aktionsplan für den Binnenmarkt annahm. Im Berichtszeitraum wurden von der Kommission immerhin fünf Grünbücher und ein Weißbuch angenommen. Hierbei handelt es sich zunächst um das Grünbuch vom 22.01.1997 zur EU- Politik gegenüber vertikalen Wettbewerbsbeschränkungen. Hierunter sind nach meinen Erhebungen Wettbewerbsbeschränkungen zwischen Produktionsstufen gemeint, die in einem Käufer/Verkäufer- Verhältnis stehen. Das nächste Grünbuch mit dem Titel „Eine neue Arbeitsorganisation im Geiste der Partnerschaft“ datiert vom 16.04.1997. Des weiteren handelt es sich um folgende Arbeiten: Grünbuch vom 10.06.1997 über die zusätzliche Altersversorgung im Binnenmarkt, Grünbuch vom 24.06.1997 über das Gemeinschaftspatent und das Patentschutzsystem in Europa, Grünbuch vom 03.12.1997 über die Konvergenz des Kommunikations- , Medien- Informationstechnologiesektors. Bei dem besagten Weißbuch geht es um die erneuerbaren Energiequellen.
04.06.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (35)
Da es mir bisher nicht gelang, meine Ausführungen über das Geschäftsjahr 1997 der EU in der von mir geplanten Ausführlichkeit zu behandeln, habe ich mich für einen Nachtrag entschieden. In jener Zeit beunruhigte die umgangssprachlich Rinderwahnsinn genannte Seuche BSE die Gesellschaft. Hierzu ist zu berichten, dass das Europäische Parlament am 19.02.1997 eine Entschließung zu den Ergebnissen des nichtständigen Untersuchungsausschusses für die spongiforme Rinderenzephalopathie (BSE) annahm. Mir fiel auf, dass der Europäische Gerichtshof 1997 zwei Urteile fällte, die den Gleichbehandlungsgrundsatz betreffen. Mit Urteil vom 17.04.1997 erweiterte dieses Gericht den Grundsatz der Gleichberechtigung von Männern und Frauen auf die Gewährung von Hinterbliebenenrente aus der Rentenversicherung. Die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Hinterbliebenenrente müssten für Witwen und Witwer gleich sein. Nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom 11.11.1997 steht eine nationale Regelung, nach der bei gleicher Qualifikation von Bewerbern unterschiedlichen Geschlechts weibliche Bewerber in behördlichen Geschäftsbereichen bevorzugt zu befördern sind, den Gemeinschaftsvorschriften vorbehaltlich der Einhaltung bestimmter Bedingungen nicht entgegen.
Meine Einlassungen für das Jahr 1998 beginne ich mit der Teilnahme von Repräsentanten der Gemeinschaft an internationalen Konferenzen. Hier ist zunächst der zweite Asien- Europa- Gipfel zu nennen. Dieser wurde am 03.04.1998 und 04.04.1998 in London durchgeführt. Vom 15.05.1998 bis 17.05.1998 fand dann der G8- Gipfel in Birmingham statt, an dem sowohl die Gemeinschaft als auch die zu diesem Format zählenden Mitgliedsländer teilnahmen. Den wichtigen Tagungen zuzurechnen ist auch die Sondertagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen vom Juni 1998 in New York über das Drogenproblem. In diesem Zusammenhang ist ebenfalls die vierte Sitzung der Parteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaveränderungen in Buenos Aires im November 1998 zu erwähnen. Auch 1998 traten wiederum einige Kooperationsabkommen in Kraft. Hierbei handelt es sich um folgende Abkommen: Das Kooperationsabkommen zwischen der EU und der ehemaligen jugoslawischen Republik Makedonien am 01.01.1998, das Europa-Abkommen mit Estland, Lettland und Litauen am 01.03.1998, das Abkommen über Partnerschaft und Zusammenarbeit mit der Ukraine am 01.03.1998, das Europa-Mittelmeer-Assoziationsabkommen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und Tunesien am 01.03.1998, das Rahmenabkommen über die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Gemeinschaft und den Vertragsparteien von Cartagena (Andenstaaten), das Abkommen, das die Halbzeitprüfung des vierten AKP-EG-Abkommens vorsieht und das neue Finanzprotokoll enthält, sowie das Protokoll über den Beitritt Südafrikas zu diesem Abkommen am 01.06.1998, das Interimsabkommen über Handel und handelsbezogene Fragen zwischen der Europäischen Gemeinschaft und Mexiko am 01.07.1998, das Abkommen über Partnerschaft und Kooperation mit der Republik Moldau am 01.07.1998, das Kooperationsabkommen zwischen der EU und der Republik Jemen am 01.07.1998. Am 25.06.1998 wurde übrigens das Übereinkommen der UN-Wirtschaftskommission für Europa über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten in Aarhus unterzeichnet. Weitere Informationen über die Aktivitäten der EU im Jahr 1998 folgen.
18.06.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (36)
In meinem Artikel vom 04.06.2019 habe ich bei meinen Einlassungen zum Jahr 1998 mit der Teilnahme der EU an internationalen Konferenzen und dem Abschluss von Kooperationsabkommen mit anderen Staaten begonnen. Das Jahr 1998 habe ich hinsichtlich der Aktivitäten der EU wiederum als ereignisreich wahrgenommen. Ich werde daher auch über dieses Jahr mehrere Artikel verfassen. Der afrikanische Kontinent hatte für die EU und ihre Vorgängerorganisationen von jeher eine besondere Bedeutung. Dieses hängt auch mit dem Status vieler Mitgliedsstaaten als ehemalige Kolonialmächte zusammen. Von den Gründungsmitgliedern haben übrigens vier Staaten eine Vergangenheit als Kolonialmacht in Afrika, wobei Frankreich mit seinen zahlreichen ehemaligen Kolonien hervorsticht. Wie ich in meinen früheren Beiträgen bereits erwähnt habe, schloss die EU mit mehreren afrikanischen Staaten Kooperationsabkommen ab. Später folgten Freihandelsabkommen, die allerdings auch nach meiner Auffassung den Staaten Afrikas geschadet haben, weil diese Länder wegen ihrer geringeren Wettbewerbsfähigkeit noch Zölle auf Produkte aus Ländern der EU benötigen. In diesem Zusammenhang halte ich es für interessant, dass der Europäische Rat am 25.05.1998 einen gemeinsamen Standpunkt zu den Menschenrechten, den demokratischen Grundsätzen, der Rechtsstaatlichkeit und der verantwortlichen Staatsführung in Afrika festlegte. Auf dem Sektor der inneren Belange der Gemeinschaft sind im Berichtszeitraum etliche Maßnahmen festzustellen. Diese sind auch auf dem sozialpolitischen Gebiet zu verzeichnen. Auf der Tagung des Europäischen Rates im Juni 1998 in Cardiff wurden nämlich die Eckdaten der Strategie der EU für die wirtschaftlichen Reformen zur Förderung von Wachstum, Wohlstand, Beschäftigung und sozialer Integration festgelegt. Auf der Tagung des Rates im Dezember 1998 in Wien nahm dieses Gremium sodann die beschäftigungspolitischen Leitlinien für 1999 an und beschloss, den Konvergenzprozess der Beschäftigungspolitiken im Hinblick auf die Vorbereitung eines europäischen Beschäftigungspakts zu beschleunigen. Außerdem billigte der Rat anlässlich dieser Tagung den Aktionsplan zur Schaffung eines Raumes der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts und definierte eine Strategie zur Organisation der Tätigkeiten der Union im Jahr 1999. Der Europäische Rechnungshof war ebenfalls auf unterschiedlichen Feldern tätig. Am 18.06.1998 veröffentlichte diese Institution den Sonderbericht über Maßnahmen der EU zur Bekämpfung der Wasserverschmutzung. Einen weiteren Sonderbericht veröffentlichte der Rechnungshof am 22.07.2018. Dieser beschäftigte sich mit den Dienststellen der Kommission, denen die Betrugsbekämpfung übertragen wurde. Am 16.11.1998 wurde erneut ein Sonderbericht vom Rechnungshof veröffentlicht, bei dem es um die Bewertung der Strukturfonds-Interventionen 1989-1993 und 1994-1999 ging. In den Dezember 1998 fällt dann die Veröffentlichung des letzten Sonderberichts des Rechnungshofs. Der betreffende Bericht hat die Finanzierung bestimmter Maßnahmen zum Inhalt, die infolge der BSE-Krise durch die Gemeinschaft getroffen worden sind. Dem Bericht waren die Antworten der Kommission beigegeben. Seit geraumer Zeit verfolge ich aufmerksam die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs. Bei meinen Recherchen über das Geschäftsjahr 1998 der EU stieß ich auf vier Urteile dieses Gerichts. Mit Urteil vom 02.04.1998 hat der Europäische Gerichtshof dargelegt, unter welchen besonderen Umständen Personen oder die Vereinigungen, die sie repräsentieren, Rechtsmittel im Hinblick auf die Aufhebung eines Beschlusses der Kommission einlegen können. Nach dem Urteil vom 28.04.1998 haben Bürger der Gemeinschaft Anspruch auf Behandlung durch Ärzte in einem anderen Mitgliedsstaat und auf Erstattung der Kosten für die in einem anderen Mitgliedsstaat erbrachte Behandlung zu den Sätzen, die im Versicherungsstaat gelten. Mit Urteil vom 12.05.1998 hat der Europäische Gerichtshof festgelegt, dass die Staatsangehörigen eines Mitgliedsstaates aufgrund ihres Status eines Unionsbürgers nicht aus Gründen der Staatsbürgerschaft diskriminiert werden dürfen. Nach dem Urteil dieses Gerichts vom 30.06.1998 läuft die Entlassung von Arbeitnehmerinnen während der Schwangerschaft dem Gemeinschaftsrecht zuwider.
Die Stadt Hagen in Westfalen (18)
Thema dieses Artikels ist erneut Haus Hohenhof in Hohenhagen. Dieses von Karl-Ernst Osthaus in Auftrag gegebene und nach den Plänen von Henry van de Velde errichtete Bauwerk wurde auch mit einer anspruchsvollen Gartenanlage versehen. Diese hat nach einer von mir hinzugezogenen Schilderung einen geometrischen Grundriss aus vier leicht gegeneinander versetzten Achsen aufzuweisen. Haus Hohenhof konnte jedoch nur für einen kurzen Zeitraum von seinem Bauherrn als Familiensitz genutzt werden. Dieser verstarb nämlich bereits im Jahr 1921. Seine Erben verfuhren mit diesem von Architekturkritikern hoch geschätzten Bauwerk auf eine eigenwillige Art und Weise. Zunächst wurde Haus Hohenhof von Karl-Ernst Osthaus’ ältestem Sohn als Sitz einer Handweberei genutzt. 1927 verkaufte dann die Familie Osthaus Gebäude und Ländereien an die Stadt Hagen. Der Verkauf war mit der Auflage verbunden, die Anlage als Gesamtkunstwerk zu erhalten. 1933 überließ jedoch die Stadt Hagen den Hohenhof der NSDAP zur Nutzung. Diese Organisation richtete dort eine Gauleiter-Schule ein. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Hohenhof als Lazarett genutzt. Es folgte eine weitere Nutzung als Einrichtung im Gesundheitswesen, indem er von 1946 bis 1962 als Frauenklinik diente. Anschließend war wiederum eine Umwidmung zu verzeichnen, die darin bestand, dass der Hohenhof als Abteilung der Pädagogischen Hochschule Dortmund fungierte. Zu Beginn der 1980er Jahre wurde dann endlich mit der Wiederherstellung der repräsentativen Innenräume begonnen. Die hierfür erforderlichen Arbeiten waren 1984 abgeschlossen. Seit 1989 hat der Hohenhof die Funktion einer Abteilung des Osthaus-Museums. In dieser Außenstelle wird sich in erster Linie museal mit dem Projekt „Hagener Impuls“ auseinandergesetzt. Bei meinen Erhebungen stieß ich im Internet auf folgende Erläuterung des Begriffs „Hagener Impuls“: „Als sich der Hagener Kunstmäzen Karl Ernst Osthaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine Neuorientierung der Kunst und im besonderem Maße der Architektur einsetzte, versammelte er eine Reihe von namhaften und vor allem fortschrittlichen Künstlern und Architekten in Hagen. Er bot ihnen hier ein Experimentierfeld für zukunftsweisende Architektur und Formgestaltung. Später als Hagener Impuls bezeichnet, wurden die künstlerischen Aktivitäten in der Zeitspanne zwischen dem Jugendstil und dem 1919 von Walter Gropius gegründeten Bauhaus zum Wegbereiter der Moderne. Der Hagener Impuls hatte entscheidende kulturgeschichtliche Bedeutung für Deutschland und Europa. Besonders um 1910 wurde Hagen Kreuzungspunkt auf dem Weg einiger Pioniere wie Peter Behrens, Walter Gropius, Henry van de Velde, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. Der Niederländer Jan Ludovicus Mathieu Leuweriks ist in diesem Zusammenhang eine Schlüsselfigur. Er entwickelte das <Entwerfen nach System>, was sich später durchsetzte“. Bei Wikipedia hat der betreffende Autor sich zum „Hagener Impuls“ wie folgt eingelassen: “Der besondere Charakter des Hagener Impulses bestand darin, dass er nicht als eine überschaubare Enklave geplant wurde, sondern sich Osthaus’ Versuch der Umgestaltung des gesellschaftlichen Lebens durch Kunst auf die soziale Realität einer ganzen Industriestadt, seiner Heimatstadt Hagen, bezog“. Bei Wikipedia wird übrigens darauf hingewiesen, dass der Begriff „Hagener Impuls“ 1972 vom Kunsthistoriker Nic Tummers geprägt wurde. In der ehemaligen Remise der Anlage Hohenhof wird eine Sammlung der von Henry van de Velde gestalteten Möbel präsentiert. Im Obergeschoss des Hauses sind Silber von Lauweriks und der Hagener Silberschmiede zu betrachten. Dort wird außerdem eine Dokumentation gezeigt, die über das in der Zeit von 1909 bis 1919 geöffnete Deutsche Museum für Kunst in Handel und Gewerbe erarbeitet wurde. Ferner sind in einer umfangreichen Ausstellung Silber, Keramik und Porzellan von Henry van de Velde zu sehen. In einer von mir durchgesehenen Website wird die Innenraumgestaltung des Hauses Hohenhof als einzigartiges Gesamtkunstwerk des Jugendstils bezeichnet. Ich las, dass der Hohenhof den Status eines Ankerpunkts der Route Industriekultur im Ruhrgebiet hat.
25.06.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (37)
Auf einer Website der EU wird unter dem Datum 07.05.1998 angemerkt, dass Deutschland die Instrumente zur Ratifizierung des Vertrages von Amsterdam hinterlegt hat. Über den Vorgang der Ratifizierung eines völkerrechtlichen Vertrages fand ich im Internet folgende Erläuterung: "Die Ratifikation, auch Ratiifizierung ist die völkerrechtlich verbindliche Erklärung des Abschlusses eines völkerrechtlichen Vertrages durch die Vertragsparteien. Diese geschieht jeweils durch das Organ der Vertragspartei, die diese nach außen vertritt, in der Regel das jeweilige Staatsoberhaupt. Darüber wird eine Ratifizierungsurkunde erstellt. Bei zweiseitigen Verträgen wird diese dem Vertragspartner übergeben, ber mehrseitigen Verträgen können die Vertragsurkunden auch bei einer der beteiligten Regierungen hinterlegt werden. Diese ist dann der Depositar. Der Vertrag tritt in der Regel mit der Hinterlegung der Ratifizierungsurkunde oder mit einer daran gebundenen Frist in Kraft".
Bei den von mir hinzugezogenen Quellen stellte ich nicht unerwartet fest, dass die jeweiligen Autoren die Vertragsinhalte unterschiedlich gewichten. Ein Autor misst den Reformen auf dem Gebiet der Innen- und Justizpolitik sowie der Gemeinsamen Sicherheits- und Außenpolitik eine besondere Bedeutung bei, ein anderer hebt hervor, dass die EU durch den neuen Vertrag die Beschäftigungspolitik für eine wichtige Gemeinschaftsaufgabe
erklärt hat. Es wird auch auf die Ziele einer weiterreichenden Demokratisierung der Entscheidungsprozesse, größerer Transparenz der Verfahrensabläufe in den Organen sowie der konkreten Umsetzung des Subsidiaritätsprinzips hingewiesen. Ferner wird die Forderung erhoben, die Institutionen der EU im Hinblick auf die bevorstehende Osterweiterung zu reformieren. Hinsichtlich der institutionellen Reformen wird berichtet, dass vor allem die Rechte des Europäischen Parlaments erweitert worden sind. Für diese Institution wurde bereits früher das Mitentscheidungsverfahren eingeführt. Bei diesem Verfahren wirken das Europäische Parlament und der Europäische Rat gleichberechtigt an neuen Gesetzen mit. Durch den Amsterdamer Vertrag wurde das Mitwirkungsrecht des Europäischen Parlaments von bisher 15 auf 38 Politikfelder ausgeweitet. Ausgenommen blieb jedoch weiterhin die Landwirtschaftspolitik. Ein Initiativrecht wurde diesem Parlament jedoch bis heute nicht zugestanden. Für erwähnenswert halte ich den Umstand, dass das Amt eines Hohen Vertreters für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik geschaffen wurde. Dieses Amt sollte vom Generalsekretär des Europäischen Rates bekleidet werden. Für den Bereich der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik galt übrigens das Einstimmigkeitsprinzip. Es wird auch betont, dass die Individualrechte der Bürger der Union gestärkt wurden. Dieses soll jedoch nach der Auffassung eines Autors, der für die Bundeszentrale für Politische Bildung tätig war, nur sehr "vorsichtig" geschehen sein. Jene Individualrechte wurden von der EU als Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts bezeichnet. Ein anderer Autor kommt hinsichtlich des besagten Vertrags zu folgendem Urteil: "Der in Amsterdam unterzeichnete Mantelvertrag stellt in Fortsetzung der durch die Einheitliche Europäische Akte (1980) eingeleiteten und den Vertrag von Maastricht (1992) beschleunigten Vertragsentwicklung eine neue Stufe der Verwirklichung einer immer engeren Union der Völker Europas dar, in der die Entscheidungen möglichst offen und möglichst bürgernah getroffen werden".
Im Verlauf des Jahres 1998 wurden die Instrumente zur Ratifizierung des Vertrages von Amsterdam neben Deutschland noch von folgenden Staaten hinterlegt: Schweden, Großbritannien, Dänemark, Finnland, Österreich, Italien, Irland, Luxemburg und den Niederlanden.
02.07.2019
Wuppertal im Bergischen Land (1)
Die Stadt Wuppertal habe ich das erste Mal in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre aufgesucht. Es könnte 1958, aber auch 1957 gewesen sein. Die Anfahrt geschah von Bochum aus mit dem Fahrrad. Ich hatte mich meiner ältesten Schwester und ihrem damaligen Freund angeschlossen, die eine Kunstausstellung in Wuppertal besuchen wollten. Die Ausstellung war zwei Künstlern gewidmet, die sich nach meinem Kenntnisstand der späten 1950er Jahre entsprechend dem damaligen Zeitgeist der abstrakten Malerei zugewandt hatten. Bei diesen Malern handelte es sich um Hann Trier und Joseph Fassbender. Seinerzeit war mir der Rang dieser Maler in der Kunstszene unbekannt. Der 1915 in Kaiserswerth bei Düsseldorf geborene Hann Trier wurde von der Kunstkritik und auch von Sammlern als Vertreter des Informel geschätzt. Er hatte bei jenem Ausstellungsbesuch eine Professur an der Hochschule für bildende Künste in West- Berlin inne. Schon damals war Hann Trier übrigens mit Werken bei der Documenta vertreten. Der 1901 geborene Joseph Fassbender hatte Meriten als abstrakter Maler und als Grafiker erworben. 1958 war er als Professor für Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Düsseldorf tätig. Auch Fassbender hatte an der Documenta teilgenommen. Trier und Fassbender hatten mit einem gewissen Hubert Berke die Donnerstagsgesellschaft gegründet. Diese Gesellschaft hatte es sich zur Aufgabe gemacht, das kulturelle Geschehen im Rheinland nach dem Ende der nationalsozialistischen Unterdrückung wiederzubeleben. Nach meiner Erinnerung fand die besagte Ausstellung im van der Heydt- Museum statt. An die dort gezeigten Bilder kann ich mich jedoch nur noch sehr schwach erinnern. Meine weiteren Aufenthalte in Wuppertal hatten stets mit Kunst zu tun und galten dem van der Heydt- Museum. Die dortige Schausammlung hatte es mir angetan. Zum von der Heydt- Museum werde ich mich noch in einem späteren Beitrag ausführlich äußern. Von meinen Besuchen in diesem Museum ist mir besonders die Begegnung mit der Kunstrichtung Fluxus anlässlich einer dort veranstalteten Ausstellung gegenwärtig. Das Datum dieses Besuchs ist mir entfallen. Nach meiner Einschätzung fand er in den späten 1980er Jahren statt. Zum damaligen Zeitpunkt war die Vorbereitung auf eine derartige Ausstellung noch mit Schwierigkeiten verbunden. Hierfür hätte man eine öffentlich zugängliche Bibliothek aufsuchen müssen, was ich nicht tat. In meinem Lexikon des Verlags Bertelsmann aus dem Jahr 1975 findet sich unter Fluxus kein Eintrag. Ich war daher mit der Kunstrichtung Fluxus nicht vertraut. Obwohl ich mich, meiner Gewohnheit entsprechend, längere Zeit in den Ausstellungsräumen aufgehalten habe, kann ich heute nicht mehr verlässlich sagen, welche Künstler dort mit ihren Werken vertreten waren. Bei meinen Recherchen im Internet stellte ich fest, dass es ein Museum Fluxus in Potsdam gibt. Auf der Website jenes Kunstinstituts finden sich Erläuterungen zur Kunstrichtung Fluxus. Dort heißt es unter anderem: "Fluxus ist eine internationale Kunstbewegung, die sich um 1960 in New York und Tokio sowie in den deutschen Städten Köln, Düsseldorf, Darmstadt und Wiesbaden formierte. Als Initiator gilt George Macunias (1931 - 1978), ein amerikanischer Künstler litauischer Abstammung. Die Kunstrichtung bezeichnet einen fließenden Übergang von Kunst und Leben. Gleichzeitig weist sie auf die Vergänglichkeit aller Dinge hin". Bei Wikipedia wird Fluxus als eine Kunstrichtung beschrieben, bei der es nicht auf das Kunstwerk ankommt, sondern auf die schöpferische Idee. Nach dem Dadaismus sei Fluxus der zweite elementare Angriff auf das Kunstwerk im herkömmlichen Sinne gewesen. Jenes Kunstwerk sei negiert worden und habe als bürgerlicher Fetisch gegolten. Bei Wikipedia ist eine Anzahl von Künstlern aufgeführt, die der Kunstrichtung Fluxus zuzurechnen sind. Von diesen sind mir Joseph Beuys, John Cage, Wolf Vostell, Yoko Ono, Ben Vautier und Nam June Paik bekannt.
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (38)
Im Jahr 1998 waren die Gremien der EU auch mit dem Europäischen Währungssystem (EWS) und vor allem mit der Klärung der mit der Einführung der Einheitswährung EURO verbundenen Probleme beschäftigt. In diesem Artikel gehe ich zunächst auf das Europäische Währungssystem ein. Hierzu ist lediglich zu berichten, dass die griechische Drachme am 16.03.1998 in das EWS aufgenommen wurde. Was die Einführung des EURO anbetrifft, so halte ich es für erwähnenswert, dass nach Auffassung der Europäischen Kommission elf Mitgliedsstaaten am 01.01.1999 am Euro teilnehmen sollten. Am 03.05.1998 beschloss dann der Europäische Rat auf einer Sondersitzung, dass elf Mitgliedsstaaten die vorgegebenen Kriterien erfüllen, um am 01. Januar 1999 an der einheitlichen Währung teilzunehmen. Auf Grund dieses Beschlusses nahm der Rat eine Verordnung über die Harmonisierung der technischen Merkmale der Euro-Münzen und eine weitere Verordnung über die Einführung des Euro an. Die Minister und die Zentralbank- Gouverneure nahmen die einheitliche Währung an. Die Kommission und das Europäische Währungsinstitut nahmen die einheitliche Währung ebenfalls an. Außerdem präzisierten die Kommission und das Europäische Währungsinstitut die Bedingungen für die Festlegung der unwiderruflichen Umrechnungskurse für den Euro. Unter dem Datum 26.05.1998 enthält die von mir durchgesehene Website der EU den Eintrag, dass die Regierungen der Mitgliedsstaaten die einheitliche Währung annehmen. Des weiteren wird erwähnt, dass diese Regierungen einvernehmlich den Präsidenten, den Vizepräsidenten und die weiteren Mitglieder des Direktoriums der Europäischen Zentralbank ernannt haben. Unter dem 01.06.1998 wird übrigens die Errichtung der Europäischen Zentralbank gemeldet. Auf seiner im Dezember 1998 durchgeführten Sitzung in Wien hat der Rat den Rahmen für die Vertretung der Euro- Zone nach außen festgelegt. Am letzten Tag des Jahres 1998 hat dann der Rat die festen und unwiderruflichen Umrechnungskurse zwischen den elf nationalen Teilnehmerwährungen angenommen.
Auf der besagten Website der EU wird ferner berichtet, dass der Rat auf seiner Tagung in Cardiff im Juni 1998 die Leitlinien sowie den zeitlichen Rahmen für die weiteren Beratungen über die Agenda 2000 aufgestellt hat. Über die Agenda 2000 fand ich folgende Erläuterung im Internet:"Mit dem Berliner Paket zur Agenda 2000 vom 25.März 1999 wurde eine der imfassendsten Reformen beschlossen, die die EU jemals in ihrer Geschichte unternommen hat. Ihr Finanzvolumen beläuft sich auf rund 750 Milliarden Euro. Das Paket umfasst einen Finanzrahmen bis 2006, tiefgreifende Reformen der Gemeinsamen Agrar- und Strukturpolitik sowie Änderungen des Systems der Finanzierung der EU. Dabei wurde der finanziellen Leistungsfähigkeit der Mitgliedsstaaten stärker Rechnung getragen. Für Deutschland konnten Entlastungen erreicht werden. Die Einigung war die Voraussetzung für die Weiterführung der Strukturpolitik und sollte den Weg zur Erweiterung der Europäischen Union ebnen". Bei Wikipedia wird angemerkt, dass die Agenda 2000 ein umfangreiches Aktions- und Reformprogramm der EU zur Stärkung der Gemeinschaftspolitik im Hinblick auf die Erweiterung war. Die Agenda 2000 sei auf dem Sondergipfel des Europäischen Rats im März 1999 in Berlin in der Form von etwa zwanzig Rechtstexten verabschiedet worden. Erste konzeptionelle Grundlagen unter diesem Namen seien am 16.Juli 1997 durch die Europäische Kommission erarbeitet und am 17.März 1998 durch detaillierte Legislativentwürfe ergänzt worden.
23.07.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (39)
Im Gegensatz zu den Vorjahren nahm die Europäische Kommission im Jahr 1998 für ihre Aktivitäten nur wenig Sachverstand von außen in Form von Grünbüchern und Weißbüchern in Anspruch. Am 22.07.1998 nahm sie ein Weißbuch über ein Gemeinschaftskonzept für Verkehrsinfrastrukturgebühren an. Es folgten noch zwei Grünbücher. Das eine hatte die Bekämpfung der Nachahmung und Produktpiraterie im Binnenmarkt zum Inhalt, das andere gab Aufschluss über die Frequenzpolitik. Der Begriff Frequenzpolitik wurde im Internet wie folgt erläutert: "Frequenzpolitik hat die Aufgabe, die Frequenzressourcen zum Nutzen der Gesellschaft auf verschiedene Anwendungen bedarfsgerecht zu verteilen und gegebenenfalls dem technischen Fortschritt entsprechend Anpassungen vorzunehmen, um innovative Technologien und Dienstleistungen möglich zu machen".
Ich gehe davon aus, dass ich auch über das Geschäftsjahr 1999 der Europäischen Union mehrere Artikel verfassen werde. Ich beginne mit der Kooperation der EU mit anderen Staaten, wobei die Handelspolitik im Vordergrund steht. Am 15.04.1999 und 16.04.1999 fand in Stuttgart die dritte Europa-Mittelmeer-Konferenz statt. An dieser Konferenz nahm zum ersten Mal auch Libyen teil. Die nach Stuttgart entsandten Minister kamen darin überein, den Bereichen Politik und Sicherheit, Wirtschaft und Finanzen sowie Soziales, Kultur und menschliche Beziehungen neue Impulse zu verleihen. Eine Zusammenarbeit in diesen Bereichen war bereits auf der Konferenz von Barcelona vereinbart worden. Auf einer Website der EU wird hierzu ergänzend mitgeteilt, dass zu diesem Zwecke insbesondere die intraregionale und subregionale Zusammenarbeit verbessert und nichtstaatliche Akteure stärker in die Durchführung von Maßnahmen einbezogen werden sollten. Auf den 17.06.1999 war das Gipfeltreffen Europäische Union- Kanada anberaumt worden. Tagungsort war Bonn. Auf dieser Tagung unterzeichneten beide Seiten ein Abkommen über die Anwendung ihres Wettbewerbsrechts und begrüßten die bei der Umsetzung des gemeinsamen Aktionsplans von 1996 erzielten Fortschritte sowie die von beiden Parteien 1998 lancierte Handelsinitiative. Positiv eingeschätzt wurde vor allem die Einleitung von Gesprächen zwischen Unternehmen aus Ländern der EU und Kanada am so genannten runden Tisch. Anlässlich dieser Gespräche sollten auch Vorbereitungen zu multinationalen Handelsverhandlungen getroffen werden. Hierfür wurden gemeinsame Ziele festgelegt. Nächster wichtiger Termin in Sachen Kooperation war der 20.06.1999. An diesem Tag kamen Repräsentanten der EU und Japans zu ihrem achten Gipfeltreffen in Bonn zusammen. Beide Parteien bekundeten ihr starkes Interesse am Ausbau ihrer Beziehungen. In diesem Zusammenhang wollten sie insbesondere gemeinsame politische Projekte angehen und hierbei bei der Vorbereitung der nächsten Runde multilateraler Handelsbeziehungen zusammenarbeiten. Auch bestand die Absicht, ein bilaterales Abkommen über die gegenseitige Anerkennung der Konformitätsprüfungen und Konformitätsbescheinigungen zu schließen. Nach meinen Recherchen ist die Konformitätsprüfung ein wesentlicher Bestandteil eines jeden Zertifizierungsverfahrens nach technischen Richtlinien.
Weitere Ausführungen folgen.
Wuppertal im Bergischen Land (2)
Bei Durchsicht der von mir erworbenen Zeitschrift "TV- Spielfilm" stieß ich am 28.06.2019 auf die Fernsehsendung "Heimatabend Wuppertal". Von dieser Sendung erhoffte ich für die von mir geplante Artikelserie "Wuppertal im Bergischen Land" gewisse Anregungen. Mir war durchaus bewusst, dass bei Sendungen dieser Art, die im Regionalfernsehen ausgestrahlt werden, in erster Linie auf den Unterhaltungswert abgestellt wird. In dieser Hinsicht hat mich "Heimatabend Wuppertal" nicht enttäuscht. Mit der bildlichen Aufbereitung des Stoffs wurde die als Filmemacherin bezeichnete Frau Marika Liebsch betraut. Aus meiner laienhaften Sicht hat sie ihre Aufgabe gut gemacht. Bei meinen Recherchen über diese Sendung fand ich eine Stellungnahme des Pressedienstes des Westdeutschen Rundfunks zur Serie "Heimatabend". In dieser Stellungnahme heißt es unter anderem: "Heimatabend präsentiert sich aus der Sicht prominenter und nicht prominenter Bewohnerinnen und Bewohner mit viel Herz, Schätzen aus den Archiven und teilweise aus noch nie gesendetem Archivmaterial. Es geht um Menschen, die erzählen,warum sie gerne in der Stadt leben und diese vielleicht auch gar nicht mehr verlassen wollen. Die Sprecherinnen und Sprecher haben eine besondere Beziehung zu ihrer Stadt und verleihen den Filmen eine besondere Note. Schauspieler Christoph Maria Herbst kommentiert sein Wuppertal". Ich muss bekennen, dass ich diesen Schauspieler trotz seiner großen Präsenz im Fernsehen bisher nicht bewusst wahrgenommen habe. Auch kann ich mich an eine herausragende Rolle des Herrn Herbst in dieser Fernsehsendung nicht erinnern. Während ich mir die besagte Sendung ansah, habe ich mir einige Notizen gemacht. Auch hier taucht der Name Christoph Maria Herbst nicht auf. Ich habe lediglich die Namen Tony Cragg, Martin Heuwold, Ursula Kraus und Tom Tykwer notiert. Als weitere Wuppertaler Mitmenschen, die in dem Fernsehbeitrag zu Wort gekommen sein sollen, wurden die Schauspielerin Lore Duwe, Kurt A. Rosenberger, Tanja Stewner und Michael Okroy genannt. Von all diesen Personen war mir nur der Filmregisseur Tom Tykwer ein Begriff. "Heimatabend Wuppertal" wurde übrigens nicht in die Mediathek des WDR aufgenommen. Der WDR veröffentlichte jedoch außer der erwähnten Stellungnahme zur Serie "Heimatabend" einen Text zu "Heimatabend Wuppertal", der auch auf den Websites anderer Institutionen erschien. Weitere Texte zu jenem Fernsehbeitrag machte ich nicht ausfindig. Nach meinen Aufzeichnungen wurde ziemlich zu Beginn der Sendung die Gründung der Stadt Wuppertal behandelt, deren hauptsächliche Bestandteile die einst selbständigen Städte Elberfeld und Barmen sind. Im Text des WDR ist von der feinen Handelsstadt Elberfeld und der Malocherstadt Barmen die Rede. In der Sendung wird Elberfeld gar als Kunstmetropole bezeichnet. Es wird berichtet, dass man sich zunächst nicht auf einen Namen für das neue Gemeinwesen einigen konnte. Man habe sich schließlich auf den Namen "Wuppertal" verständigen können. Dieses sei im Jahr 1929 geschehen. Am 01.08.1929 habe Wuppertal eine Einwohnerzahl von 415.000 Personen aufgewiesen. Die 1920er Jahre werden als die goldene Zeit der zur Stadt Wuppertal zusammengeschlossenen Gemeinden verklärt. Dann wird aber auch betont, dass Wuppertal Ende der 1920er Jahre eine Hochburg der Nationalsozialisten war. Durch heftige Straßenkämpfe sei es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen gekommen. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten seien 2.500 der linken Szene zugerechnete Personen verhaftet worden. Bereits ab dem Jahr 1940 seien Luftangriffe der Alliierten auf Wuppertal zu verzeichnen. 1943 sei die Stadt eine Stunde bombardiert worden. Es seien auch Phosphorbomben abgeworfen worden. Es seien 3.500 Tote zu beklagen. Zwei Drittel der Häuser seien zerstört worden. Bis Kriegsende hätte es noch zahlreiche weitere Luftangriffe auf Wuppertal gegeben. Am Ende des Zweiten Weltkrieges hätte die Bevölkerung Wuppertals "vor dem Nichts gestanden". Es habe Nahrungsknappheit geherrscht. Trotz der großen Wohnungsnot sei Anfang der 1950er Jahre der Optimismus zurückgekehrt. Nach meiner Wahrnehmung wurden in den 1950er Jahren in vielen deutschen Städten Hallen-Schwimmbäder errichtet. So wurde in dieser Sendung auch darauf hingewiesen, dass Wuppertal in jener Zeit eine "Schwimmoper" bekam. Außerdem wurde darauf aufmerksam gemacht, dass entsprechend dem damaligen Zeitgeist der Umbau der Kommune in eine autogerechte Stadt erfolgte. Hierbei wurde das Autobahnkreuz Sonnenborn geschaffen, das wohl aus heutiger Sicht den vielzitierten Bausünden zugerechnet werden kann. Dieses Bauwerk wurde 1968 für den Verkehr freigegeben. Hervorgehoben wurde ebenfalls, dass damals einige Bauten errichtet wurden, die kulturellen Belangen dienten. In das Jahr 1966 falle die Eröffnung des in Elberfeld gelegenen Schauspielhauses. Zehn Jahre zuvor habe das im Krieg zerstörte Opernhaus in Barmen seinen Betrieb wieder aufnehmen können. Ferner wurde das Wirken der Choreographin Pina Bausch entsprechend gewürdigt. Die für musikalische Darbietungen genutzte Stadthalle wurde auch für die gute Akustik ihrer Festhalle gepriesen. Immerhin wurde auch nicht versäumt, den Status Wuppertals als Wissenschaftsstandort ins rechte Licht zu rücken. Hier wurde die Bergische Universität genannt, die 1972 unter der Bezeichnung Gesamthochschule Wuppertal gegründet worden sei. Relativ viel Zeit wurde dem Thema Schwebebahn gegeben. Diese verkehre bereits seit 1901. Nachdem im Krieg schwerwiegende Zerstörungen aufgetreten seien, habe man sie 1946 wieder in Betrieb genommen. In der Sendung wurde auch über ein kurioses Ereignis berichtet. Als Werbung für einen Zirkus sei ein Elefant mit der Schwebebahn befördert worden. Da die Art der Beförderung dem Elefanten nicht zugesagt habe, sei er aus der Bahn in die Wupper gesprungen. Bemerkenswerte Verletzungen soll er durch diesen Vorfall nicht erlitten haben. Nachdem die Schwebebahn jahrzehntelang im Ruf eines sehr sicheren Verkehrsmittels gestanden habe, sei es am 12.04.1999 zu einem schweren Unfall gekommen. Infolge eines Wartungsfehlers sei ein Wagen in die Wupper gestürzt. Bei diesem Unfall seien 5 Personen getötet und 37 verletzt worden. Der Bericht über die Fernsehsendung "Heimatabend Wuppertal wird fortgesetzt.
06.08.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (40)
Bereits in meinem Artikel vom 23.07.2019 habe ich darauf hingewiesen, dass im Jahr 1999 der Handelspolitik bei den Aktivitäten der EU eine besondere Bedeutung zukam. In der Zeit vom 30.11.199 bis zum 03.12.1999 fand übrigens eine Konferenz der Welthandelsorganisation (WTO) in Seattle (USA) statt. Diese Konferenz war offensichtlich durch hohe Erwartungen gekennzeichnet. Es ist nämlich von einer "Jahrtausendrunde" die Rede. Die Teilnehmer konnten jedoch keine Einigung erzielen. Ich komme nun auf die Kooperation der EU mit anderen Ländern im Berichtsjahr zurück. Ich halte es für bemerkeswert, dass in diesem Zeitraum drei Konferenzen von Vertretern der EU und der USA zu verzeichnen sind. Für zwei dieser Treffen wurde auf einer Website der EU die Bezeichnung Gipfeltreffen EU- USA gewählt. Tagungsort der ersten dieser beiden Konferenzen war Bonn. Hierbei gaben beide Parteien am 21.06.1999 eine Erklärung des Inhalts ab, dass die Partnerschaft auf der Grundlage der Neuen Transatlantischen Agenda ausgebaut werden sollte. Gleichzeitig versicherten sie, auf dem Gebiet der Bewältigung internationaler Krisen zusammenzuarbeiten. Beide Parteien kamen überein, zur Vermeidung von Handelskonflikten ein Frühwarnsystem einzuführen. Bei den Gesprächen spielte die Situation im Kosovo und in Südosteuropa eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang wurde auch geprüft, wie die Zusammenarbeit optimal für den Aufbau der Region genutzt werden könnte. Als eine internationale EU- USA Konferenz wurde eine Zusammenkunft in Wien bezeichnet, die am 29.09.1999 begann und am 01.10.1999 endete. In dieser Veranstaltung ging es um die Bekämpfung bestimmter krimineller Machenschaften im Internet. Die dritte der besagten Konferenzen wurde am 17.12.1999 in Washington durchgeführt. Bei ihr nahmen beide Parteien gemeinsame Erklärungen zu Südosteuropa, Tschetschenien, der nordischen Dimension Europas, leichten Waffen und der Welthandelsorganisation an. Hinsichtlich der Erklärung zur WTO verpflichten sich beide Parteien ihre Vorbereitungen zur Einleitung einer neuen Runde multilateraler Handelsverhandlungen fortzusetzen. Was jene Verhandlungen anbetrifft, so betonen sie die Notwendigkeit, die Arbeiten der WTO transparenter zu gestalten und die Anliegen der Entwicklungsländer stärker zu berücksichtigen. Ferner vereinbarten die Teilnehmer eine Intensivierung ihrer Zusammenarbeit, insbesondere in den Bereichen Justiz und Inneres sowie Biotechnologie. Der Begriff nordische Dimension Europas stimmt übrigens mit der von der Bundeszentrale für politische Bildung getroffenen Wortwahl "Nördliche Dimension der EU" (N) überein. Diese Institution hat die folgende Erläuterung veröffentlicht: "Die "N" ist eine regionale Kooperation zwischen den EU- Ländern im Ostseeraum sowie Island, Norwegen und Russlands Nordwesten. Sie geht auf eine Initiative Finnlands im Jahr 1997 zurück, das damals als neues EU- Mitglied die Gemeinschaft für nordische Anliegen sensibilisieren wollte. Die "N" will durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit die Stabilität und Sicherheit in der Region steigern. Dazu sollen die regionalen und lokalen Institutionen besser vernetzt, zusätzliche EU- Ausgaben jedoch vermieden werden. Die "N" zielt insbesondere auf Bereiche wie Wirtschaft und (nukleare) Sicherheit, Umwelt und Soziales ab".
Wuppertal im Bergischen Land (3)
Ich setze nunmehr meine Ausführugen über die Fernsehsendung "Heimatabend Wuppertal" fort. In dieser Sendung wurde auch berichtet, dass eine Sanierung der Nordstadt Wuppertals geplant war. Hierbei sollten zahlreiche Altbauten, die von vielen Bürgern aus städtebaulicher Sicht als Bereicherung empfunden wurden, abgerissen werden. Nach meiner Erinnerung trug sich dieses im Verlauf der 1970er Jahre zu. Gegen dieses Vorhaben hätten sich heftige Bürgerproteste gerichtet. Die entsprechenden Planungen seien daraufhin verworfen worden. Statt Abrissmaßnahmen seien Renovierungsarbeiten durchgeführt worden. Heute sei die Nordstadt Deutschlands größtes Stadtquartier mit Häusern aus der Gründerzeit. Im Jahr 1987 stattete Erich Honecker bekanntlich der Bundesrepublik Deutschland einen offiziellen Besuch ab. Honecker habe anlässlich dieses Besuchs den Wunsch geäußert, das in Wuppertal gelegene Geburtshaus Friedrich Engels zu besichtigen. Dem Wunsch Honneckers sei entsprochen worden. Filmmaterial vom Besuch Honneckers in Wuppertal fand übrigens in der Sendung Verwendung. Oberbürgermeisterin von Wuppertal war zu jener Zeit Frau Ursula Kraus. Sie verstand es bei "Heimatabend Wuppertal" über dieses Ereignis, bei dem sie und auch Johannes Rau zugegen waren, anschaulich und charmant zu plaudern. Die 1990er Jahre wurden als Krisenzeit für Wuppertal hingestellt. Es seien viele Bewohner arbeitslos gewesen. Für Wuppertal muss die dortige Nordbahn eine gewisse Bedeutung gehabt haben. Es wurde nämlich erwähnt, dass sie in der betreffenden Krisenzeit eingestellt wurde. Später sei die Trasse der Nordbahn zu einem besonderem Fahrradweg umgebaut worden. Als eine spezielle Veranstaltung wurde das Stadtfest "Langer Tisch" vorgestellt. Nach den gezeigten Bildern wurden im öffentlichen Raum viele Tische nebeneinander gestellt, an denen Bürgerinnen und Bürger Platz nahmen und gemeinsam feierten. Die Premiere dieser Veranstaltung habe im Jahr 1989 zum sechzigsten Geburtstag der Stadt Wuppertal stattgefunden. Im Verlauf der Sendung wurde Frau Kraus wiederholt ins Bild gerückt, wobei sie sich eloquent zu Begebenheiten aus früherer Zeit einließ. Ursula Kraus wurde wie Helmut Kohl im Jahr 1930 geboren. Bei ihrem Auftritt machte sie einen sehr souveränen Eindruck und wirkte auch äußerlich keineswegs wie eine Endachtzigerin. Im Internet sah ich Aufnahmen von Frau Kraus aus dem Jahr 2019. Diese Aufnahmen vermittelten ein ganz anderes Bild von ihr. Ich vermute daher, dass es sich bei den mit ihr gezeigten Sequenzen um älteres Archivmaterial handelt. 1984 wurde Ursula Kraus als erste Frau zur Oberbürgermeisterin von Wuppertal gewählt. Bürgermeisterin wurde Irmgard Wohlert von den Grünen. Der Umstand, dass zwei Frauen in einer Großstadt die politischen Spitzenämter innehatten, erregte damals noch mediales Aufsehen. Frau Kraus bekleidete das Amt der Oberbürgermeisterin bis zum Jahr 1996. Ihr wurde beharrliches Eintreten für die Interessen der Menschen in ihrer Heimatstadt Wuppertal und im Land Nordrhein- Westfalen nachgesagt. Hinzuzufügen ist noch, dass die SPD- Politikerin Kraus auch Abgeordnete im Landtag von NRW war, zeitweilig sogar neben ihrer Funktion als Oberbürgermeisterin. Hervorgehoben wurde bei einer Würdigung ihrer Verdienste ebenfalls ihre bürgernahe, soziale Politik. In ihre Amtszeit fallen der Bau des Elberfelder Heizkraftwerks, die Einrichtung einer dritten Gesamtschule sowie die Eröffnung der Unihalle. Außerdem wurde das Von der Heydt- Museum umgebaut und die Hauptfeuerwache eingeweiht. Ferner entstanden das W- tec genannte Technologiezentrum Wuppertal und das Wuppertal Institut. Arbeitsfeld dieses Instituts ist die anwendungsorientierte Nachhaltigkeitsforschung. Immerhin wurde auch mit dem Umbau der Schwebebahn begonnen. Auf einer von mir aufgesuchten Website wurde ich darüber unterrichtet, dass sich Ursula Kraus in besonderem Maße für die Schaffung und Pflege von Städtepartnerschaften einsetzte. So kamen 1987 Partnerschaften mit Schwerin und der in Nicaragua gelegenen Stadt Matagalpa zustande. 1988 folgte eine Städtepartnerschaft mit Liegnitz. Frau Kraus wurden für ihre politische Arbeit mehrfach Ehrungen zuteil. Am 04.06.1983 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Nordrhein- Westfalen, am 03.02.1998 wurde ihr der Ehrenring der Stadt Wuppertal überreicht, am 28.08.2000 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Wuppertal ernannt und am 15.11.2002 wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet.
20.09.2019
Die Europäische Union und ihre Vorgängerorganisationen (41)
Im Jahr 1999 pflegte die Europäische Union die Zusammenarbeit weltweit mit anderen Regionen besonders intensiv. Vor allem wurden wiederum, wie ich schon in meinen Artikeln mit den Ordnungsziffern 39 und 40 angemerkt habe, mehrere Kooperationsabkommen abgeschlossen. Am 24.03.1999 und 25.03.1999 konnte auf der Sondertagung des Europäischen Rates der Abschluss des Handels- und Kooperationsabkommens mit Südafrika gebilligt werden. Das Gipfeltreffen Europäische Union- Kanada vom 17.06.1999 in Bonn habe ich bereits in einem früheren Beitrag behandelt. Am 16.12.1999 fand jedoch ein weiteres Gipeltreffen dieser Partner in Ottawa statt. Auf jenem Treffen wurden zwei gemeinsame Erklärungen zum elektronischen Geschäftsverkehr und zur Informationsgesellschaft, zur nordischen Zusammenarbeit sowie zu leichten Waffen angenommen. Bei den dort geführten Gesprächen wurden ferner die Folgemaßnahmen zur WTO- Ministerkonferenz in Seattle und verschiedene Handelsfragen erörtert, wobei beide Partner die Erfolge der bilateralen Handelsinitiative begrüßten. Als ein auch für die EU wichtiges Ereignis stufe ich das erste Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsländer der EU und der entsprechenden Staatslenker Lateinamerikas und des karibischen Raums vom Juni 1999 ein. Bei dem besagten Treffen wurde die Erklärung von Rio verabschiedet, in der die Teilnehmer bekundeten, eine strategische Partnerschaft zwischen beiden Regionen auf der Grundlage des gemeinsamen kulturellen Erbes entwickeln zu wollen. Die Aktionsschwerpunkte sollten auf einem gemeinsamen Eintreten für die repräsentative Demokratie, den Rechtsstaat, die verantwortungsvolle Staatsführung, Pluralismus und soziale Entwicklung einschließlich einer gerechten Verteilung der Güter sowie einer
harmonischen Eingliederung in die Weltwirtschaft gelegt werden. Bereits geraume Zeit vor dem Berichtsjahr arbeitete die EU mit Staaten Afrikas, der Karibik und des pazifischen Raumes, die AKP- Staaten genannt werden, zusammen. Im Oktober 1999 wurde wieder einmal eine Sitzung von Repräsentanten der EU und der AKP- Staaten anberaumt. Tagungsort war Nassau auf den Bahamas. Im selben Monat wurde das Gipfeltreffen EU- Russland in Helsinki veranstaltet. Hier war der Krieg in Tschetschenien ein bedeutender Tagesordnungspunkt. Wichtig für den Zusammenhalt der Staaten Europas ist auch der Umstand, dass die Europäische Kommission am 09.12.1999 eine Gemeinschaftliche Assoziations- und Wiederaufbauhilfe für den Westbalkan beschloss. Dieser Maßnahme wurde die Bezeichnung CARA gegeben. Schon 1999 befand sich der Handel zwischen China und den Mitgliedsländern der EU auf einem hohen Niveau. Beide Seiten waren bestrebt, die Zusammenarbeit weiter auszubauen. Es fand daher am 21.12.1999 ein Treffen von Vertretern Chinas und der EU in Peking statt. Im Mittelpunkt der Gespräche standen der Reformprozess in China, die Menschenrechtslage, die wirtschaftlichen Beziehungen und der Beitritt Chinas zur WTO. Dem zuletzt genannten Punkt wurde Priorität beigemessen. Außerdem wurde bei diesem Treffen die Gründung einer chinesisch- europäischen Handelskammer in Peking angekündigt. Ferner wurde die Fortsetzung des chinesisch- europäischen Wirtschaftsdialogs zugesagt.